Frühjahr 2014: Durch die Manipulation beim ADAC-Automobilpreis wird anfangs auch der Reifentest in Frage gestellt und beim ÖAMTC später veröffentlicht. Herbst 2014: Der Verein für Konsumenteninformation titelt mit sechs durchgefallenen Reifen, beim ÖAMTC sind es nur vier. Wie sich herausstellt,hat der VKI den gänzlich anderen Test der Ganzjahresreifen hineingemischt. Frühjahr 2015: Beim gemeinsamen Test von ARBÖ, Auto Club Europa (ACE) und der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) werden unterschiedliche Ergebnisse kommuniziert. Gänzlich unterschiedliche Probleme und doch ein gemeinsames Thema: Wie seriös sind Reifentests?

Hohe Akzeptanz und Bedeutung

Die halbjährlich veröffentlichten Tests haben große Akzeptanz beim Konsumenten und einen wichtigen Impuls für Reifenhandel und -industrie. Das ganze System gerät aus den Fugen, wenn die Ergebnisse nicht nachvollziehbar sind oder Ungereimtheiten auftreten. Alle Vereine und Institutionen, die solche Testsdurchführen oder veröffentlichen, haben eine hohe Verantwortung gegenüber dem Konsumenten sowie gegenüber der Reifenindustrie und dem Reifenhandel. Dass sich die Verlierer immer beschweren werden, liegt in der Natur der Sache, doch sie dürfen dabei keinen Angriffspunkt finden.

Was ist beim Sommerreifentest von ARBÖ, GTÜ und ACE passiert? Die Institutionen sind sich offenbar im Grundsatz uneinig, ob die Reifenpreise in die Bewertung mit einfließen sollen. Der ARBÖ meint nein. "Bei einem Sicherheitstest hat der Preis nichts verloren", ist ARBÖ-Techniker Erich Groiss überzeugt. Das Ergebnis des gemeinsamen, identischen Tests wird also beim ARBÖ ohne die Zeile "Preis/Leistung" veröffentlicht. Das ist in Ordnung und nachvollziehbar.

Das bringt natürlich auch eine andere Bewertung: Insgesamt werden weniger Punkte vergeben, das ganze Bewertungssystem verschiebt sich. Diesmal rutschen zwei Reifen von "empfehlenswert" zu "bedingt empfehlenswert". Auch das ist grundsätzlich in Ordnung und ebenso nachvollziehbar. Technisch, so bestätigen alle Verantwortlichen, seien der Test und dessen Ergebnisse komplett identisch.

Unterschiedliche Interpretation

Problematisch wird es erst bei der textlichen Interpretation der Ergebnisse, in den Begleittexten und in den Presseaussendungen. Denn hinsichtlich der Technik müssten die jeweiligen Autoren aus demselben Test und derselben Tabelle auch die gleichen Schlüsse ziehen. Das ist, zumindest in der jeweiligen Erstpublikation dieser Texte, nicht der Fall. Denn die beiden, beim ARBÖ als "bedingt empfehlenswerten" Reifen, werden in den deutschen Texten technisch besser beurteilt als in den ARBÖ-Informationen. Ob nun die deutschen Kollegen diese beiden Reifen technisch "zu gut" bewertet haben oder der ARBÖ "zu schlecht", sei dahingestellt und muss intern zwischen den Institutionen geklärt werden. (GEW)