Ganz genau betrachtet, ist es seit der Ankündigung im Vorjahr gelungen, zwei Drittel des Projekts erfolgreich abzuschließen. Für das letzte Drittel haben wir uns die hier zu sehenden Fotos vom Grafik-Spezialisten im Hause A&W ausgeborgt, weil sich bisher einfach kein perfekter Wrangler zu einem fairen Preis gefunden hat. Die Hoffnung darauf ist aber ungebrochen da.

Schon nach wenigen Wochen der Suche nach dem ultimativen Offroader war klar, den gibt es nicht. Nicht um 50.000 Euro und auch nicht um die doppelte Summe. Zumindest dann nicht, wenn man an Grundwerten wie freien Blick zum Himmel und maximale Gelände-und Alltagstauglichkeit ebenso festhält wie an der Zugfahrzeug-Eignung, der Möglichkeit, zwei Sportenduros zu transportieren und mit der ganzen Familie auf Reisen gehen zu können.

Ein neuer Land Rover Defender hätte sich um die vorgegebene Summe genauso realisieren lassen wie ein Jeep Wrangler, ein Mitsubishi Pajero oder ein Toyota Land Cruiser. Die Idee zum Gebrauchtwagen kam dann parallel zu jener, auf die G-Klasse zu setzen. Schon ab Werk mindestens 100.000 Euro teuer braucht es dann noch das eine oderandere Extra, um wirklich Freude zu haben. Das hat im Vorjahr der liebevoll aufgebaute Professional gezeigt, auf freien Blick zum Himmel und den Motorradtransport hätte es aber auf jeden Fall zu verzichten gegolten. An seiner Seite im Offroad-Test damals der Jeep Wrangler Rubicon, der ebenfalls viel Spaß bereitet, aber bei den Kapiteln Reise, Zugfahrzeug und Familientauglichkeit ziemlich neben der Spur ist. Stunden, Tage oder gar Wochen galt es, bereits im letzten Sommer online nach dem angekündigten 4x4-Projekt zu suchen, dieses zu finden und bis zum heurigen Juni so weit aufzurüsten, umohne schlechtes Gewissen von einem ultimativen 4x4 berichten zu können.

Dass die Beschreibungen der Besitzer nur in Ausnahmefällen etwas mit der Realität gemein haben, zeigten die ersten Besichtigungen. Ein völlig vergammelter und trotzdem als neuwertig angepriesener Defender, das eine oder andere G-Klasse-Modell, bei dem die typischen Roststellen zwar angeführt waren, die deutlich schlimmeren, vermutlich untypischenRoststellen jedoch nicht. Überraschend bei der Suche auch, wie zerfetzt der Fahrersitz eines Jeep Wrangler sein kann, der angeblich gerade mal 80.000 Kilometer hinter sich hat.

Erste und in Wirklichkeit einzige Grundregel: Wer einen gebrauchten Geländewagen sucht, kann nur dann erfolgreich sein, wenn er sich dafür entsprechend viel Zeit nimmt.

Bestätigt hat sich diese Grundregel nach rund drei Monaten Suche. Ein Puch 230 GE aus der 463er-Serie mit echten 97.000 Kilometern auf der Uhr. Gebaut 1991, kurzer Radstand, Fünfgangschaltgetriebe, dunkelgrün lackiert und nur mit den allerwichtigsten Extras ausgerüstet. Beim G bedeutete dies damalsein Schiebedach, Leichtmetallfelgen und eine Anhängerkupplung, während die drei Differenzialsperren, die Zentralverriegelung und die elektrisch verstellbaren Außenspiegel beim 463er-Modell immer Serie waren. Am Foto fast ein Neuwagen, vor Ort ein ziemlicher Rosthaufen mit kaputten Bremsen, Reifenund Stoßdämpfern. Dazu das fast schon obligatorische neue Pickerl der Fachwerkstatt. Wer glaubt, die Tiroler sind hier genauer, der irrt gewaltig. Nur der neuwertige Innenraum verriet, dass der Kilometerstand echt sein dürfte, was vom Vorbesitzer auch glaubhaft dokumentiert werden konnte.

Losgefahren, um ein Auto zu kaufen, zurückgekehrt mit einem Projekt, das uns den ganzen Winter beschäftigen sollte. Mit jeder neuen Rechnung galt es, sich den günstigen Anschaffungspreis von nur 7.000 Euro in Erinnerung zu rufen, um nicht gänzlich zu verzweifeln. Mehr als 100 Spengler- bzw. Mechanikerstunden später und in der Werkstatt bis zur Gürtellinie neu lackiert dann endlich das freudige Ergebnis. Neuteile im Wert von rund 3.000 Euro hatte der G bis dahin verschlungen, zusätzlich bekam er auch noch vier Kumho-Mud-Terrain-Reifen aufgezogen und eine Intensivwäsche dazu.

Zusammengerechnet hat der G somit etwas mehr als 16.000 Euro und damit knapp ein Drittel des Budgets verschlungen. Spätestens jetzt war klar, dass es mehrere Fahrzeuge brauchen würde, um vom ultimativen Offroader zu sprechen.

Das Thema Gelände und Alltag war somit schon einmal erfolgreich abgehakt, die der Rolle als Zugfahrzeug zumindest am Papier. Als zweites Fahrzeug galt es, einen passenden Pickup, Stichwort Reise und Motorradtransport, zu finden. Auch hier ließen sich viele leere Kilometer nicht vermeiden. Anfangs auf US-Modelle konzentriert, begann der 130er-Defender und das mit diesem Modell einhergehende sehr knappe Angebot, eine wesentliche Rolle zu spielen. Mit 130.000 Kilometern am Tacho, einem offensichtlich schweren Leben hinter sich, sollte ein angebotenes Fahrzeug immer noch 24.000 Euro kosten. Zu viel für einvöllig serienmäßiges Modell aus der Hand eines Nutzanwenders.

Dann endlich und natürlich genau zum unpassendsten Augenblick, mitten in der Schlussproduktion von Ausgabe 04/2014 des 4wd Magazins eine Anzeige auf willhaben. at. Land Rover Defender 130, weiß, 220.000 Kilometer gelaufen (in Wirklichkeit sogar 10.000 Kilometer weniger) und mit viel Liebe zum Detail und einigem finanziellen Engagement recht individuell gestaltet. Motortausch auf TD5-Technologie inklusive. Ein paar Stunden später geht es nach Kärnten, Geld und Überstellungskennzeichen natürlich mit dabei. Mitten in Velden steht das gute Ding in einer Auslage, der Vorbesitzer trennt sich nur, weil die Familiegewachsen und der Defender damit zu klein für große Reisen geworden ist.

Optisch kann auch dieser Pickup sein intensives Leben nicht verleugnen, der offensichtliche Nachweis von intensiver Pflege ist jedoch ebenfalls zu erkennen. Einmal im Jahr hat ihn der Vorbesitzer zum großen Service gebracht und dabei keine Kosten gescheut. Die an diesem Tag bei ihm eingegangenen 50 Anrufe erschweren die Preisverhandlung dafür ganz erheblich. Zwei Stunden später rolle ich mit Tempo 100 auf der Südautobahn in Richtung Wien und bin unheimlich zufrieden. Das Thema Reise und Motorradtransport am Weg zum ultimativen Offroader ist abgehakt und noch immer sind rund 18.000 Euro da, um auch das Thema Cabrio, alles andere ist bereits abgehakt, zu erfüllen.

Die erste und einzige Grundregel in Erinnerung gerufen bedeutet, vermutlich einen weiteren Sommer auf Frischluft zu verzichten, um dann im Herbst einen Jeep Wrangler, vorzugsweise das TJ-Modell mit Fünfganggetriebe und dem Sechszylinder-4,0-Liter Motor unter der Haube, zu erstehen. So serienmäßig wie irgendwie möglich sollte er sein, um künftig einfach nur das Cabrio-Segment zu besetzen und viel mehr als 100.000 Kilometer sollte er nicht am Tacho haben, ein Erstbesitz wäre natürlich ganzbesonders willkommen. Beim Preis sollte dafür die 10.000-Euro-Schwelle nicht überschritten werden.

Wer künftig drei Geländewagen in der Garage haben wird, tut gut daran, den einen oder anderen Euro für überraschende Reparaturen bereitzuhalten. In Idealfall wären dies in der hier angeführten Aufstellung rund 8.000 Euro. Geld, das sich im konkreten Fall für die Reparatur der Steuerungseinheit derDifferenzialsperren im G ebenso anbietet wie für die unausweichliche Umtypisierung des Defender, der als Lkw mit einer Vielzahl an Fahrverboten konfrontiert ist. Irgendwann sollten sich auch bessere Sitze für den G finden lassen und das kleinere Sportlenkrad für den Defender liegt auch schon bereit. Dass der ultimative Offroader auch Zeit braucht, um gefahren und gepflegt zu werden, zeigt die Beklebung am Defender. Noch immer sind hier die Werbeschriftzüge des Vorbesitzers zu sehen, die Rückfahrkamera noch nicht wieder angeschlossen und die hintere Sitzbank nicht eingebaut. Mehr dazu unddarüber, wie es uns bei der Suche nach dem fehlenden Wrangler ergangen ist, in einer der nächsten Ausgaben des 4wd Magazins.

P.S. Die Allradmesse bietet heuer erstmals eine Sonderschau zum Thema Allrad Youngtimer. Die hier vorgestellten Fahrzeuge und noch viele mehr aus dieser Liga werden dort in aller Ruhe zu bestaunen sein.