Die Autobranche ist ein Phänomen: Im Gegensatz zu den im Wirtschaftsleben üblichen Gepflogenheiten wird nicht den erwirtschaftbaren Umsätzen, sondern den Neuwagen-Stückzahlen nachgejagt. In den dafür erstellten Statistiken werden dann die Verkäufe eines Dacia mit einem Toyota und einem VW in einen Topf geworfen. Am Schluss kommt durch Addition aller Marken eine Jahreszahl aller Neuwagen-Verkäufe heraus. Diese "Hausnummer" wird dann als Messlatte für den Erfolg oder Misserfolg der ganzen Branche missbraucht. AUTO&Wirtschaft hat nun erstmals den Versuch gestartet, die Branche anhand ihrer Umsätze zu beurteilen. Und daraus ein Importeurs-und ein Markenranking erstellt. Dem Importeurs-Ranking wurden alle in den Bilanzen 2013 ausgewiesenen Umsätze zugrunde gelegt. Dies als Maßstab für die wirtschaftliche Bedeutung dieser Unternehmen. Ausgangsbasis waren dabei die von der Creditreform freundlicherweise zur Verfügung gestellten Zahlen.

Nur Marken mit Mini-Stückzahlen nicht gelistet

Neben Pkws und leichten Nutzfahrzeugen samt Ersatzteilen und Zubehör sind darin auch Lkws und Motorräder erfasst -und auch die Exporterlöse jener Importeure, die von Österreich aus benachbarte Märkte mit betreuen. In Summe ergibt das dann das Gesamtgewicht, was diesem Kfz-Import-Exportgeschäft in Österreich zukommt.

Unabhängig davon wurde ein Marken-Ranking erstellt. Da ging es nur um Pkws und leichte Nutzfahrzeuge (LNfz). Es wurde dabei keine Gewichtung vorgenommen, diese beiden Gruppen wurden beim Markenumsatz einfach addiert. Es gibt auch keinen Grund, diese beiden Gruppen auseinander zu dividieren. 2013 waren es rund 350.000 Neuzulassungen, wovon knapp 10 Prozent auf LNfz entfielen. Außer Acht gelassen wurden alle Marken mit Mini-Stückzahlen, soweit sie nicht schon in den Umsätzen großer Importeure enthalten sind. Insgesamt handelt es sich um knapp über 315 Stück, die statistisch nicht ins Gewicht fallen.

Manche Hersteller scheinen an einer derartigen Transparenz nicht sonderlich interessiert zu sein. Sie sind zwar zur Veröffentlichung ihrer Bilanzen verpflichtet, verschanzen sich aber dabei hinter der Schutzklausel des § 237 UGB. Mit dieser wird die bilanzielle Offenlegungspflicht durchlöchert: Bilanzdaten sind nicht aufzugliedern, soweit diese Zahlen geeignet sind, dem Unternehmen Nachteile zuzufügen. Somit unterliegt es bereits der Geheimhaltung, wie viel Prozent des BMW-Umsatzes auf Pkws und wie viel auf das Motorradgeschäft entfallen. Das gilt auch, wenn einer bei den Umsätzen der Porsche Austria GesmbH.&Co. OG die der Marken VW, Audi und Porsche auseinander halten will. Freundlich wurde die Redaktion informiert, dass "über die Darstellung im Firmenbuch hinaus keine weitere Unterteilung der Geschäfte" kommuniziert werde. Eine schwer verständliche Konzernanweisung, da für die Marken Skoda und Seat sehr wohl die Umsatzdaten veröffentlicht werden.

Teilweise auf Hochrechnungen angewiesen

In manchen Fällen waren wir daher gezwungen, aus den veröffentlichten globalen Umsatzzahlen für das Markenranking Hochrechnungen anzustellen. Durch Ermittlung der durchschnittlichen Händlereinstandspreise für Neuwagen und Ersatzteile und unter Berücksichtigung der von der Statistik Austria ausgewiesenen Neuzulassungen.

Bei manchen Importeuren -etwa für Nissan, Honda oder Subaru -handelt es sich um Tochtergesellschaften, für welche im Firmenbuch keine österreichischen Bilanzen aufscheinen. Hilfsbereit war da etwa Honda, wo man keine Probleme hatte, Pkw-und Motorradumsätze bekannt zu geben.

Schwierigkeiten gibt es mit vergleichbaren Umsatzzahlen auch bei Renault und Nissan. Die von der RenaultÖsterreich GmbH dem Firmenbuch gemeldeten 136 Umsatzmillionen haben nichts mit dem tatsächlichen Umsatz mit Renault-Endkunden zu tun. Es handelt sich laut Firmenbuch um "Kommissions umsätze". Das dürften jene Provisionen sein, welche die Österreich-Tochter für ihre Importbemühungen von Parisüberwiesen bekommt. Bei den Bilanzerläuterungen scheint ein Ersatzteilumsatz von 56 Millionen Euro auf. Für den räumt der Konzern seiner Tochter jedenfalls nur einen Kommissionsumsatz von 6,1 Millionen Euro ein. An Hand derartiger Daten und der ausgewiesenen Stückzahlen haben wir den Gesamtumsatz einschließlich Ersatzteilen, Nutzfahrzeugen und der Billigmarke Dacia letztlich auf 420 Millionen Euro geschätzt.

Ähnlich ist es bei Nissan, deren Österreich-Vertrieb als Zweigniederlassung der Nissan Center Europe GmbH in Deutschland fungiert. Auch bei der nach Anfrage für Österreich bekannt gegebenen Umsatzzahl (14,5 Millionen Euro) handelt es sich nur um Kommissionserlöse und nicht um den Wert der tatsächlich verkauften Ware.

Selbst wenn im Firmenbuch Umsatzzahlen aufscheinen, gelten diese nicht immer nur für das Österreich-Geschäft. So werden in der Bilanz der Jaguar Land Rover Austria GmbH auch Exportumsätze verbucht. Von den rund 162 Umsatzmillionen entfallen 50 Millionen auf das blühende Tschechien-Geschäft.

Das gilt etwa auch für die zur Porsche-Gruppe gehörigen Exclusive Cars Vertriebs GmbH, die ihre osteuropäischen Verkäufe von Bentley und Lamborghini nicht extra ausweist. Sicher ist, dass deren 30 Umsatzmillionen nicht allein von den 44 in Österreich verkauften Bentley und den 12 Lamborghini stammen können. Es wurde daher zur Vereinfachung ein Inlandsanteil von 50 Prozent angenommen.

Rund 7 Milliarden Euro Jahresumsatz

Bei Mercedes war es erforderlich, das Lkw-Geschäft- beachtliche 98 Millionen Euro -aus dem Gesamtumsatz herauszurechnen. Dafür blieben beim Pkw-Umsatz die Ersatzteile unberücksichtigt. Dieses Geschäft lief 2013 noch über die Pappas-Gruppe.

Unter Berücksichtigung minimaler Auslandsumsätze verbuchten Österreichs Importeure im heimischen Neuwagengeschäft einschließlich der Ersatzteile auf Großhandelsebene Umsätze in einer Bandbreite von 6,8 bis 7,1 Milliarden Euro. Das ist auch jener Wareneinsatz, der dem freien Markenhandel in der Folge für das Detailgeschäft zur Verfügung steht. Hinzuzurechnen sind noch die Umsätze mit Reifen und jenen Ersatzteilen, die der freie Ersatzteilhandel an die Kfz-Betriebe liefert. Abzurechnen sind jedoch jene Importeursumsätze, welche die Großhändler an den Autohäusern (als Detailhändler) vorbeidirekt mit Endabnehmern machen.

AUTO&Wirtschaft wird versuchen, künftig auch diese Umsatzzahlen zu erforschen. Erst dann wird Klarheit herrschen, welcher Kuchen den selbstständigen Autohändlern letztlich zum Überleben tatsächlich zur Verfügung steht.