Hunderte Forscher drückten sich an diesem kalten Oktobertag die Nasen an den Fenstern platt. Da ging sie, blau angezogen, umschwänzelt von einer Reihe Manager in eleganten dunklen Anzügen. Angela Merkel hatte Wort gehalten und ihren -bereits Monate zuvor festgelegten -Besuch zur Eröffnung des Forschungszentrums trotz der aktuellen Flüchtlings- Problematik nicht abgesagt.
Dass die Bundeswehr gemeinsam mit den Amerikanern unmittelbar neben dem Forschungszentrum in Renningen einen (noch aus der NS-Zeit stammenden) Flugplatz betreibt, erleichterte "der Kanzlerin", wie sie von allen genannt wurde, die Anund Abreise. Sicherheitskontrollen an den Eingängen, verschiedenfarbige Karterln für alle Teilnehmer. Und längst nicht alle Journalisten hatten im Saal Platz.
Platz für 1.700 Forscher
Was Bosch da auf die (nicht nur sprichwörtliche) grüne Wiese gestellt hat, ist in der Tat eindrucksvoll: Auf 100 Hektar entstand mit Investitionen von 310 Millionen Euro ein Forschungszentrum mit 14 Gebäuden, davon 11 Werkstätten und Labors. 1.700 Forscher, die bisher über 3 Standorte im Raum Stuttgart verteilt waren, arbeiten hier.Ziel des Campus sei es, dass die einzelnen Disziplinen besser miteinander kommunizierten, sagte Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner: Dazu dienten 270 Besprechungsräume am Standort. Es gebe hier keine Grundlagen-, sondern eine angewandte Industrieforschung. "Wir haben immer ein konkretes Produkt, einen Markt oder einen Kunden im Blick."
Renningen ist quasi die zentrale Ansprechstelle für alle knapp 46.000 Forscher, die im gesamten Konzern in 94 Entwicklungszentren (darunter auch in Wien, Linz und Hallein) für den Konzern arbeiten. Sie meldeten im vergangenen Jahr im Schnitt 18 Patente pro Arbeitstag an.
Eines der wichtigsten Themen:Elektroautos. Laut Denner wolle Bosch mit Investitionen von 400 Millionen Euro pro Jahr die Leistung von Batterien deutlich verbessern: "Bis 2020 werden wir mehr als die doppelte Energiedichte bei Lithium-Ionen-Batterien erreichen und die Größe um 75 Prozent verkleinern. Das wird auch das Gewicht reduzieren."
Ebenso forscht man in Renningen an Fortschritten beim automatisierten Fahren: Dadurch könnten beispielsweise 60 Prozent der Fußgängerunfälle verhindert werden: "Schon heute parken Autos eigenständig in Parklücken ein und fahren probeweise auf Autobahnen", sagte Denner: "Ab 2018 sucht sich das Auto seinen eigenen Weg durch ein Parkhaus. Und ab 2020 fahren wir selbstständig auf der Autobahn."
Merkel fordert, Rückstände aufzuholen
Der Bosch-Chef kam auch auf den VW-Skandal zu sprechen ("Noch verspüren wir keine Auswirkungen") und forderte realisierbare Vorgaben von der Politik: Durch die Innovationskraft der Industrie sei es gelungen, die bisherigen CO 2-Ziele in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen für Endkunden zu erreichen. "Wenn die Politik nun unrealistische Grenzwerte macht, tutman den Verbrauchern nichts Gutes. Wir brauchen den klassischen Verbrennungsmotor noch einige Jahre als Überbrückungstechnologie."
Zurück zu Merkel: Sie sagte in ihrer Eröffnungsrede, dass die Welt nicht auf Deutschland, auch nicht auf ganz Europa warten werde: "Wir müssen innovativer und produktiver werden und an das Morgen denken. Jetzt ist ein essenzieller Zeitraum für Deutschland, in dem wir Rückstände, die wir im IT-Bereich durchaus haben, aufholen müssen."
Dann durfte Merkel noch das neueste Forschungsprojekt, einen Unkraut zupfenden Agrarroboter, bestaunen. Für eine weitere Besichtigung blieb keine Zeit: Der Hubschrauber wartete schon.
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