Im Allradkatalog 2013 angekündigt, ist es gelungen, den ultimativen
Offroader zum Preis eines ziemlich komplett ausgestatteten
Kompakt-SUV-Modells Realität werden zu lassen.
Ganz genau betrachtet, ist es seit der Ankündigung im Vorjahr
gelungen, zwei Drittel des Projekts erfolgreich abzuschließen. Für
das letzte Drittel haben wir uns die hier zu sehenden Fotos vom
Grafik-Spezialisten im Hause A&W ausgeborgt, weil sich bisher einfach
kein perfekter Wrangler zu einem fairen Preis gefunden hat. Die
Hoffnung darauf ist aber ungebrochen da.
Schon nach wenigen Wochen der Suche nach dem ultimativen Offroader
war klar, den gibt es nicht. Nicht um 50.000 Euro und auch nicht um
die doppelte Summe. Zumindest dann nicht, wenn man an Grundwerten wie
freien Blick zum Himmel und maximale Gelände-und Alltagstauglichkeit
ebenso festhält wie an der Zugfahrzeug-Eignung, der Möglichkeit, zwei
Sportenduros zu transportieren und mit der ganzen Familie auf Reisen
gehen zu können.
Ein neuer Land Rover Defender hätte sich um die vorgegebene Summe
genauso realisieren lassen wie ein Jeep Wrangler, ein Mitsubishi
Pajero oder ein Toyota Land Cruiser. Die Idee zum Gebrauchtwagen kam
dann parallel zu jener, auf die G-Klasse zu setzen. Schon ab Werk
mindestens 100.000 Euro teuer braucht es dann noch das eine oderandere Extra, um wirklich Freude zu haben. Das hat im Vorjahr der
liebevoll aufgebaute Professional gezeigt, auf freien Blick zum
Himmel und den Motorradtransport hätte es aber auf jeden Fall zu
verzichten gegolten. An seiner Seite im Offroad-Test damals der Jeep
Wrangler Rubicon, der ebenfalls viel Spaß bereitet, aber bei den
Kapiteln Reise, Zugfahrzeug und Familientauglichkeit ziemlich neben
der Spur ist. Stunden, Tage oder gar Wochen galt es, bereits im
letzten Sommer online nach dem angekündigten 4x4-Projekt zu suchen,
dieses zu finden und bis zum heurigen Juni so weit aufzurüsten, umohne schlechtes Gewissen von einem ultimativen 4x4 berichten zu
können.
Dass die Beschreibungen der Besitzer nur in Ausnahmefällen etwas mit
der Realität gemein haben, zeigten die ersten Besichtigungen. Ein
völlig vergammelter und trotzdem als neuwertig angepriesener
Defender, das eine oder andere G-Klasse-Modell, bei dem die typischen
Roststellen zwar angeführt waren, die deutlich schlimmeren,
vermutlich untypischenRoststellen jedoch nicht. Überraschend bei der
Suche auch, wie zerfetzt der Fahrersitz eines Jeep Wrangler sein
kann, der angeblich gerade mal 80.000 Kilometer hinter sich hat.
Erste und in Wirklichkeit einzige Grundregel: Wer einen gebrauchten
Geländewagen sucht, kann nur dann erfolgreich sein, wenn er sich
dafür entsprechend viel Zeit nimmt.
Bestätigt hat sich diese Grundregel nach rund drei Monaten Suche. Ein
Puch 230 GE aus der 463er-Serie mit echten 97.000 Kilometern auf der
Uhr. Gebaut 1991, kurzer Radstand, Fünfgangschaltgetriebe, dunkelgrün
lackiert und nur mit den allerwichtigsten Extras ausgerüstet. Beim G
bedeutete dies damalsein Schiebedach, Leichtmetallfelgen und eine
Anhängerkupplung, während die drei Differenzialsperren, die
Zentralverriegelung und die elektrisch verstellbaren Außenspiegel
beim 463er-Modell immer Serie waren. Am Foto fast ein Neuwagen, vor
Ort ein ziemlicher Rosthaufen mit kaputten Bremsen, Reifenund
Stoßdämpfern. Dazu das fast schon obligatorische neue Pickerl der
Fachwerkstatt. Wer glaubt, die Tiroler sind hier genauer, der irrt
gewaltig. Nur der neuwertige Innenraum verriet, dass der
Kilometerstand echt sein dürfte, was vom Vorbesitzer auch glaubhaft
dokumentiert werden konnte.
Losgefahren, um ein Auto zu kaufen, zurückgekehrt mit einem Projekt,
das uns den ganzen Winter beschäftigen sollte. Mit jeder neuen
Rechnung galt es, sich den günstigen Anschaffungspreis von nur 7.000
Euro in Erinnerung zu rufen, um nicht gänzlich zu verzweifeln. Mehr
als 100 Spengler- bzw. Mechanikerstunden später und in der Werkstatt
bis zur Gürtellinie neu lackiert dann endlich das freudige Ergebnis.
Neuteile im Wert von rund 3.000 Euro hatte der G bis dahin
verschlungen, zusätzlich bekam er auch noch vier
Kumho-Mud-Terrain-Reifen aufgezogen und eine Intensivwäsche dazu.
Zusammengerechnet hat der G somit etwas mehr als 16.000 Euro und
damit knapp ein Drittel des Budgets verschlungen. Spätestens jetzt
war klar, dass es mehrere Fahrzeuge brauchen würde, um vom
ultimativen Offroader zu sprechen.
Das Thema Gelände und Alltag war somit schon einmal erfolgreich
abgehakt, die der Rolle als Zugfahrzeug zumindest am Papier. Als
zweites Fahrzeug galt es, einen passenden Pickup, Stichwort Reise und
Motorradtransport, zu finden. Auch hier ließen sich viele leere
Kilometer nicht vermeiden. Anfangs auf US-Modelle konzentriert,
begann der 130er-Defender und das mit diesem Modell einhergehende
sehr knappe Angebot, eine wesentliche Rolle zu spielen. Mit 130.000
Kilometern am Tacho, einem offensichtlich schweren Leben hinter sich,
sollte ein angebotenes Fahrzeug immer noch 24.000 Euro kosten. Zu
viel für einvöllig serienmäßiges Modell aus der Hand eines
Nutzanwenders.
Dann endlich und natürlich genau zum unpassendsten Augenblick, mitten
in der Schlussproduktion von Ausgabe 04/2014 des 4wd Magazins eine
Anzeige auf willhaben. at. Land Rover Defender 130, weiß, 220.000
Kilometer gelaufen (in Wirklichkeit sogar 10.000 Kilometer weniger)
und mit viel Liebe zum Detail und einigem finanziellen Engagement
recht individuell gestaltet. Motortausch auf TD5-Technologie
inklusive. Ein paar Stunden später geht es nach Kärnten, Geld und
Überstellungskennzeichen natürlich mit dabei. Mitten in Velden steht
das gute Ding in einer Auslage, der Vorbesitzer trennt sich nur, weil
die Familiegewachsen und der Defender damit zu klein für große
Reisen geworden ist.
Optisch kann auch dieser Pickup sein intensives Leben nicht
verleugnen, der offensichtliche Nachweis von intensiver Pflege ist
jedoch ebenfalls zu erkennen. Einmal im Jahr hat ihn der Vorbesitzer
zum großen Service gebracht und dabei keine Kosten gescheut. Die an
diesem Tag bei ihm eingegangenen 50 Anrufe erschweren die
Preisverhandlung dafür ganz erheblich. Zwei Stunden später rolle ich
mit Tempo 100 auf der Südautobahn in Richtung Wien und bin unheimlich
zufrieden. Das Thema Reise und Motorradtransport am Weg zum
ultimativen Offroader ist abgehakt und noch immer sind rund 18.000
Euro da, um auch das Thema Cabrio, alles andere ist bereits abgehakt,
zu erfüllen.
Die erste und einzige Grundregel in Erinnerung gerufen bedeutet,
vermutlich einen weiteren Sommer auf Frischluft zu verzichten, um
dann im Herbst einen Jeep Wrangler, vorzugsweise das TJ-Modell mit
Fünfganggetriebe und dem Sechszylinder-4,0-Liter Motor unter der
Haube, zu erstehen. So serienmäßig wie irgendwie möglich sollte er
sein, um künftig einfach nur das Cabrio-Segment zu besetzen und viel
mehr als 100.000 Kilometer sollte er nicht am Tacho haben, ein
Erstbesitz wäre natürlich ganzbesonders willkommen. Beim Preis
sollte dafür die 10.000-Euro-Schwelle nicht überschritten werden.
Wer künftig drei Geländewagen in der Garage haben wird, tut gut
daran, den einen oder anderen Euro für überraschende Reparaturen
bereitzuhalten. In Idealfall wären dies in der hier angeführten
Aufstellung rund 8.000 Euro. Geld, das sich im konkreten Fall für die
Reparatur der Steuerungseinheit derDifferenzialsperren im G ebenso
anbietet wie für die unausweichliche Umtypisierung des Defender, der
als Lkw mit einer Vielzahl an Fahrverboten konfrontiert ist.
Irgendwann sollten sich auch bessere Sitze für den G finden lassen
und das kleinere Sportlenkrad für den Defender liegt auch schon
bereit. Dass der ultimative Offroader auch Zeit braucht, um gefahren
und gepflegt zu werden, zeigt die Beklebung am Defender. Noch immer
sind hier die Werbeschriftzüge des Vorbesitzers zu sehen, die
Rückfahrkamera noch nicht wieder angeschlossen und die hintere
Sitzbank nicht eingebaut. Mehr dazu unddarüber, wie es uns bei der
Suche nach dem fehlenden Wrangler ergangen ist, in einer der nächsten
Ausgaben des 4wd Magazins.
P.S. Die Allradmesse bietet heuer erstmals eine Sonderschau zum Thema
Allrad Youngtimer. Die hier vorgestellten Fahrzeuge und noch viele
mehr aus dieser Liga werden dort in aller Ruhe zu bestaunen sein.