Bo Andersson hat ein Hobby, dem er 7 Tage in der Woche nachgeht: den
russischen Lada-Hersteller wiederzubeleben.
Wenn der Vorstandsvorsitzende des "de facto größten Automobilwerks
der Welt" zu einem Treffen der Lada-Niva-IG nach Stadtoldendorf im
Weserbergland kommt, um den Lada 4x4 Urban zu präsentieren, so
scheint das bezeichnend für den neuen Stil bei OAO AvtoVAZ, wie der
Autohersteller in Togliatti heißt.
Ein Lada-Dienstwagen für alle Manager
Bo Andersson, der seit Jänner 2014 das Unternehmen leitet, das mehr
als 600.000 Autos pro Jahr fertigt, setzt auf den Stolz seiner
Mitarbeiter, damit diese nicht nur die Stückzahl heuer um 100 Prozent
steigern, sondern gleichzeitig auch die Qualität der Produkte.
Andersson war es auch, der die Manager des Lada-Werks verpflichtet
hat, von Infiniti, Renault und Nissan auf einen Lada umzusteigen. "Es
geht um das Zeichen, das wir setzen", sagt er. "Für mich ist wichtig
zu zeigen, dass ein Lada etwas Tolles sein kann." Dazu konfigurierte
er zwei Lada Largus (Anm.: entspricht dem Dacia Logan MCV) "VIP",
fein ausgestattet und mit Renault-Supercharge-Technik. Dass das Auto
attraktiv und damit wertig geworden ist, stellt für den gebürtigen
Schweden, der vor der Bestellung bei AvtoVAZ bereits sechs Jahre
Erfahrung als Präsident der GAZ-Gruppe sammelte, kein Hindernis dar.
Städtische Kundschaft als Zielgruppe
Anderssonüberzeugt sich von Details der Produktion, indem er durch
das Werk geht und Missstände abstellt. Und er reist nach
Stadtoldendorf, um sich von den Taiga-Fans sagen zu lassen, was der
Nachfolger des heute sachlich "4x4" genannten, unerbittlich
geländegängigen Taiga können muss. Dabei unterstützte ihn der
kürzlich als Verkaufs-und Marketingvorstand rekrutierte Martin Soest,
davor international für den VW-Konzern im Einsatz. Die bei dem
Freundschaftstreffen präsentierte 4x4-Version Urban zeigt, wohin Lada
mit seinen Produkten will: zunächst die städtische russische
Kundschaft -und vorzugsweise Damen -in Moskau oder St. Petersburg
westlichen Herstellern abjagen. In den Städten, so Andersson, habe
die Marke jede Menge Potenzial. Daran, dass er die gesteckten Ziele
mit der Beteiligung und der Technik der Allianz Renault-Nissan zu
erreichen imstande ist, lässt Andersson keinen Zweifel.
Aufräumer-Jobs unter Zeitdruck
"Ich habe mein Leben lang Aufräumer-Jobs gemacht und nie viel Zeit
dafür gehabt!", sagt Andersson. Um die Kapazitäten des riesigen Werks
in Togliatti und dem kleineren Werk Ishewsk auszulasten, fertigt
AvtoVAZ nicht nur Autos für die Allianz Renault-Nissan. Für künftige
Modelle hole man die Teileproduktion zurück ins Werk. Auch die
Steigerung des Exports steht auf der Prioritätenliste. Wie
Vertriebsvorstand Soest betonte, sei die deutliche Steigerung des
Absatzes auf dem schwierigen Markt Deutschland, dessen
Importgesellschaft unter Führung von Dieter Trzaska auch für den
österreichischen Markt verantwortlich ist, sein ganz persönliches
Anliegen.
Das ausführliche "Nachgefragt"-Interview mit Bo Andersson enthält die
AUTO-Information 2233!