Mit 1,19 Millionen Pkws und leichten Nutzfahrzeugen verkauften die russischen Händler heuer zwischen Jänner und September um ein Drittel weniger Autos als in den ersten neun Monaten 2014. Für das Gesamtjahr 2015 rechnet die Association of European Businesses (AEB), die die Marktdaten veröffentlicht, mit rund 1,57 Millionen Einheiten, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 37 Prozent entsprechen würde. "Ich bin auf der AEB-Linie", sagt Marcus Osegowitsch, Generaldirektor von Volkswagen Group Rus. Das aufgrund einer erneuten Rubel-Schwäche im August und September registrierte Nachfragehoch dürfte nicht von langer Wirkung sein. "Und nächstes Jahr denke ich,dass wir auf dem Niveau von 2015 sein werden", erklärt Osegowitsch.

Schwierige Preisstrategie

Seit dem starken Rubelfall Ende 2014 mussten die Hersteller immer wieder die Preise anpassen. Dabei gehen die Firmen unterschiedliche Wege. Besonders zurückhaltend agieren bei den Preissteigerungen die Koreaner, die sich laut einigen Marktteilnehmern die Marktanteile erkaufen. "Die Koreaner halten sich zurück, die Japaner und die Amerikaner sind Anfang des Jahres sehr aggressiv gewesen, wir versuchen, den Mittelweg zu gehen", sagt der russische VW-Chef zur Preisstrategie. "Was uns sehr hilft, sind die Regierungsmaßnahmen, einerseits die Abwrackprämie und anderseits die Kreditsubventionen, und da geben wir natürlich auch noch etwas zusätzlich dazu." Auswirkungen hat die Krise auch auf das Händlernetz. "Fast 40 Prozent weniger Absatz, dasbetrifft auch die Händler. Einige sind auch parallel GM-Händler, da werden wir sehen, wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt, wenn GM raus ist und sie ihre Betriebe schließen müssen", sagt Osegowitsch. "Wir hatten im vergangenen Jahr einige Probleme im Händlernetz, aber heuer gab eskeine wesentlichen Schwierigkeiten", erklärt Jean-Christoph Kugler, Senior Vice President von Renault und Chairman der Eurasia Region mit Sitz in Moskau.

Weniger Modelle

Zu den Folgen der Krise zählt auch die Ausdünnung des Modellangebots. Mehrere Modelle wurden gestrichen, der Start einiger Modelle wird verschoben oder abgesagt. Ein Beispiel ist der neue Renault Mégane. "Gegenwärtig haben wir keine Pläne zur Einführung des neuen Mégane", sagt Kugler. "Mal sehen in der Zukunft, dochaktuell konzentrieren wir uns vor allem auf die lokal gebauten Modelle."

Auch das Portfolio der im Land gebauten Autos wird von der Krise beeinflusst. Während der aktuelle VW Tiguan in Kaluga montiert wird, ist für den Nachfolger noch keine Entscheidung gefallen. "Wir prüfen, was wir mit dem neuen Tiguan machen, die Volumen sind stark geschrumpft", erklärt Osegowitsch. "Wir warten lieber ein bisschen ab und fangen vielleicht erst mit dem Importan."

Aus Daewoo wird Ravon

Während die Marke Opel mit Jahresende vom russischen Markt verschwindet und auch die meisten Chevrolet-Modelle nicht mehr angeboten werden, hat General Motors doch eine Möglichkeit gefunden, zumindest einige Chevrolet in Russland unter der neuen Marke Ravon weiter zu verkaufen. Ravon werden künftig Autos heißen, die bei GM Uzbekistan entstehen, einem usbekischen Autowerk, an dem GM mit 25 Prozent und die lokale Staatsfirma UzAvtosanoat mit 75 Prozent beteiligt sind.

Die Marke Ravon werden nicht nur die bisher unter dem Namen Daewoo verkauften Modelle Matiz und Gentra sowie die ab 2016 in Usbekistan zu produzierende Vorgängergeneration des Chevrolet Aveo tragen. Auch die Modelle Chevrolet Spark und Cobalt, die noch vor Kurzem bei russischen GM-Händlern angeboten wurden, wird es künftig als Ravon R2 und R4 geben. Weitere als Ravon verkleidete Chevrolet sollen folgen.