Neuer Teilnehmerrekord, internationale Manager am Rednerpult und
hochrangig besetzte Podiumsdiskussionen: Die 8. Auflage des A&W-Tages
in der Wiener Hofburg bot ein Programm, das in dieser Klasse inÖsterreich bisher nicht zu sehen war. Das Echo war dementsprechend
positiv und ist ein Ansporn für unseren Verlag, eine ähnlich
hochkarätige Veranstaltung auch 2016 umzusetzen.
Wenn einer der 450 Besucher nach dem traditionellen Frühstück noch
nicht munter war, wurde er spätestens durch jene Zahlen
wachgerüttelt, die Mag. Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria
-"Stammreferent" am A&W-Tag -gleich zu Beginn präsentierte. Denn der
Kfz-Sektor ist im Branchenrating von Rang 47 auf Platz 50 abgerutscht
-das ist der allerletzte Platz. Zwar sei die Bonität "kurzfristig
stabil", sagte Voithofer, doch würden die Unternehmen nur über
geringe Reserven verfügen.
Laut Voithofer hat sich die Umsatzrendite im Bilanzjahr 2013/14 von
1,0 auf 1,1 Prozent verbessert , liegt jedoch weiterhin unter jener
von 2011/12 (1,4). 43 Prozent der Betriebe befinden sich weiterhin in
der Verlustzone (alle Details dazu siehe Seite 18).
Etwas positiver sah die Lage Mag. Gerhard Weinhofer (Creditreform) in
der ersten Podiumsdiskussion des Tages: "Ich darf Sie beruhigen, dass
die Insolvenzen in der Automobilbranche in den ersten 3 Quartalen
2015 um 5 Prozent und die Zahl der Eröffnung der tatsächlich
abgewickelten Insolvenzen um über 12 Prozent zurückgegangen sind."
"Austrifizierung der Standards" für die Händler
Tradition ist am A&W-Tag auch das Zusammenprallen der
unterschiedlichen Interessen von Händlern und Importeuren, auch wenn
es diesmal nicht ganz so heftig war, wie man dies vielleicht erwarten
könnte. Vielleicht auch deshalb, weil sich Dr. Felix Clary und
Aldringen sehr konziliant zeigte. Der Sprecher des Arbeitskreises der
Automobilimporteure erntete großen Applaus für seine als "persönliche
Meinung" vorgebrachte Anregung, dass die Hersteller nicht für alle
Händler die gleichen Standards anwenden sollten: "Man sollte zwischen
großen und kleinen Händlern unterscheiden, diese also gewissermaßen
austrifizieren. Aber diese Frage muss jeder Händler mit dem Importeur
selbstlösen." Etwas anderer Meinung war natürlich Komm.-Rat Ing.
Josef Schirak, Einzelhandelssprecher im Bundesgremium des
Fahrzeughandels: "Die Vorgaben der Hersteller hindern uns daran,
wirtschaftliche Erkenntnisse umzusetzen. Wenn diktatorisch die
Umsetzung von diversen Maßnahmen, die Geld kosten,gefordert wird,
dann nützt die wirtschaftliche Erkenntnis, dass man sich das nicht
leisten kann, gar nichts, denn man muss es tun oder der Vertrag läuft
spätestens nach 2 Jahren aus." Die Grausamkeiten, so Schirak, würden
im 150 Seiten starken Anhang zu den Händlerverträgen stecken: "90
Prozent der Rechte sind beim Hersteller/Importeur, 10 Prozent der
Rechte beim Händler."
"Kaufen oder kaufen lassen"
Mit einem klar strukturierten Vortrag ließ Wiesenthal-Vorstand Dr.
Alexander Martinowsky aufhorchen: Um zu überleben, müsse jeder
Händler entscheiden, ob sein gegenwärtiges Geschäftsmodell auf Dauer
tragfähig sei: "Vielleicht überlebt man als B-Händler oder Agent
besser? Oder man verkauft sein Unternehmen bei gutem Wind an einen
Optimisten. Oder man ist selbst Optimist und kauft die Betriebe
seiner Mitbewerber auf, damit man selbst größer ist und bessere
Chancen zum Überleben hat." Martinowskys einstiger Markenkollege Dr.
Helmut Teissl aus Kärnten meinte, dass Händler sehr rasch an die
Grenzen des Legalen stießen: "ZumBeispiel, wenn jemand gleich einen
Vorführwagenrabatt auf einen Neuwagen haben und nicht 3 Monate oder
3.000 Kilometer darauf warten will." Wer als Händler da mitspiele,
begehe einen Regelverstoß, der sehr rasch schlecht enden könne.
Grundsätzlich sei der Markenhandel vor allem im Neuwagenverkauf auf
einem Niveau angelangt, wo man sich frage, warum man sich das noch
alles antue, schloss Teissl.
Im Schraubstock
Ähnlich sah dies auch Mag. Andreas Zederbauer, Chef der Zederbauer +
Partner GmbH: "Immer weniger Manager scheinen in dieser Branche
arbeiten zu wollen, weil die Ausgangslage eine sehr schwierige ist."
Neben der unbefriedigenden Ertragslage sei auch die
Schraubstockposition zwischen Hersteller-undKundeninteressen sehr
unbequem. Zudem seien auch die Banken zurückhaltend. "Alle Hausbanken
arbeiten mit dem Thema Branchenranking. Wenn man 50. von 50 Branchen
ist, kann man sich vorstellen, wie groß die Bereitschaft der Banken
ist, in diese Branche zu investieren."
Eine Erkenntnis, der Burkhard Ernst, Bundesgremialobmann des
Fahrzeughandels, in seiner Stellungnahme nur zustimmen konnte. Er ist
allerdings optimistisch, dass sich die Lage wieder verbessert.
Werkstattgeschäft weiter unter Druck
Natürlich wurde auch der zunehmend schwierigeren Situation der
Werkstätten breiter Raum gewidmet: Neben dem steigenden Druck durch
den Graumarkt und den "Pfusch" verschärfe sich die Lage auch durch
die "Nichtbeachtung der Gewerbegrenzen", sagte Bundesinnungsmeister
Komm.-Rat Friedrich Nagl. Das Problem manifestiere sich etwa darin,
"dass die Servicestationen von Tankstellen in das Kerngeschäft der
Werkstätten hineinarbeiten" würden. Komm.-Rat Georg Schmuttermeier,
Werkstattbesitzer und Autohändler aus Oeynhausen (NÖ), ergänzte die
Ausführung dahingehend, dass einer Verfolgung des Pfuschs "fehlende
Kapazitäten der Finanzpolizei" gegenüberstehen würden.
"Opel-Schlüssel wieder stolz auf den Tisch legen"
Erstmals waren beim A&W-Tag auch internationale Automanager als
Referenten mit dabei: Die größte Aufmerksamkeit erhielt Tina Müller,
Marketingchefin von Opel in Rüsselsheim. Seit der Kampagne "Umparken
im Kopf" sei es gelungen, dass Kunden den Opel-Schlüssel stolz auf
den Tisch legten und nicht mehr in ihrer Hosentasche versteckten.
Durch die Einführung neuer Modelle werde Opel das Durchschnittsalter
seines Portfolios von 4,7 Jahren (2014) auf 2,9 Jahre senken. Müller
lobte auch den österreichischen Importeur, der seinen Marktanteil
heuer weiter gesteigert habe, während andere Volumenmarken verlieren
würden.
Einer der ranghöchsten Österreicher in der Autobranche ist
mittlerweile Thomas A. Schmid: Der Hyundai-Europachef präsentierte in
seinem Referat mehrere internationale Beispiele, wo Kunden digital
Autos kaufen können. Er glaubt, dass digitale Schauräume, wo Kunden
Autos selbst am Computer konfigurieren und denKaufvertrag mit einem
Verkäufer abschließen, bald verstärkt Realität werden.
Die Herausforderung "Treue Kunden in fordernden Zeiten" behandelte
Axel Berger, Vorstandsvorsitzender der CG Car-Garantie
Versicherungs-AG: Im gesättigten Markt gelte es für den Händler,
unter den möglichen Kundenbeziehungsmaßnahmen die sinnvollen und
tatsächlich ertragssteigernden herauszufinden. Bei 10-jähriger
Bindung bezifferte Berger das Umsatzpotenzial (fabrikatsübergreifend)
bei Neuwagenkunden mit 71.600 Euro, bei Gebrauchtwagenkunden immerhin
mit 30.300 Euro. An Erfolgsfaktoren nannte er, die Zielgruppe zu
kennen, Vertrauen aufzubauen, die Aktivitäten von Verkauf und Service
zu vernetzen und dabei den Kunden-und Fahrzeug-Lebenszyklus zu
berücksichtigen.
"Renditeperle für Werkstätten"
Auch in den nächsten Jahrzehnten werde das Motoröl die "Renditeperle"
für Werkstätten bleiben, ist sich Gerhard Wolf, Geschäftsführer von
Castrol Austria, sicher. Castrol konzentriere sich als global
agierender Konzern auf "die Entwicklung und Produktion von
technologisch höchst anspruchsvollen Schmierstoffen". Nur so könne
Castrol "Entwicklungspartner der Autoindustrie" sein. Gleichzeitig
unterstrich er jedoch die "große Bedeutung" von regionalen
Servicepartnern, die die Kunden vor Ort betreuen können. Mit den
beiden neuen Partnern Adamol und Obereder habe man 2 Vertriebspartner
ausgewählt, die"in diesem Metier federführend sind".
Thomas Koch, Vertriebsleiter Automotive Aftermarket bei der Robert
Bosch GmbH, unterstrich die Notwendigkeit von klaren rechtlichen
Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den Einsatz von vernetzten
Fahrzeugen. So müsse der Fahrer bzw. Halter entscheiden können, "wer
welche Fahrzeugdaten nutzen darf". Ebenso müssten Standards für die
Datensicherheit und das Serviceangebot geschaffen werden. Dafür
brauche es auch eine offene Telematikplattform, wobei die europäische
Automobilindustrie "in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission in diesem
Punkt eine Vorreiterrolle einnehmen könnte".
Auf diese Frage ging auch Dipl.-Ing. Oliver Schmerold,
Verbandsdirektor desÖAMTC, ein: "Die Herausforderung besteht darin,
die Datenschutzgesetze nicht ins Hintertreffen geraten zu lassen." Es
werde "auf europäischer und nationaler Ebene intensiv daran
gearbeitet, dass die Informationen nicht zum Eigentum von IT-Firmen
und Autoherstellern werden". Mag. Markus Auferbauer,Chef des
Motornetzwerks willhaben.at, skizzierte die Veränderung der
Verkaufswege im Autohandel und zeigte die Chancen durch die "digitale
Revolution". Oft sei neben der Schärfung des eigenen Profils am Markt
intensiverer Einsatz des richtigen Kundenbindungsmanagements und
zielgerichtetes Ansprechen potenzieller Kunden erforderlich.
Viel Aufmerksamkeit erhielt auch Dipl.-Kfm. Hannes Brachat,
Herausgeber der Zeitschrift "Autohaus": Die Autohersteller sollten
den Händlern viel mehr Freiheiten lassen als bisher. Sein Appell: Um
den Herstellern/Importeuren auf Augenhöhe begegnen zu können, müssten
die einzelnen Händler untereinander viel solidarischer sein als
derzeit.
Netzwerken und sich informieren
Der Kunde möchte seine Zeit möglichst effektiv nutzen, wenn er einen
ganzen Tag unserem 8. A&W-Tag in der Wiener Hofburg widmet. Er möchte
sich wohlfühlen, netzwerken und informiert werden, in welche Richtung
sich die Kfz-Branche bewegen lässt. So schafften wir es von Lederers
Medienwelt, über 400 Gäste aus dem In-und Ausland auf höchstem Niveau
zu unterhalten. Die Referenten vermittelten unserer Branche die
wichtigsten Botschaften: "Sei dein eigener Unternehmer, dein
Performer. Entwickle neben deinem stationären Autohaus/Servicebetrieb
nach und nach gleichgewichtig dein virtuelles Autohaus." Wir trauen
uns im führenden Fachverlag zu, sich mit uns weiterzuentwickeln, neue
Zielgruppen und interessante Angebots-und Nachfragesegmente zu
erobern.
Kein fairer Wettkampf
Hat die Autobranche die nötige Kondition, um den vor ihr liegenden
Zehnkampf zu bewältigen? Ist sie finanziell in ausreichender Form,
sind die Importeure konstruktive Coaches ihrer Händler, steckt die
Politik ein angemessenes Spielfeld ab und ist die mediale
Öffentlichkeit ein fairer Schiedsrichter? Allzu oft muss die Antwort
"Nein" lauten. Wir von Lederers Medienwelt können diesen Zustand
nicht im Alleingang ändern, doch wir werden nicht aufhören, auf
Missstände hinzuweisen und Positivbeispiele aufzuzeigen -damit jeder
eine faire Chance erhält, Höchstleistungen zu erbringen!
Spitzentreffen mit Mehrwert
Wer sich vom A&W-Tag hochkarätige Vorträge, spannende
Podiumsdiskussionen und ungezwungenes Networking erwartet hatte,
wurde nicht enttäuscht. Doch im imperialen Ambiente der Wiener
Hofburg wurde noch mehr geboten: Erstmals präsentierten insgesamt 13
Partnerfirmen an ihren Infoständen neue Produkte und
Dienstleistungen. Die Stärken von Kongress und Messe, vereint in
einem übersichtlichen Event-Forum: Wir freuen uns darauf, dieses
einzigartige Konzept 2016 mit noch mehr Ausstellern umzusetzen!