Bisher ist der chinesische Markt für Elektrofahrzeuge hinter den
vollmundigen politischen Ankündigungen zurückgeblieben. Doch
mittlerweile schlägt das Voltmeter stärker aus: Das hat auch damit zu
tun, dass die Elektroautobauer fast ausnahmslos aus dem eigenen Land
kommen und dementsprechend großzügig gefördert werden.
Allein im November 2014 wurden in China 9.628 "New Energy Vehicles"
(das sind Hybrid-, Elektro-und Brennstoffzellenautos) produziert
-zehnmal mehr als ein Jahr zuvor. Von Jänner bis November liefen
insgesamt 56.700 NEVs vom Band, darunter 25.800 Elektroautos (eine
Versiebenfachung) und 13.600 Pkws mit Plug-in-Hybridmotor (gar eine
Verzwanzigfachung). Außerdem wurden 9.949
Plug-in-Hybrid-Nutzfahrzeuge gefertigt.
Mit einer Jahresproduktionsmenge von 70.000 NEVs in 2015 und
geschätzten 130.000 Fahrzeugen in 2016 wird das ehrgeizige Ziel der
Pekinger Zentralregierung, im Jahr 2020 5 Millionen NEVs auf der
Straße zu haben, kaum erreicht werden. Knapp 1 Million Fahrzeuge
könnten sich aber ausgehen.
Satte Prämien
Wer heute einen Plug-in-Hybrid-Pkw in China kauft, bekommt nicht nur
die Nummerntafel gratis (diese würde zum Beispiel in Shanghai etwa
12.000 Euro kosten), sondern auch eine staatliche Förderung bis zu
13.000 Euro. In Shanghai erhält ein E-Car-Besitzer zusätzlich eine
Förderung bei der Rückgabe der Fahrzeugbatterie. Neben der
Bundesförderung gibt die Lokalregierung beim Ankauf eines
Elektroautos noch 5.200 Euro drauf, Käufer eines Plug-in-Hybrids
erhalten eine Prämie in der Höhe von 3.900 Euro.
Dass der NEV-Markt zusehends beim Autokäufer ankommt, sieht man im
Straßenbild von Shanghai: Neben dem in den USA gebauten Tesla Model S
oder dem chinesischen Elektro-Winzling Zotye Cloud, den wir übrigens
in AUTO&Wirtschaft 9/2014 vorgestellt haben, schnurrt auf der
Stadtautobahn immer wieder der Plug-in-Hybrid-Kompaktsedan BYD Qin
(sprich "Chin") vorbei. Der Qin ist seit mehreren Monaten ein echter
Renner, die BYD-Händler sind entsprechend glücklich.
Einheimischer Marktführer
Für den Kaufpreis von 20.200 Euro(nach NEV-Förderung) bekommt man in
Shanghai den Qin mit Power (die maximale Systemleistung beträgt 223
kW und 440 Nm) und üppiger Vollausstattung (360-Grad-Kamera, 12
Airbags, LCD-Touchscreen, Cloud Computing mit Telematik und
Online-Services, Fernbedienung fürelektrisches Rausrollen aus der
engen Parklücke oder der Garage, TV-Empfänger und so weiter). Seine
13 kWh fassende LiFePO4-Batterie speist einen 110-kW-Motor, der den
1,5-Liter-Turbobenziner in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h
beschleunigt. Die Performance der handlichen Limousine beim
400-Meter-Rennen kann auf YouTube beziehungsweise dem chinesischen
Pendant Youku verfolgt werden. Mit fast 15.000 verkauften Qin führt
BYD klar mit mehr als 40 Prozent Segmentanteil.
Viel Elektroauto für wenig Geld
Nur Chery kann mit derzeit zwei Elektromodellen zu BYD aufschließen.
Einerseits gibt es bereits seit 2010 den Riich M1 (LiFePO4-Batterie,
120 Kilometer Reichweite, 120 Kilometer Spitzengeschwindigkeit).
Andererseits bietet der neue Chery eQ, in dem ebenfalls eine
LiFePO4-Batterie zum Einsatz kommt, 41 kW und 150 Nm Spitzenleistung,
200 Kilometer Reichweite undmaximal 100 km/h Geschwindigkeit. Sein
mehr als attraktiver Preis: umgerechnet 9.200 Euro.