Mit einer Frontalattacke in dem Aufmacher-Artikel "Die Tricks der
Mechaniker" sorgte das Magazin "News" im August für Wirbel.
Österreichs Autofahrer würden bei Reparaturen "abgezockt", ein
"Insider" berichtete über diverse "Tricks", die Servicerechnungen
weiter in die Höhe treiben. Nicht das erste Mal wurde die Autobranche
in ein derart schlechtes Licht gerückt. Worin liegen die Ursachen,
dass gerade unsere Branche immer wieder ins Fadenkreuz der Kritik
gerät? Wie können sich seriös arbeitende Betriebe dagegen wehren?
Politik muss sichändern
"Die Politik hat sich in den vergangenen Jahren gegenüber dem Auto
stark gewandelt", meint Dietmar Hörburger, Geschäftsführer Autohaus
Hörburger in Wolfurt. Damit habe sich das Image auch deutlich zu
Ungunsten des Autos gewandelt -und dies, obwohl der Staat jährlich
Milliarden an Steuereinnahmen von den Autofahrern lukriere. Darüber
hinaus herrsche ein enormer Preisdruck. "Letztendlich führt dies auch
dazu, dass im einen oder anderen Fall die Qualität leidet." Dennoch
sei die jüngste "Enthüllungsstory" eines österreichischen Magazins,
in der angebliche "Abzocke" in Werkstätten "aufgedeckt" werde, nur
eine maßlos übertrieben "Sommerlochgeschichte" gewesen.
Negatives bleibt haften
"Bedauerlicherweise gibt es sowohl im Handel als auch bei
Reparatur-und Servicebetrieben Unternehmer, die die
Qualitätsstandards nicht einhalten", sagt Christian Kruckenhauser,
Geschäftsführer Autohaus Kruckenhauser in Kundl. "Während positive
Erfahrungen als gegeben hingenommen werden, bleiben negative
Erfahrungen -trotz seriöser Arbeit der meisten Betriebe -in den
Köpfen der Kunden präsent." Es sei daherunheimlich schwierig, gegen
Vorurteile anzukämpfen. Das Allerwichtigste sei, Kunden aufzuklären,
damit diese nicht enttäuscht würden. "Das geht von Unterschieden bei
Gewährleistung und Garantie bis zur genauen Aufschlüsselung einzelner
Arbeitsschritte bei notwendigen Reparaturen."
Preisdruck mit Folgen
"Leider wird die Branche -wie erst jüngst geschehen -durch eine
typische, unseriöse Sommerloch-Geschichte immer wieder in Verruf
gebracht", sagt Josef Nußbaumer, Geschäftsführer Schmidt
Automobile/Salzburg. Letztendlich sei auch die Politik dafür in die
Verantwortung zu nehmen. "Die Abgaben steigen stetig, der Staat
saniert sichauch aus Mitteln, die die Autofahrerinnen und Autofahrer
zahlen müssen, gleichzeitig haben die hohen Lohnnebenkosten auch hohe
Stundensätze bei Reparaturen zur Folge. All das mache das Autofahren
teuer. Des Weiteren gibt es auch wenige unseriöse Unternehmen, deren
Handeln den Ruf der Branche gefährdet."
Probleme "hausgemacht"
"Das Problem, das wir mit Pseudound Hinterhofwerkstätten haben, ist
größer, als wir glauben", sagt Udo Petschnig, Geschäftsführer
Autohaus Petschnig/Villach. "Durch diese ist die Branche in Verruf
geraten und alle seriös arbeitenden Meisterbetriebe haben darunter zu
leiden." Alle Unternehmen würden aufgrund mangelhaft ausgeführter
Arbeiten,die immer wieder von solchen Unternehmen geliefert würden,
in einen Topf geworfen. Genau in diesem Bereich müsste man ansetzen,
um Verbesserungen zu erreichen. Das schlechte Image habe auch Folgen:
"Immer mehr Kunden suchen, wenn Fehler bei Reparaturen passiert sind,
leider nicht mehr das Gespräch, sie drohen sofort per Anwalt mit
Klage."
Kunden gezielt aufklären
"Viele Kunden haben nicht zuletzt deshalb Vorurteile, weil sie sich
nicht darüber im Klaren sind, welche Arbeitsschritte etwa für ein
Service eines Fahrzeugs notwendig sind", sagt Michael Höglinger,
Geschäftsleitung Höglinger Denzel in Linz. Der Kunde komme mit einem
funktionierenden Fahrzeug, müsse das Service bezahlen und könne oft
nicht nachvollziehen, warum die Rechnung mehrere 100 Euro ausmache.
"Wir versuchen den Kunden immer wieder transparent zu machen, dass
etwa für das Auslesen von Fehlern am Diagnosegerät oder diverse
Servicearbeiten mehrere Arbeitsschritte notwendig sind." Mit
entsprechender Information habe man gute Erfahrungen gemacht.
Zu viele schwarze Schafe
"Es gibt in unserer Branche mehr schwarze Schafe, als uns lieb ist",
sagt Karl Felbauer, Geschäftsführer Krug GmbH in Bernstein. Auch wenn
die jüngsten Angriffe des Magazins "News" vollkommen ungerechtfertigt
seien und ein Großteil der Betriebe seriös arbeite, zerstörten manche
Unternehmer mit fragwürdigen Geschäftspraktiken den Ruf der Branche:
Das reiche von der Vermietung blauer Kennzeichentafeln bis hin zur
Verrechnung nicht eingebauter Teile. Hier seien vor allem die
Branchenvertreter gefragt, entsprechend zu handeln. "Die Kammer muss
dafür sorgen, dass solche Dinge abgestellt werden, wobei sie
allerdings bis dato leider nicht vehement genug aktiv ist", so
Felbauer.
Schlechter Ruf
"Der schlechte Ruf begründet sich leider auf der Tatsache, dass
schwarze Schafe in den eigenen Reihen gerade bei Reparaturen
teilweise überhöhte Rechnungen stellen und damit auch viele seriös
arbeitende Betriebe in Verruf bringen", sagt Ing. Johann Iser,
Geschäftsführer Autohaus Iser/Wittau. Dazu komme das Problem,dass
viele Service-und Reparaturarbeiten für Kunden nicht nachvollziehbar
seien und diese oft nicht verstünden, warum sie auch durchaus
angemessene Rechnungen zu bezahlen hätten. "Einerseits könnte mehr
Transparenz in Form von entsprechender Information der Kunden,
andererseits ein gezielteres Vorgehen gegen schwarze Schafe Abhilfe
schaffen."
Scharfe Konsequenzen
"Wie setzen auf Qualität in der Ausbildung, derzeit erlernen in
unseren Betrieben landesweit mehr als 1.200 Lehrlinge den Beruf des
Kfz-Technikers", sagt Josef Harb, Landesinnungsmeister der
Kfz-Techniker in der Steiermark. Damit sei man gut gefahren. "Dies
manifestiert sich auch daran, dass es nur eine verschwindend geringe
Anzahl von Reklamationen gibt, wir arbeiten diesbezüglich mit der AK
Steiermark zusammen." Erzürnt zeigt sich Harb darüber, dass "durch
einen völlig aus der Luft gegriffenen Artikel eine ganze Branche
kriminalisiert wird". Dies dürfe man sich nicht gefallen lassen. "In
so einem Fall sollten scharfe Konsequenzen, etwa auch in Form einer
Klage, erwogen werden."
Völlig überzogen
"Ich halte die Berichterstattungüber angebliche Kundenabzocke, wie
jüngst in einem österreichischen Magazin publiziert, für völlig
überzogen", sagt Peter Turinsky, Geschäftsführer Volvo Simscha/Wien.
Leider habe diese Art des "Aufdeckerjournalismus" auch in
Nachbarländern etwa in TV-Sendern bereits Schule gemacht. "Ich
glaube, dass die allermeisten Betriebe zu bester Kundenzufriedenheit
arbeiten. Die wenigen, die das nicht tun, schaden natürlich der
Branche." Diesen sei oft nicht leicht Herr zu werden, denn auch nach
einer Schließung komme es vor, dass sie unter anderem Namen
weitergeführt würden. "Wichtig ist daher ein seriöses
Kundenbindungsprogramm", so Turinsky.