Es war ein Tag im Jänner, wenige Minuten bevor das Autohaus Blum in St. Pölten schloss: Zwei Männer kauften einen Scheibenfrostschutz und bezahlten. Dann verwickelten sie die Dame an der Kassa in ein Gespräch: Sie seien, sagten sie, Sammler von Euro-Banknoten, und jene aus Österreich würden ihnen noch fehlen. Die Kassierin, im Probemonat und daher unerfahren, nahm einen Stapel Hunderter aus der Kassa, dann wurden die Ziffern auf den Scheinen (auf der Rückseite rechts oben, Anm.) verglichen. Logisch, dass sich ein paar Scheine fanden, die den Männern "fehlten". Als die Männer gegangen waren und die Fraudie Kassa schloss, bemerkte sie das Malheur. Insgesamt 4.500 Euro waren futsch.

"Wir haben natürlich sofort Anzeige erstattet und hatten zuerst die Kassierin in Verdacht", sagt Komm.-Rat Mag. Werner Blum, der Geschäftsführer. Doch bei der Polizei habe die Kassierin erzählt, was tatsächlich vorgefallen war. Und, wie es scheint, ist dies kein Einzelfall: Auch ein Wiener Autohaus soll, soheißt es, auf diesen Trick bereits hereingefallen sein.

Fix ist: Das Geld war zumindest bei Blum weg, da die Männer -angeblich mit Migrationshintergrund -längst über alle Berge waren. Und der Probevertrag der Frau an der Kassa wurde nicht verlängert.

Deutlich mehr "Blüten" als 2014

Der Fall in Niederösterreich zeigt, dass man auch in der Autobranche aufmerksam sein muss. Die drohende Gefahr durch Falschgeld bestätigt man auch in der Oesterreichischen Nationalbank. So wurden im Jahr 2015 in Österreich 14.502 gefälschte Banknoten aus dem Verkehr gezogen, das sind deutlich mehr als 2014 (8.461Falsifikate). Wobei, und auch das muss gesagt werden, das Ganze so ist wie beim "Schwarzen Peter". Wer die "schwarze Karte" -oder in diesem Fall besser gesagt: die gefälschte Banknote -als Letzter hat, trägt den Schaden.

Interessant ist, dass es vor allem das 1. Halbjahr 2015 war, das zu der immensen Steigerung beigetragen hat. Nicht neu ist, dass vor allem der Osten des Landes davon betroffen ist, denn 55 Prozent der Euro-Fälschungen wurden in Wien und Niederösterreich entdeckt. Der Schaden betrug übrigens 798.440 Euro (2014: 463.140 Euro). Die weitaus am stärksten gefälschte Banknote war in Österreich im Vorjahr mit 40,8 Prozent der Fünfziger, an zweiter Stelle lag der Zwanziger (34,5 Prozent), gefolgt vom Hunderter (17,7 Prozent).

Zwar sind jene Zeiten, als Gebraucht-oder gar Neuwagen mit einem dicken Bündel an Geldscheinen bezahlt wurden, großteils vorbei: Doch auch in der österreichischen Kfz-Branche gibt es Fälle, wo Täter mit "Blüten" auftauchten -und wie man hört, teilweise sogar Erfolg hatten, auch wenn natürlich kaum jemand zugeben will, dass er eine solche gefälschte Banknote in seiner Kassa gefunden hat.

Prüfgeräte sind unerlässlich

"Als ein Kunde vor sechs oder sieben Jahren sein Auto gezahlt hat, waren auch zwei gefälschte 100-Euro-Scheine dabei", sagt Komm.-Rat Walter Benda, Autohändler aus Wien-Simmering. "Der Mann hat das Geld angeblich kurz davor von der Bank geholt." Weiteres Falschgeld hat Benda bisher aber nicht entdeckt, auch wenn es immer wieder passiere, dass die Geldprüfmaschine vermeintliche "Blüten" auswerfe: "Aber die sind dann doch nicht falsch."

Auch sein Wiener Kollege Jürgen Keusch, neben Toyota und Lexus auch Händler für Ferrari und Maserati, war bereits einmal Opfer: "Es ist wohl schon drei Jahre her, als wir einen falschen Fünfhunderter bekommen haben." Doch man habe es noch rechtzeitig bemerkt: "Wir haben den Kunden aufmerksam gemacht und die Sache hat sich geklärt." Keine Probleme hatte hingegen bisher sein Sportwagen-Mitbewerber Jürgen Schuster aus Zipf: "Das liegt auch daran, dass wir uns stets einen Ausweis zeigen lassen und ohnehin immer seltener mit Bargeld bezahlt wird."

Auch in Werkstätten ist Vorsicht geboten

Eher gelassen sieht man das Problem in den diversen Gremien: "Weil die meisten Autos ohnedies geleast werden, sodass kein Bargeld im Spiel ist, könnte es am ehesten bei Ersatzteilen oder in Werkstätten passieren", sagt Komm.-Rat Ing. Josef Schirak, Einzelhandelssprecher des Bundesgremiums des Fahrzeughandels. Der Kärntner Gremialobmann Komm.-Rat Ing. Mag Hubert Aichlseder glaubt, dass die fehlende Anonymität die Täter abschrecke: "Im Gegensatz zu einem Kellner wissen wir ja, wer uns das Geld gibt."

Und in Werkstätten? Da ruft Bundesinnungsmeister Komm.-Rat Fritz Nagl seine Mitglieder zu mehr Vorsicht auf: "Die Geräte, mit denen man gefälschte Scheine entdecken kann, kosten ja nicht so viel. Jeder Werkstattinhaber sollte so etwas anschaffen, damit er nicht in ein Dilemma kommt. Man weiß ja im Nachhineinnie, von wem das Geld gekommen ist." Nachsatz Nagls: "Besser, wir warnen jetzt, als wir müssen später negative Dinge berichten."

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