Die Reifenbranche steht bei allem Zweckoptimismus, der von vielen
Vertretern der Branche geäußert wird, vor keiner "gmahten Wiesn".
Zwar entwickelt sich das Ersatzgeschäft angesichts rückläufiger
Neuzulassungen nicht schlecht.
Vom zunehmenden Reparaturund
Servicebedarf des älter werden Fuhrparks in Österreich profitiert
sicher auch der Reifenhandel. Etwas anders sieht das Ganze ausder
Perspektive der großen Gummikonzerne aus, die voll in der
Erstausrüstung engagiert sind. Sie blieben und bleiben plötzlich auf
Produktbergen sitzen, die zwar für die Montagebänder der
Automobilindustrie vorgesehen waren, dort aber nur mehr in geringerem
Umfang benötigt werden.
Da bekanntlich alle Reifen -von wenigen nicht ins Gewicht fallenden
Ausnahmen abgesehen -schwarz sind, kann man den Unterschied zwischen
Produkten für die Erstausrüstung und den Aftermarket nicht erkennen,
sofern sie nicht wie in einigen Premiumbereichen markengelabelt sind.
Sicher ist freilich, dass die einmal für die Autohersteller
produzierte Ware über mehr oder weniger verschlungene Wege im
Reifenhandel landen und -wie sich bereits abzeichnet (siehe
"Preismonitor" auf Seite 8) - auf das Preisniveau drücken wird.
Bis diese Entwicklung aufÖsterreich durchschlägt, kann es noch eine
Weile dauern. Nahezu sicher erscheint jedoch, dass dieser Zustand zu
großer Preisvolatilität führen wird, der die Einlagerungspolitik zu
einem Ritt über den Bodensee macht.
Genau gesehen, ist diese Entwicklung für alle großen Marken und ihre
Partner im Reifenfachhandel ein beachtliches Dilemma, weil sie die an
sich aussichtsreichen Geschäfte in der Nachrüstung zu
beeinträchtigten droht. Alle Bemühungen gerade im Umfeld der
Finanzmarktkrise nicht nur auf reale Werte, sondern auch auf
traditionsreicheMarken mit einem positiven Wert-Qualitäts-Verhältnis
zurückzugreifen, könnten durch die unsichere Preislage torpediert
werden. Vor dem Hintergrund scheint es klar zu sein, dass es
gewissermaßen auf die "inneren Werte" ankommen wird, um am Markt
erfolgreich auftreten zu können. Auf allen Ebenenwird die
Servicequalität zum entscheidenden Faktor für den Geschäftserfolg.
Sie umfasst Faktoren wie die Verfügbarkeit der Ware, die
Liefergeschwindigkeit, die Konditionengestaltung und die Behandlung
der Kunden. Kundenzufriedenheit kann heute übrigens nur mehr erzielt
werden, wenn deren Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen
werden.