Die Restlager sind gefüllt, die Bereitschaft zur Einlagerung ist
überschaubar. Trotz schwachem Sell-in sind die Hersteller vorsichtig
zuversichtlich für das Winterreifengeschäft.
Welche Erwartungen haben Sie für das Reifen-Geschäft in der heurigen
Wintersaison?
Körpert, Vredestein: Abhängig von den Wetterverhältnissen erwarte ich
ein Geschäft auf dem Niveau vom Vorjahr. Sollte es extrem viel Schnee
geben, wird sich die Menge erhöhen, sonst wird die Menge sich aber
leider nochmals reduzieren.
Appel, Semperit: Durch den milden Winter 2014/2015 gibt es
Restmengen. Hier gilt es jedoch zwischen Fahrzeugmarken,
Vertriebskanälen und Regionen zu unterscheiden. Wir sind mit unserer
derzeitigen Lieferquote an unsere Kunden zufrieden. Hilfreich für die
gesamte Branche wäre sicher ein "richtiger" Winter.
Schramm, Goodyear: Mit einem Anteil von zwei Drittel des
Gesamtmarktes ist das Winterreifengeschäft in Österreich von
entscheidender Bedeutung. Wir sehen zwar einen nach wie vor hohen
Anteil an zugelassenen Fahrzeugen, schätzen allerdings das
Gesamtgeschäft unter dem Vorjahr ein.
Gömmel, Hankook: Wir gehen optimistisch gestimmt in die diesjährige
Wintersaison. Die Nachfrage nach unseren Produkten hat auch in
Österreich noch einmal deutlich zugelegt, gestärkt auch durch unsere
wachsende Präsenz im Erstausrüstungssegment. Jüngst konnten wir auf
der IAA in Frankfurt weitere Erfolge im OE-Geschäft bei namhaften
Automobilherstellern wie Audi, BMW oder Mercedes bekanntgeben. In
Kombination mit verschiedenen Marketingmaßnahmen wie unserem
Engagement als exklusiver Reifenlieferant der DTM, Formel 3 und des
Audi Sport TT-Cups, aber auch verstärkt über regionale
Marketingaktivitäten stützen wir die Bekanntheit der Marke Hankook
nachhaltig und steigern unsere Visibilität im Markt.
Riepl, Falken: Wir gehen optimistisch in die Saison. Natürlich ist
uns bewusst, dass die allgemeine Restlagersituation teilweise
angespannt ist. Auch stehen wir weiterhin vor der Herausforderung,
dass sich die Erträge für alle Beteiligten im Wintergeschäft
verbessern müssen. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir diese
Hürden durch unsere Leistung und Go-to-Market-Strategie erfolgreich
nehmen können. Wir sind durch unsere hochwertigen Produkte und unser
Händlernetzwerk gut im Markt positioniert. Das belegen auch
Auszeichnungen wie der VRÖ-Award, den wir Anfang des Jahres zum
ersten Mal für unsere Qualität, die Preis-und Rabattpolitik sowie
unseren Service gewinnen konnten.
Ostbomk, Michelin: Für Hersteller ist es heuer durch ein
vorsichtigeres Bestellverhalten des Handels und aufgrund der
Restbestände aus dem Vorjahr ein nicht sehr einfaches Jahr im
Sell-in. Im Sell-out hingegen sehen wir Chancen wegen der
aufgeschobenen Käufe des Vorjahres und aufgrund der
"Winterreifendurchfahrer".
Mielacher, Pirelli: Wir erwarten in Bezug auf die Menge eine starke
Wintersaison. Aufgrund des enormen Preisdrucks auf das Produkt Reifen
wird die Dienstleistung einen entscheidenden Anteil am kaufmännischen
Erfolg des Wintergeschäftes haben. Das Thema Verfügbarkeit ist in
diesem Winter ein sehr
wichtiges. Die Industrie hat an den Handel um 20 Prozent weniger
geliefert als im Vorjahr. Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, dass
der Bedarf im Vergleich zum Vorjahr weniger ist. Die Industrie hat
somit einen Teil der Lagerverwaltungübernommen und muss versuchen,
diese logistische Herausforderung zu meistern.
Gulow, Bridgestone: Der Sell-in-Bedarf ist momentan auf einem
historischen Tiefpunkt angelangt, sicher ein Resultat der vergangenen
eher "grünen" Winter und der relativ hohen Restlagerbestände. Für den
Sell-out sehen wir im Handelsbereich positive Tendenzen und somit
einen Lagerabbau der Winterreifenüberhänge aus vorangegangenen
Jahren.
Gößler, Nokian: 2015 wird für Handel und Industrie bestimmt eine
große Herausforderung. Dennoch gehen wir sehr optimistisch in die
Wintersaison, das begründet sich in unserer neuesten Produktpalette
wie zum Beispiel dem WR D4 als erstem Premium-Winterreifen mit Klasse
A im Nassgrip, sehr guten Testergebnissen sowie einer guten
Verfügbarkeit.
Eckhart, Kumho: Wir sehen der heurigen Wintersaison vorsichtig
optimistisch entgegen. Wie immer wird ein früher Wintereinbruch auf
das Kaufverhalten der Konsumenten starken Einfluss nehmen und den
Sell-out bei den Händlern beschleunigen.
Von welchen Neuheiten bei Produkten, Dienstleistungen beziehungsweise
beim Marketing können Ihre Händler profitieren?
Gömmel, Hankook: Wir starten mit unseren zwei neuen
Winterspezialisten Hankook i*cept evo 2 und Hankook i*cept RS 2 und
einem erweiterten Line-up in die kommende Wintersaison. Darüber
hinaus operieren wir am Markt Österreich erstmalig in einer
Wintersaison bei ausgewählten Kunden mit einer hochinteressanten
Endverbraucheraktion, die unter anderem den Reifenwechsel im
Fachbetrieb unterstützen soll, wo der Endverbraucher dann auch eine
ausführliche Beratung zum Thema Winterreifen erhält.
Eckhart, Kumho: Das Hauptaugenmerk liegt auf unserem im Vorjahr neu
auf den Markt gebrachten WinterCaft WP51, den wir heuer um einige
wichtige Dimensionen erweitern. Auch der immer stärker wachsende
Markt der Ganzjahresreifen ist mit unserem All-Wetter-Spezialist
Solus HA31 bestens abgedeckt. Der Reifen vereint alle Eigenschaften
eines Sommer-und Winterreifens und sichert damit dem Autofahrer rund
ums Jahr erstklassige Leistung.
Gößler, Nokian: Zu unserer sehr aktuellen Produktpalette bieten wir
heuer viele Neuheiten: WR D4, WR C3 und Wheaterproof mit besonderen
Alleinstellungsmerkmalen wie Twin-Trac-Silica, Schneematschschleuder
oder Pumplamellen-System. Um den POS zu unterstützen, setzen wir auf
Zufriedenheitsgarantie und Marketing in neuen und traditionellen
Medien.
Körpert, Vredestein: Wir haben für diese Saison unser
Dimensionsangebot ausgeweitet, speziell für die Kategorie der kleinen
SUV haben wir die neuen Dimensionen neu im Lager vorrätig. Unser
Courtesy-Car-Programm ist neu und groß wie nie. Für Apollo haben wir
bei den österreichischen Fußballvereinen Rapid Wien und Sturm Graz im
Stadion LED-Bandenwerbung. Bei Vredestein haben wir den Vertrag mit
Red-Bull-Air-Racer Hannes Arch verlängert und auf der IAA gerade die
neue "Rock the Road"-Kampagne vorgestellt.
Riepl, Falken: Wir gehen mit dem bewährten Programm in die
Wintersaison und bieten unseren Kunden High-Performance-Reifen, die
sich durch ihre hohe Qualität und die außergewöhnlichen
Fahreigenschaften auszeichnen. Den Verkauf in Richtung Endverbraucher
unterstützen wir wieder mit unserer erfolgreichen und bekannten
"Falken sagt Tanke"-Aktion.
Appel, Semperit: Bei unseren Kunden setzen wir auf Kontinuität, bei
unseren Produkten auf stetige Weiterentwicklung. Dies bedingt nicht
zwingend die Neueinführung eines Reifens, wie der diesjährige
ÖAMTC-Test zeigt. Unser bewährtes Continental-Produkt ist wieder ganz
vorn und Semperit ist in der österreichischen Kerndisziplin Schnee
immer "top".
Schramm, Goodyear: Goodyear Dunlop bietet mit dem Goodyear UltraGrip
Performance und dem Dunlop Winter Sport 5 zwei neue
High-Performance-Winterreifen an. Die Produkte zeichnen sich durch
ausgewogene Leistungen auf hohem Niveau auf Schnee, nasser und
trockener Fahrbahn sowie einen reduzierten Rollwiderstand aus. Erste
Testergebnisse des ACE (durchgeführt mit ARBÖ und GTU) bestätigen das
Top-Niveau und stellen beide neuen Reifen auf das Siegerpodest.
Attraktive Endverbraucher-Prämien beider Marken unterstützen den
Sell-out.
Ostbomk, Michelin: Neu bieten wir mit dem Michelin CrossClimate den
ersten Sommerreifen mit Wintereigenschaften an, der gerade
"Autobild"-Ecomeister geworden ist. Mit dem Kleber Citilander gibt es
einen zusätzlich neuen SUV-Winterreifen. Unsere bewährte
30-Euro-Tankgutscheinaktion wird es auch diese Saison wieder geben.
Mielacher: Pirelli wird gleich dem Vorjahr mit dem Tyrelife-Konzept
Händlern und Endverbrauchern die Markenentscheidung leichter machen.
Gulow, Bridgestone: Wir führen in diesem Jahr das komplette Line-up
unseres Bridgestone Blizzak LM001 ein. Für die Marke Firestone ist ab
der zweiten Jahreshälfte erstmalig unser Produkt Multiseason, ein
Ganzjahresreifen mit Schneeflocken-Symbol, in sechs Dimensionen
erhältlich. Im Bereich Marketing setzen wir bis zum 15. Dezember
unsere Sell-out-Kampagnen für beide Marken um. Endverbraucher können
sich bei Bridgestone interessante Gutscheinprämien und bei Firestone
tolle Sachprämien sichern. Mit dem Weltcupauftakt in Sölden sind wir
auch wieder an verschiedenen Rennstrecken als FIS-Event-Sponsor beim
alpinenSkiweltcup präsent und stärken somit die Markenbekanntheit
von Bridgestone.
Wie schätzen Sie die Entwicklung der verschiedene Vertriebsschienen
(Reifenfachhandel, industrieeigene beziehungseise industrienahe
Betriebe, Marken-Autohäuser, freie Kfz-Werkstätten,
B2C-Onlinevertrieb mit Montagepartnern, ...) ein? Welche
Vertriebsschienen werden für Ihren Konzern die größte Rollespielen?
Riepl, Falken: Für uns hat der Reifenfachhandel nach wie vor oberste
Priorität. Wir arbeiten mit den Händlern eng zusammen und haben
hierbei außerordentlich gute Erfahrungen gemacht. Deshalb werden wir
diesen bewährten Weg auch künftig gehen.
Mielacher, Pirelli: Pirelli arbeitet stark mit dem Reifenfachhandel,
aber auch mit den Autoimporteuren zusammen. Beide Kanäle sind für
Pirelli enorm wichtig. Aufgrund der Marktentwicklung gibt es wieder
große Möglichkeiten für den Wiederverkauf. Das Autohaus wird
weiterhin das Reifenthema ernst nehmen. B2C ist mehr als
Informationsplattform zu sehen. Der Endverbraucher möchte beim
Reifenkauf trotz aller B2C-Angebote nicht auf die Beratung
verzichten.
Körpert, Vredestein: Für uns ist nach wie vor der Reifenfachhandel
die wichtigste Vertriebsschiene in Österreich, auch dem Autohaus
kommt, speziell im Winter, eine immer größere Rolle zu. Das Internet
ist aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken, im
Reifengeschäft zum Endkunden (B2C)ist aber seine Möglichkeit
beschränkt, ein Anteil von über 10 Prozent ist aus meiner Sicht nicht
zu erwarten. Einen Unterschied im freien oder markengebunden
Reifenhandel oder Autohaus sehe ich nicht wirklich, hier kommt es nur
darauf an, wie es gemacht wird!
Ostbomk, Michelin: Für Michelin hat der Reifenhandel eine
Schlüsselposition und ist für uns der wichtigste Partner. Sie sind
Experten in Sachen Reifen. Autohäuser machen dem klassischen
Reifenhandel weiterhin Konkurrenz, da sie vor allem durch das
Neuwagengeschäft bereits Kundenkontakt haben. Auch kleinere Garagenund Werkstätten, die sich durch geringere Kostenstrukturen und
attraktive Einkaufsquellen auszeichnen, sichern sich nach und nach
ihren Teil des Marktes. Der Online-Handel ist noch auf niedrigem
Niveau, hier rechnen wir allerdings mit Wachstum.
Appel, Semperit: Sowohl das Kauf-als auch das Mediennutzungsverhalten
sind im Umbruch. Ein Reifen wird jedoch kein "Fashion"-Produkt
werden. Es ist ein technisches Produkt und beratungsintensiv. Das
macht eine reine Online-Vermarktung schwierig.
"Face-to-face"-Beratung wird einer der Erfolgsfaktoren für die
Branche bleiben - sowohl B2B als auch B2C. Semperit ist traditionell
eine "Jedermann"-Marke. Der Konsument geht davon aus, dass er
Semperit überall bekommt. Mit unserem breiten Markensortiment werden
wir auch in Zukunft sämtliche Vertriebskanäle abdecken.
Eckhart, Kumho: Die Internetangebote nehmen in allen Bereichen
ständig zu und sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der Fokus
für den Vertrieb liegt bei uns aber eindeutig auf den Partnern aus
dem Reifenfachhandel. Für diese bieten wir neben einem
24-h-Online-Bestellsystem auch ADHOC-Anbindungen an. Unser
Customer-Service-Team bietet jedem Kunden persönliche Betreuung und
kann auf individuelle Anfragen sofort reagieren.
Gößler, Nokian: Wir setzen nach wie vor auf den klassischen
Reifenfachhandel, denn ein erklärungsintensives technisches Produkt
wie der Reifen benötigt den Fachhandel, um eine gute Produkt-und
Preispositionierung beim Verbraucher zu bekommen.
Gömmel, Hankook: Jede der genannten Vertriebsschienen hat seinen
Anteil am Reifengeschäft. Eine Prognose, welche Vertriebsschiene in
der kommenden Wintersaison als Gewinner am Markt gelten wird, kann
und möchte ich nicht abgeben. Für uns als Hersteller ohne
Direktvertrieb steht der gesamte freieReifenfachhandel sowie
natürlich die markengebundenen Autohäuser und auch die freien
Kfz-Werkstätten im Fokus. Diese Kanäle wollen und werden wir auch
weiterhin unterstützen.
Schramm, Goodyear: Der traditionelle Reifenfachhandel wird weiterhin
mit seinem umfassenden Leistungspaketüberzeugen, angefangen bei der
langjährigen Kundenbeziehung, Fachberatung, Montage, Service,
Einlagerung, über die Altreifenentsorgung bis hin zu speziellen
Öffnungszeiten und guter telefonischer Erreichbarkeit während der
Saison. Hinzu kommt die Möglichkeit der Profilierung im Rahmen der
sukzessiven Einführung von RDKS über die Erstausrüstung. Generell ist
es schwer, eine eindeutige Prognose zu erstellen. Es wird in allen
Kanälen Veränderungen und Verschiebungen untereinander geben.
Gulow, Bridgestone: Seit Jahren beobachten wir, dass der Verkauf von
Winterreifen im Autohaus stark von der Entwicklung der
Pkw-Neuzulassungen beeinflusst wird. Da diese nur leicht rückläufig
im Vergleich zum Vorjahr ist, erwarten wir dort eine eher stabile
Nachfrage. Im Reifenhandel hingegen hängt der Erfolg einer
Winterreifensaison deutlich mehr von den Witterungsverhältnissen ab,
so dass wir auf einen ordentlichen Winter hoffen. Europaweit
beobachten wir einen steigendenTrend von B2C-Online-Käufern. Wir
konzentrieren uns mit unserem Geschäft auf den Reifenhandel und
selektiv auf die Marken-Autohäuser, bei denen wir durch unsere
Erstausrüstungspräsenz bereits eine gewisse Vorakzeptanz vorfinden.
(RED)