Wichtigstes Zusatzgeschäft

"In unserem Autohaus ist das Reifengeschäft das wichtigste Zusatzgeschäft", sagt Mag. Rudi Lins, Geschäftsführer des Autohauses Lins in Nüziders. "Wir bewerben dieses Thema auch entsprechend und vor allem im Premiumsegment wird von den Kunden ein All-inclusive-Service erwartet." Da die Nachfrage in den vergangenen Jahren und bedingtdurch RDKS in jüngster Vergangenheit weiter gestiegen sei, "haben wir auch unsere Reifendepots im vergangenen Jahr erweitert". Die Kunden würden das Angebot verstärkt annehmen und wollen auch, dass sämtliche Servicearbeiten an einem Standort durchgeführt werden, "weshalb ich glaube, dass diesesGeschäftsfeld auch in Zukunft noch Potenzial hat und auch weiter wachsen wird".

Kunden erwarten Profi-Betreuung

"Nachdem alle Möglichkeiten, was das Thema Verbrauch betrifft -und damit auch der Reifendruck -, wichtig sind und auch der Total Cost of Ownership eine entscheidende Rolle spielt, sehen wir, dass eine professionelle Betreuung entweder durch den Reifenhandel selbst oder auch bei den Autohäusern enorm wichtig ist.Wir merken, dass das Reifengeschäft im eigenen Haus steigt", sagt Friedrich Lixl, Geschäftsführer der Pappas AG in Salzburg. Es sei im Premiumsegment Usus geworden, dass Autohäuser entsprechende Services anbieten. Dies beinhalte ein Reifenmanagement mit All-in-one-Service. Um das Optimum aus dem Gesamtpaket Fahrzeug herausholen zu können, müsse auch die Kompetenz im Bereich Reifen vorhanden sein.

Höherer Zeitaufwand

"Wir konnten beobachten, dass sich das Reifengeschäft im Zusammenhang mit RDKS in unseren Gebieten hauptsächlich eher zum Reifenfachhandel denn zu Werkstätten verlagert hat, weil Letztere oft nicht richtig darauf vorbereitet waren", sagt Herbert Varga, Geschäftsführer Reifen Varga in Thaur. Dennoch sei RDKS mit großem zusätzlichem Zeitaufwand verbunden "wobei die Kosten nur teilweise wieder reingespielt werden können". Darüber hinaus sei auch der Fahrzeugdurchfluss geringer, was vor allem in der Hochsaison eine Rolle spiele. Sollte sich RDKS in der heutigen Form zukünftig bei allen Fahrzeugen durchsetzen, "werden mehr Arbeitsplätzebenötigt werden, um den Durchfluss, den wir brauchen, halten zu können".

Chance für Reifenhandel

"Wir haben uns mit dem Thema RDKS intensiv beschäftigt und auch entsprechend vorbereitet und konnten damit bei unseren Kunden bereits punkten", sagt Herbert Wadel, Geschäftsführer von Reifen Wadel in Klagenfurt. "Wobei wir festgestellt haben, dass die Arbeit mit RDKS-Systemen einen erheblichen Mehraufwand mit sich bringt." Zwar würden einzelne Autohäuser versuchen, Kunden mit speziellem Reifenservice zu binden, "wir aber haben den Vorteil, dass wir uns mit sämtlichen Systemen beschäftigen müssen und so alle Fahrzeuge abdecken können". Es liege also auch am einzelnen Händler, sich entsprechend zu informieren, zu reagieren und seineKompetenz herauszustreichen. "Generell ist RDKS für Reifenspezialisten eine Chance, zusätzliche Umsätze lukrieren zu können."

Kundenüberzeugen

"Ich glaube, dass sich das Reifengeschäft in Zukunft verstärkt zum Autohaus verlagern wird", sagt Thomas Sühs, Geschäftsführer des Autohauses Sühs in Freistadt. "In unserem Betrieb nehmen 80 Prozent der Kunden unser Reifenservice-Angebot in Anspruch und sind auch sehr zufrieden", so Sühs. Es hänge auch vom Engagement und persönlichen Einsatz ab, Kunden überzeugen zu können. "Unser geschultes Fachpersonal hat sich auch mit dem Thema RDKS ausführlich auseinander gesetzt, wobei der Fokus auf den von uns vertriebenen Marken liegt." Auch seitens der Kunden bestehe der Wunsch, die Reifen mit den von Herstellern empfohlenen Systemen auszurüsten. "Das Reifengeschäft zählt zu den wichtigsten Umsatzbringern im Autohaus, weshalb wir darauf auch entsprechend großen Wert legen."

Chancen und Risiken

"Derzeit lässt sich noch nicht abschätzen, ob überhaupt oder wohin sich das Geschäft durch RDKS verlagern wird", sagt Christoph Leszkovich, Geschäftsführer von Reifen Ritz in Eisenstadt. Es gebe sowohl positive wie auch negative Aspekte. "Zum einen wird es für Hinterhof-Schrauber sicher schwieriger, zum anderen könnten auch Autohäuser den Druck auf die Kunden mit dem Argument, dass nur sie fachgerechte Servicearbeiten anbieten können, verstärken." Es bedürfe also sehr viel Aufklärung bei den Endkunden, dass die Kompetenz beim Reifenfachhändler liege. In Zukunft würden also Chancen, aber auch Risiken bestehen. Wobei heuer generell ein schwieriges Jahr auf die Branche zukomme "Wir gehen 2015 davon aus, dass es kein Wachstum gibt."

Für Hinterhofschrauber wird"s eng

"Natürlich versuchen Autohäuser und Hersteller, sich immer einen Vorsprung zu verschaffen", sagt Wilfried Fleischmann, Inhaber von Fleischmann Reifenhandel in Klosterneuburg. Was bedeute, dass man im Servicesegment auch in puncto Teile als ungebundener Anbieter "zumindest eine Saison lang" Nachteile in Kauf nehmen müsse, "obwohl die EU vorschreibt, dass sich unabhängige Betriebe auch am freien Markt bedienen dürfen". Darüber hinaus steige in Autohäusern auch die Erstversorgung der Kunden mit Reifen. "Dennoch werden Reifenfachbetriebe auch am RDKS-Geschäft teilhaben, vor allem auch mit Kunden, die sich nicht unter Druck setzen lassen. Wobei einige Hinterhofwerkstätten auf der Strecke bleiben werden."

Kompetenz liegt beim Fachhandel

"Ich glaube, dass beim Bemühen auf EU-Ebene, RDKS verpflichtend einzuführen, auch der Hintergedanke vorhanden war, mehr Geschäft ins Autohaus zu bringen. Fest steht aber, dass die höhere Kompetenz bei Rädern und Reifen beim Reifenfachhandel liegt", sagt Josef Georg Krameritsch, Geschäftsführer von Reifen Weichberger in Graz. Es gebe Versuche, Kunden auch mit Reifenservices im Autohaus stärker zu binden. "Wir können unseren Kunden vielseitige Lösungen anbieten, was uns einen Vorsprung gibt", so Krameritsch. Es zeichne sich bereits ab, dass auch die Sensoren deutlich günstiger angeboten würden. "In Amerika, wo Reifendrucküberwachungssysteme schon länger etabliert sind, ist es schwierig, einen Sensor zu finden, der mehr als 7 oder 8 Dollar kostet."

Wenig Einfluss auf das Geschäft

"Meiner Einschätzung nach wird RDKS keinen gravierenden Einfluss auf das Reifengeschäft haben", sagt Mag. (FH) Gordon Vrubel, Geschäftsführer von Porsche Wien-Hietzing. Dies liege daran, "dass die meisten Fahrzeugmodelle mit indirekten Reifendrucksystemen ausgestattet sind, die über ABS-Sensoren arbeiten, bei denen die Raddrehzahlen erfasst werden und damit einen allfälligen Druckverlust anzeigen". Die Direktsysteme, wo am Reifenventil der Geber sitze, seien die Ausnahme und würden meist im Premiumsegment eingesetzt. Verstärktes Kunden-Feedback gebe es derzeit nicht, weil nur ein kleiner Bereich imhochpreisigen Segment betroffen sei. "Für alle anderen Modelle fallen keine Mehrkosten an. Weder beim Kauf, noch beim Reifenwechsel."