Die Gründe für den sinkenden Reifenersatzmarkt sind vielfältig und
nicht allein vom Reifen(fach)handel verschuldet. Dass der Markt nicht
mehr wächst, haben inzwischen alle begriffen.
Das vergangene Pkw-Winterreifengeschäft hat zu einem deutlichen
Stimmungsabschwung geführt. Viele Betriebe rechnen auch bei den
Sommerreifen fortgesetzt mit Verschlechterungen bei Menge, Rohertrag
und Gewinn. Das sind die Fakten, wie sie zum Beispiel der
Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV), in dem
auch der österreichische Verband der Reifenspezialisten (VOR)
vertreten ist, erhoben hat. Laut dem Verbandsvorsitzenden Peter
Hülzer und Verbandspräsident James Tennant fehlt es dem Reifenhandel
"augenblicklich an der Zukunftszuversicht".
InÖsterreich rechnet die Lieferantenszene trotz ganz leichter
Besserungstendenz im Sommerabsatzverlauf mit circa 3 Prozent
Stückzahl- und Margenverlust. Frühestens 2016 sei mit einer sanften
Erholung zu rechnen, ringen sich optimistische Vertriebsmanager
positive Szenarien ab. Neben dem lokalen Vertriebsereignis bekommen
nämlich auch die Hersteller den starken Dollar zu spüren: Bis zu 15
Prozent teurer schießen ihnen die Rohstoffpreise ins Kontor. Es ist
für Hersteller, Lieferanten und Handel gleichermaßen problematisch,
im Aftermarket zu reüssieren.
Auch die Industrie leidet
Preislich ist kaum mehr Substanz zu schaffen, die Reifenprodukte sind
innerhalb der Multibrands mehrfach austauschbar und preisaggressive,
qualitativ ansprechende neue Anbieter kommen hinzu. Lediglichüber
die persönliche Vermarktungskompetenz lässt sich noch der Erfolg
abbilden. Diesbezüglich haben manche namhafte Hersteller aus
Effizienzsteigerungsgründen in ihren Vertriebsnetzen großen Schaden
angerichtet. Es fehlt ihnen vielfach an kompetenten Vertriebsleuten,
die zudem das Vertrauen ihrer Langzeitkunden genießen.
Auf der Strecke bleiben die Langsamen, die Suchenden nach schierer
Absatzgröße und die, denen der Zugang zum Kunden verloren gegangen
ist. Von der Hand in den Mund leben ist längst keine Strategie mehr,
denn auch die Online-Vermarktung kannibalisiert mehr, als es Geschäft
bringt. Der Marktkuchen wird nicht größer. Nach den aktuellen
Marktgegebenheiten weiß der Handel für längere Zeit das Match beim
Kunden verloren und den Lieferanten geht es kaum besser. Allerdings
haben die Hersteller einen langen Atem.
Aufeinander zugehen
Handel und Importeure werden wohl ein gutes Stück aufeinander zugehen
müssen, um gemeinsam wieder Erträge erwirtschaften zu können. Auch
das wissen alle, nur wer macht den Anfang? Die Logik verlangt, dass
Funktionalität entlohnt wird. Die Gier wird noch weitere Opfer
fordern, weil der Vermarktungskuchen längst zu klein geworden ist.
Wer allerdings unseren Reifenmarkt besser und vor allem glaubwürdiger
einzuschätzen glaubt, der will sich bei uns in der Redaktion melden.
Wir zahlen gerne Texthonorar dafür.