Schon 2002 hielt die EU-Kommission fest, dass "Originalteile" nicht
zwangsläufig vom Autohersteller kommen müssen. Dennoch stagnieren die
Marktanteile des freien Teilehandels. Mit dem Siegeszug der
Kfz-Telematik droht eine neue Monopolisierung.
Wo das Logo einer Automarke drauf ist, muss keineswegs nur
Wertschöpfung des Herstellers drinnen sein: Über 80 Prozent der Teile
eines modernen Fahrzeugs werden von Zulieferern gefertigt. Diese
liefern ihre "Originalteile" nicht nur in die Erstausrüstung, sondern
verkaufen sie unter eigenem Namen -und zu entsprechend günstigeren
Preisen -auch am freien Teilemarkt. "Identteile" werden nach
Erstausrüstungsvorgaben gefertigt, ohne dass ein Lieferauftrag eines
Autowerkes besteht. Lediglich bei den ausschließlich für den
Aftermarket bestimmten "Nachbauteilen" sieht Komm.-Rat Ing. Wolfgang
Dytrich, Berufsgruppenobmann in der Wirtschaftskammer, "manchmal
Vorsicht geboten": Zumeist würden aber auch diese Komponenten gleiche
oder sogar höhere Qualitätsstandards erfüllen.
Hersteller machen Druck
Als Zwischenstufe kommen neuerdings immer häufiger "Second Lines" der
Automarken hinzu, berichtet Jörg Schmuck, Sales Director Independent
Aftermarket von TMD Friction, Ende September bei einer
Pressekonferenz in Wien: "Damit wollen sich die Fahrzeughersteller
ein Stück vom freien Aftermarket sichern."
Generell scheinen die Autokonzerne zur Gegenoffensiveüberzugehen,
nachdem das juristische Pendel in den vergangenen Jahren zugunsten
des freien Marktes ausgeschlagen hatte. Die Branche konnte diesen
Rückenwind jedoch nur teilweise nützen: "Nach wie vor teilen sich der
freie und der markengebundene Teilehandel den automotiven Aftermarket
im Verhältnis 40 zu 60", so Komm.-Rat Ing. Mag. Bernhard Dworak,
Obmann des Verbands der freien Kfz-Teilefachhändler (VFT). Insgesamt
sei das jährliche Umsatzvolumen des österreichischen Teilemarkts mit
1,5 Milliarden Euro stabil, die saisonal variierenden Zuwachsraten
würden "mehr oder minder knapp überder Inflationsrate" liegen.
Im Bann der Telematik
Größere Marktanteilsverschiebungen könnte der Trend zur Telematik mit
sich bringen. Während das (vermutlich ab 2017 verpflichtende)
Notrufsystem "eCall" auch vom freien Teilehandel begrüßt wird, gibt
es schwere Bedenken gegen darüber hinaus reichende Anwendungen. Diese
könnten beispielsweise dazu dienen, Autofahrer "automatisch" in
gewisse Werkstätten zu lotsen. "Weltweit besteht die Sorge, dass es
aufgrund der Telematik zu einer Monopolisierung des Servicemarktes
durch die Autohersteller kommen wird", so Dytrich. Er unterstreicht,
dass die ungebundene Reparaturbranche nicht allein steht: "Unsere
Position wird auch von Autofahrerklubs und Konsumentenschützern
geteilt."
Angesichts dessen fordert Dytrich "sehr rasche Maßnahmen" von der
EU-Kommission und anderen politisch Verantwortlichen: "Nur der
Fahrzeughalter darf entscheiden, wem und in welchem Umfang er seine
Daten zur Verfügung stellt."