Ein der Redaktion bekannter Autohändler staunte nicht schlecht, als er von einem Mitarbeiter des Branchendienstleisters Audatex kontaktiert wurde: Dieser wollte mit ihm die Abholung eines havarierten Fahrzeugs, das im Internet in die "Wrackbörse" eingestellt worden war, vereinbaren. Natürlich hatte Audatex nicht selbst das Fahrzeug ersteigert, sondern ein osteuropäischer Bieter -der war jedoch der deutschen Sprache nicht mächtig und griff daher auf die Unterstützung von Audatex zurück.
"Mitarbeiter mit Sprachkenntnissen"
Auf Anfrage macht das Unternehmen kein Hehl daraus, dass man derartige Dienstleistungen anbietet. "Wir beschäftigen Mitarbeiter mit Kenntnissen der jeweiligen Landessprachen, sodass wir im Auftrag der Aufkäufer Zeitpunkt und Ort der Fahrzeugübergabe vereinbaren und einen reibungslosen Verkauf sicherstellen können", erklärt Dipl.-Ing. Thorsten Beck, Vertriebs-und Marketingleiter der österreichischenLandesgesellschaft.
Diese Dienstleistung ist im heimischen Reparaturgewerbe noch wenig bekannt. Bei jenen Werkstätten, die bereits mit ihr in Berührung kamen, sorgt sie mindestens für hochgezogene Augenbrauen.
Direkte und indirekte Exporte
Zum Hintergrund: Seit 2002 bietet Audatex mit dem "Restwertcenter" jene Wrackbörse an, die hierzulande als Branchenstandard gilt. Lediglich die Wiener Städtische hat ein eigenes System entwickelt, das auch von einer Handvoll anderer Assekuranzen genutzt wird. Wer im Restwertcenter mitbietet, entscheiden die jeweiligen Versicherungsgesellschaften. In der Regel sind dies tatsächlich Österreicher -doch allen öffentlichen Beteuerungen zum Trotz ist auch den Versicherungen klar, dass es sich dabei häufig nur um Strohmänner für ausländische Wrackkäufer handelt.
Darüber hinaus gibt es einige Versicherungen, die eine von Audatex angebotene Verknüpfung des Restwertcenters mit "Auto Online" nützen: Diese deutsche Wrackbörse, die seit 2009 zum Audatex-Mutterkonzern Solera gehört, steht prinzipiell internationalen Bietern offen.
Juristische Klarheit
Der grenzüberschreitende Wrackverkauf wurde bisher vom Kfz-Gewerbe vor allem mit moralischen Argumenten kritisiert -vom Verlust inländischer Wertschöpfung bis hin zur Gefährdung der Verkehrssicherheit durch unsachgemäß reparierte Fahrzeuge aus osteuropäischen Hinterhofwerkstätten. Nunmehr zeichnet sich aber eine massive rechtliche Einschränkung ab. Wie bereits im Vorjahr berichtet, hat der Verwaltungsgerichtshof festgestellt, dass Fahrzeuge als "gefährlicher Abfall" zu behandeln sind, wenn sie im Inland (!) nicht mehr wirtschaftlich repariert werden können. Diese Fahrzeuge dürfen nur mehr von befugten Entsorgern erworben werden. Ein unmittelbar bevorstehender Erlass zur Altfahrzeugeverordnung wird endgültige rechtliche Klarheit schaffen. Bis dahin könnte noch das eine oder andere Wrack über die Staatsgrenzen transportiert werden -im Zuge eines Grenzverkehrs, über den so mancher amliebsten den Mantel des Schweigens breiten würde.
DER Partner bei Dellen
Seit mehr als 25 Jahren unterstützt CAR-REP Profiteam Denk die heimischen Kfz-Betriebe bei der Dellenreparatur, egal ob ...