Mit deutlichen Worten skizzierte Komm.-Rat Josef Schirak,
Vorsitzender des Bundesgremiums Fahrzeughandels bei den
"Perspektiven" die automobilpolitischen Herausforderungen 2015 inÖsterreich.
Auf der Forumsveranstaltung der "Autohaus"-Akademie stellte Schirak
in Wien dieüberfabrikatliche Sicht der österreichischen
Automobilszenerie für 2015 vor. Derzeit sind in Österreich 4,69
Millionen Pkws unterwegs. Man spricht von Vollmotorisierung, von
gesättigtem Markt. 2014 wurden 303.318 Neufahrzeuge zugelassen.
Schirak: "Wir stellen dabei fest, dass rund 30 Prozent, sprich 91.800
Einheiten, mit einer Zulassungsdauer bis zu 120 Tagen auf das
Marktgeschehen einwirkten. Diese krasse Unsitte taktischer
Zulassungen stört den Autoverkauf, stört das Preisgefüge und fehlt in
den Renditen des Handels. Das ist Wertevernichtung pur! Man glaube
doch nicht, dass die Höheder Nachlässe positive Auswirkung auf die
Kundenzufriedenheit hat."
Bundesgremium konnte Grenzen setzen
Schirak ging aktuell auf die gesetzlichen Vorgaben der "neuen NoVA"
ein und zeigte auf, wo das Gremium Grenzen setzen konnte. Einzelne
Fahrzeugmodelle wären ansonsten mit einer Belastung von 72 Prozent
aufgerufen worden. Ein weiteres Kapitel schlug der österreichische
Handelssprecher mit dem Reizklima rund ums Auto auf. Die fragwürdige
Stimmungsmache um den automobilen Verkehr ruft nach der
Imagekampagne: "Ich brauche mein Auto."
Nachdenklich mussten die Ausführungen des Handelssprechers zum Thema
Hersteller-/Händlerverhältnis stimmen. Die einseitige Machtausübung
drücke die Händler an die Wand. Verlierer in diesem "Spiel" sei der
österreichische Familienbetrieb. Er werde in die Enge getrieben. Die
aktuelle Musterkostenrechnung, die das Bundesgremium bei der KMU
Forschung in Auftrag gab (siehe "Thema" ab Seite 10), lege aktuell
eine Umsatzrendite von 0,94 Prozent vor.
"Aus dem Gleichgewicht geraten"
Damit lasse sich keine Zukunft gestalten, so Schirak. "Das Geben und
das Nehmen ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die
Hersteller/Importeure rütteln an den Grundfesten der eigenen
Handelssubstanz ihrer Marke." Die zentrale Frage müsse lauten:
"Brauchen die Importeure uns noch? Wenn ja, wie kann der Handel Geld
verdienen, um Zukunft gestalten zu können? Die Zitrone ist
ausgedrückt." Die Antwort der Verantwortlichen auf die Kehrtwende
bleibe aus. "Importeure/Hersteller sind verantwortlich für Produkte,
Marke und Vertrieb. Zur Vertriebsgestaltung gehört die Preis-,
Absatz-und Renditepolitik. Schwarze Fliesen im Verkaufsraum sind da
wirklich nicht die Lösung." Schirak im Klartext: "Demut darf nicht
zur Demütigung führen."
40 Prozent der Betriebe im "roten Bereich"
Schirak ging in einem weiteren Kapitel auf das vielbeachtete
Gutachten "Refundierung von Gewährleistungs-und Garantiearbeiten für
Kfz-Reparaturen" ein, das ebenso von KMU Forschung Austria erstellt
wurde. Deren zentrale Aussage (ebenfalls im "Thema" auf den Seiten
10/11 abgehandelt): Würden die Händler alle Kosten ersetzt erhalten,
die mit Gewährleistungsund Garantiearbeiten verbundensind, würde die
Umsatzrendite für den Durchschnittsbetrieb um 0,6 Prozent steigen. So
aber werden weiterhin 40 Prozent der Betriebe im "roten Bereich"
unterwegs sein.
Schirak rechnet für 2015 mit 285.000 Zulassungen, die wirklich im
Land bleiben: "Wir müssen 2015 die Extreme links und rechts
abschneiden, wir müssen wieder zu einem Maß in der Mitte kommen. Die
Verantwortlichen sollten mehr an das Ganze als an kurzfristigen
Egoismus. Nichts im Übermaß! Lassen Sie uns anständig wirtschaften!"