Leiß ist vorübergehend im Standort der Wiener Städtischen in der Oberen Donaustraße "geparkt". Dass er dort wirklich neu ist, erwies sich am Empfang, wo nicht gleich klar war, dass der neue Vorstandsdirektor an dieser Adresse residiert. Verursacht hat die Komplikation die Schreibweise von Leiß" Namen: Aus dem ursprünglichen scharfen S, das in Versalien ein Doppel-S ergibt, entstand eine babylonische Sprachverwirrung, die schließlich aufgelöst wurde und kein Hindernis für die Begegnung mit dem Schaden/Unfall-Spezialisten war.

Von der "Pike" auf

Leiß wurde 1956 in Laa an der Thaya geboren, absolvierte nach der HAK-Matura den Präsenzdienst und heuerte nach der Lektüre eines Inserats bei der Donau Versicherung an. Dort begann er in der Transportabteilung und wurde nach verschiedenen Etappen Assistent des Vorstands. Über Stationen wie diverseEDV-Projekte und die Bereichsleitung Schaden/Unfall gelangte er in die erweiterte Geschäftsleitung, um schließlich zum Kfz-Vorstand befördert zu werden.

Der in den Bereichen Rad fahren, Tennis und Wandern aktive Sportler ist gemeinsam mit seiner ebenfalls in Wien tätigen Frau Wochenpendler, nachdem er weiter in Laa an der Thaya seinen Hauptwohnsitz hat. Im direkten Gespräch wirkt der Vorstandsdirektor wie ein Mann mit Handschlagqualität. Auf die Frage nach seinem Führungsstil antwortet er überzeugend mit: "Direkt, eindeutig, offen!"

Der Wechsel des Bücherfreunds zur Wiener Städtischen ist de facto vollzogen, muss jedoch erst von der Hauptversammlung des Unternehmens im April abgesegnet werden. Mit dem Start beim Mutterkonzern der Donau Versicherung wird Leiß nicht gerade auf Rosen gebettet.

Er rechnet angesichts der aktuellen Wirtschaftslage damit, dass die Kfz-Versicherungen von zwei Seiten unter Druck geraten: Einerseits muss mit einem Rückgang (der in Österreich ohnehin vergleichsweise niedrigen) Kasko-Quote gerechnet werden. Andererseits ist zu erwarten, dass die Begehrlichkeit der Versicherten -auch bei kleinsten Schäden - weiter zunimmt. Was die Absatzkanäle angeht, setzt er gleichermaßen auf den Außendienst, die Versicherungsmakler, die Erste Bank und die Sparkassen als Exklusivpartner sowie die Kfz-Betrieben nahe Marke carplus.

Mit Tarifen reagieren

Für Leiß liegt auf der Hand, dass die Erträge der Versicherungen bis auf Weiteres nicht mehr durch die Finanzergebnisse aufgefettet würden. Daher sei in Zukunft besonders darauf zu achten, dass das technische Ergebnis (das Verhältnis zwischen Prämieneinnahmen und Schadensaufwand) stimmt. Unterdieser Prämisse und dem gegebenen Umfeld ist es das Ziel des Kfz-Vorstands, das bisherige Ergebnis zu halten. 2008 ist die Wiener Städtische im Kfz-Bereich neuerlich über dem Branchenschnitt gewachsen.

Die "grüne" Orientierung des Hauses will Leiß im Kfz-Bereich beibehalten. Er rechnet bis auf Weiteres mit einem Nebeneinander verschiedener alternativer Antriebsformen und will beobachten, was am Markt passiert, um allenfalls mit Tarifen darauf zu reagieren. Ziel sei es jedenfalls, neue Technologien zu unterstützen.