Wo das Logo einer Automarke drauf ist, muss keineswegs nur Wertschöpfung des Herstellers drinnen sein: Über 80 Prozent der Teile eines modernen Fahrzeugs werden von Zulieferern gefertigt. Diese liefern ihre "Originalteile" nicht nur in die Erstausrüstung, sondern verkaufen sie unter eigenem Namen -und zu entsprechend günstigeren Preisen -auch am freien Teilemarkt. "Identteile" werden nach Erstausrüstungsvorgaben gefertigt, ohne dass ein Lieferauftrag eines Autowerkes besteht. Lediglich bei den ausschließlich für den Aftermarket bestimmten "Nachbauteilen" sieht Komm.-Rat Ing. Wolfgang Dytrich, Berufsgruppenobmann in der Wirtschaftskammer, "manchmal Vorsicht geboten": Zumeist würden aber auch diese Komponenten gleiche oder sogar höhere Qualitätsstandards erfüllen.

Hersteller machen Druck

Als Zwischenstufe kommen neuerdings immer häufiger "Second Lines" der Automarken hinzu, berichtet Jörg Schmuck, Sales Director Independent Aftermarket von TMD Friction, Ende September bei einer Pressekonferenz in Wien: "Damit wollen sich die Fahrzeughersteller ein Stück vom freien Aftermarket sichern."

Generell scheinen die Autokonzerne zur Gegenoffensiveüberzugehen, nachdem das juristische Pendel in den vergangenen Jahren zugunsten des freien Marktes ausgeschlagen hatte. Die Branche konnte diesen Rückenwind jedoch nur teilweise nützen: "Nach wie vor teilen sich der freie und der markengebundene Teilehandel den automotiven Aftermarket im Verhältnis 40 zu 60", so Komm.-Rat Ing. Mag. Bernhard Dworak, Obmann des Verbands der freien Kfz-Teilefachhändler (VFT). Insgesamt sei das jährliche Umsatzvolumen des österreichischen Teilemarkts mit 1,5 Milliarden Euro stabil, die saisonal variierenden Zuwachsraten würden "mehr oder minder knapp überder Inflationsrate" liegen.

Im Bann der Telematik

Größere Marktanteilsverschiebungen könnte der Trend zur Telematik mit sich bringen. Während das (vermutlich ab 2017 verpflichtende) Notrufsystem "eCall" auch vom freien Teilehandel begrüßt wird, gibt es schwere Bedenken gegen darüber hinaus reichende Anwendungen. Diese könnten beispielsweise dazu dienen, Autofahrer "automatisch" in gewisse Werkstätten zu lotsen. "Weltweit besteht die Sorge, dass es aufgrund der Telematik zu einer Monopolisierung des Servicemarktes durch die Autohersteller kommen wird", so Dytrich. Er unterstreicht, dass die ungebundene Reparaturbranche nicht allein steht: "Unsere Position wird auch von Autofahrerklubs und Konsumentenschützern geteilt."

Angesichts dessen fordert Dytrich "sehr rasche Maßnahmen" von der EU-Kommission und anderen politisch Verantwortlichen: "Nur der Fahrzeughalter darf entscheiden, wem und in welchem Umfang er seine Daten zur Verfügung stellt."