Europäische Technik, internationale Manager und ein bedingungsloser Qualitätsanspruch: Mit dieser Philosophie wollte Qoros, ein 2007 gegründetes Gemeinschaftsunternehmen des chinesischen Autobauers Chery und des Mischkonzerns Israel Corporation, nicht nur im Reich der Mitte den Automarkt aufmischen. In den vergangenen Jahren wurde der großspurig angekündigte Europastart jedoch mehrmals verschoben -und nicht nur das: Ende 2014 wurde der glücklose CEO Guo Qian von Chery nach Wuhu heimgeholt.

Seit 2. Dezember heißt der neue Boss Phil Murtaugh (57), ein erfahrener China-Veteran, vormals Präsident von GM China und von 2011 bis zum Konkurs des US-Elektroautobauers Coda Automotive der dortige Mann an der Spitze. Legendär sein Statement an seinem letzten Arbeitstag, dem 20. Juli 2013, als er sein Büro am Firmensitz von Coda in Santa Monica (Kalifornien) verließ: "The last one out, please turn out the lights." Wird Murtaugh auch bei Qoros den Strom abschalten?

Enttäuschende Absatzzahlen

Seit Ende 2013 läuft im Qoros-Werk westlich von Shanghai, in Changshu City, der Qoros 3 Sedan vom Band. Als erstes Modell einer chinesischen Marke wurde der Mittelklassewagen mit fünf EuroNCAP-Sternen prämiert, dennoch fiel er am Heimmarkt durch sein Zwitter-Image bei den Kunden durch: zu teuer für die Käuferchinesischer Brands wie Geely, BYD und Co, zu brav und prestigelos für die Status-Klientel mit prallem Portemonnaie.

Statt 50.000 geplanten Qoros-Käufern wurden es bis Ende 2014 nur knapp 6.870 Kunden in China, dazu kamen circa 100 europäische Q3-Käufer am Pilotstandort Bratislava. Die mehr als 100 Qoros-Händler im Reich der Mitte blicken gar nicht zuversichtlich in das chinesische Neujahr, denn das im November auf der Automesse von Guangzhou vorgestellte SUV City weist magere Absatzzahlen auf. Zu erfolgreich ist die rein chinesische Konkurrenz wie Great Wall, GAC oder BYD in diesem Segment.

Hohe Verluste

Unterdessen hat der bisherige Joint-Venture-Partner Israel Corporation seine Beteiligung im Dezember 2014 an die in Singapur angesiedelte Kenon Holding abgetreten. Angesichts der Geschäftszahlen ist dies kaum verwunderlich: In den ersten drei Quartalen des Wirtschaftsjahres 2014 hat Qoros einen Verlust von mehr als 200 Millionen Euro eingefahren. Bis Ende September betrug der kumulierte Schuldenstand laut dem Pekinger Wirtschaftsmagazin "Caixin" circa 1,2 Milliarden Euro.