Die Manager des jüngsten europäischen Autowerks Hyundai Motor Manufacturing Czech (HMMC) im nordmährischen Nosovice sind sichtlich stolz. Mit dem Serienanlauf des fünftürigen Hyundai i30 Anfang November konnte die Produktion früher als geplant begonnen werden. Seit Ende Februar verlässt auch der Kombi i30 Crossover Wagon die Montagebänder. Im Februar wurden in Nosovice 50 Autos pro Stunde gebaut, für März ist eine Steigerung auf 60 Einheiten geplant. Als Zielkapazität bezeichnet Young-Deuk Lim, der für die Produktion zuständige Vizepräsident von HMMC, 66 Autos pro Stunde. Als drittes Modell wirddas tschechische Werk im November die Produktion eines kompakten Minivans für die Schwestermarke Kia aufnehmen, 2011 folgt ein Hyundai-Minivan.

Autos und Getriebe

Aktuell besitzt Hyundai in Tschechien eine installierte Jahreskapazität von 200.000 Autos, bis 2011 ist eine Erhöhung auf 300.000 Einheiten geplant. Vorgesehen ist auch der Ausbau der Getriebefertigung, denn neben Autos entstehen in Nosovice auch Getriebe, die HMMC für den eigenen Bedarf sowie für das slowakische Kia-Schwesterwerk nahe Zilina fertigt. Dafür werden Motoren von Kia bezogen. Auf dem Werkgelände sind auch die Hyundai-Tochterfirmen Mobis, Hysco und Glovis angesiedelt. Während Mobis vormontierte Module wie Vorder- und Hinterachse, Cockpit und Frontend in die Montagehalle liefert, sorgt Hysco für die Aufbereitung der Bleche und Glovis für dieLogistik. Auch der Sitzhersteller Dymos fertigt auf dem Werkgelände. Für das tschechische Hyundai-Werk produzieren gegenwärtig 57 Zulieferer in Europa. Der europäische Anteil der Hyundai-Modelle beträgt laut HMMC-Einkaufschef Oun-Chang Rhee rund 80 Prozent. Koreanische Zulieferer sind Kia undHyundai ins Herz Europas gefolgt. Insgesamt 17 koreanische Lieferanten produzieren nun für eines oder beide Werke in der Slowakei, Tschechien und Polen. Doch gleichzeitig zählen renommierte westeuropäische und nordamerikanische Firmen wie beispielsweise Bosch, Johnson Controls, Visteon oder Valeozu den Lieferanten.

Kürzere Logistikwege

"Es bedeutet für uns wesentlich kürzere Logistikwege nur 300 Kilometer von Wien entfernt, es bedeutet für uns Just-in-time-Belieferung vom Werk und natürlich auch optimierte Kosten, die für uns und unsere Kunden zum Vorteil gereichen", freut sich Hansjörg Mayr, Geschäftsführer der Hyundai Import GmbH, über die europäische Fertigung. "Wir haben ein vollwertiges Produkt, das in Europa entworfen und produziert wird, zur Verfügung, das erste der Hyundai Motor Company", so Mayr.

Wachstum trotz Krise

Auswirkungen der Wirtschaftskrise spürt man auch bei Hyundai. Das neue Werk musste bereits in seinem dritten Produktionsmonat einige produktionsfreie Tage einlegen. Die Einführung der zweiten Schicht, ursprünglich für das erste Quartal 2009 geplant, wurde verschoben. "Für 2009 war ursprünglich die Produktion von 180.000 Autos geplant, doch wir können nicht sagen, wie viele Autos tatsächlich gebaut werden", erklärt Eok-Jo Kim, Präsident und CEO von HMMC. Trotz der Krise will Hyundai auch mithilfe der Autos aus Nosovice den Marktanteil in Europa steigern. Allan Rushforth, Vice President von Hyundai Motor Europe, plant für die von ihm betreute Region, die im Wesentlichen aus Westeuropa und den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten besteht, eine Erhöhung des Marktanteils von den rund 1,7 Prozent des Vorjahres auf mehr als 2 Prozent im laufenden Jahr.