Die Mitglieder der National Automobile Dealers Association (NADA) mussten 2008 nach einem Normaljahr bis Ende August in den letzten vier Monaten einen Rückgang der Neuzulassungen um 2,9 Millionen Einheiten von etwa 16 Millionen auf 13,1 Millionen verkraften. Allein im November betrug das Minus rund 40 Prozent. Am alljährlichen NADA-Kongress zog die Führung der Vereinigung heuer alle Register, um den Mitgliedern neuen Mut einzuimpfen. Abgesehen von Optimismus-Injektionen von Annette Sykora (Vorsitzende im Jahr 2008) und John McEleney (Vorsitzender 2009) sowie Alan Mulally (Präsident und CEO der Ford Motor Company) wurden mit George Bush und Bill Clinton gleich der 41. und 42. Präsident der USA aufgeboten, um den krisengeschüttelten Autodealern eine Perspektive zu weisen.

Obama als größter Mutmacher

Die größte Hoffnung der gesamten Nation dürfte allerdings von einem Abwesenden ausgehen. Sie ruht auf Barack Obama als 44. Präsident, von dem US-Kommentatoren mittlerweile sagen, dass seine Inauguration einen Nachhall wie der erste Schritt eines Menschen auf den Mond oder der 11. September 2001 ausgelöst habe. Das ganze Land ist wie der Rest der Welt weiterhin Obama-besoffen. In den Staaten würde es niemanden wundern, wenn die seit Jahren und Jahrzehnten durch ungerechte Verteilung des Reichtums geschundene Bevölkerung sich unter seinem Stern aus den zusammenbrechenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen herauswühlte.

Optimismus als Heilmittel

Unabhängig davon drückten sämtliche Kongressredner auf die Optimismustube, obwohl derzeit niemand sagen kann, wie die Zukunft im US-Autohandel aussieht. Die Schätzungen der Experten über das heurige Marktpotenzial bewegen sich (bei einem langjährigen Durchschnitt von 16 bis 16,5 Millionen) zwischen9 und 15 Millionen Neuzulassungen. Als springender Punkt wird die Verfügbarkeit von Krediten betrachtet. In dem Punkt landet die Branche erst recht wieder bei Obama und seinem Recovery-Programm. Wiederaufbau und Erneuerung sind die Vokabeln, die die NADA-Mitglieder mit New Orleans verbinden und für die gesamten Staaten relevant sind. Was der vom Hurrikan gebeutelten, nun wieder in altem Glanz erstrahlenden Südstaaten-Metropole gelungen ist, soll der Autohandel ebenfalls schaffen. Neben den bekannten Schwierigkeiten der "Detroit Three" hat der Autoeinzelhandel das Wegschmelzen der kaufwilligen Kundschaft massiv zu spüren bekommen. Insider sagen: Zwar in unterschiedlichem Ausmaß, kein Händler ist jedoch ungeschoren geblieben. Charley Smith, ein ehemaliger NADA-Chairman und GM-und Honda-Händler in New Mexico, sagte AUTO&Wirtschaft, dass nach dem vorübergehenden Austrocknen des GM-Finanzierers GMAC einfach keine Kredite aufgestellt werden konnten und das Geschäft stillstand.

Umstrukturierung geht weiter

Dennoch halten die US-amerikanischen Autobauer weiter Kurs. Sie halten an Umstrukturierungsprogrammen fest, die wie bei Ford den Absatz pro Betrieb in urbanen Lagen von derzeit 1.000 auf 1.200 bis 1.500 Einheiten bringen soll- bei rückläufigen Verkaufszahlen, wohlgemerkt! NADA-Chefökonom Paul Taylor geht davon aus, dass 2009 mindestens 12,7 Millionen Einheiten verkauft werden, falls die Erholung der US-Wirtschaft im dritten Quartal zu greifen beginnt. Für den Neuwagenabsatz sind in den Vereinigten Staaten stabile Immobilienpreise unerlässlich, während die Gebrauchtwagenpreise stark vom Treibstofftarif abhängen. Die Geschäftsplanung für den Einzelhandel bleibt weiter schwierig. Die Flüchtigkeit der Rahmenbedingungen wurde auf der Konferenz von Büttenrednern wie der American Football-Legende Archie Manning zu stabilisieren versucht. Er empfahl -aus der Fülle seiner Team-Erfahrungen schöpfend -die Rolle des "Leaders" anzunehmen. Das bedeute erstens Führungsfigur sein zu wollen, zweitens Ziele zu setzen und drittens sie aktiv anzustreben. Was sollen jene 1.100 Händler mit diesem Ratschlag anfangen, von denen Taylor erwartet, dass sie heuer die Automobilbühne verlassen? Die Zahl der Neuwagendealer ist seit 1970 von mehr als 30.000 auf unter 20.000 im Vorjahr gesunken. Der Prozess verlief kontinuierlich, hat sich jedoch in Krisenperioden jeweils deutlich beschleunigt.

Die Größten -weltweit?

Im Rahmen des International Round Tables der NADA-Spitze mit zahlreichen Gästen aus dem Ausland -Österreich war durch Bundesgremialobmann Dr. Gustav Oberwallner, Gremialgeschäftsführer Dr. Manfred Kandelhart und den Wiener Landesgremialobmann Burkhard Ernst vertreten -wurde der Automobilmarkt aus globaler Sicht beleuchtet. Für heuer wird weltweit mit einem Absatzrückgang um 8 Millionen Einheiten gerechnet. Im kommenden Jahr könnte eine Steigerung um 4,5 Millionen Fahrzeuge erreicht werden. Als kritischer Punkt für die künftige Entwicklung wurde das erste Quartal 2010 genannt. Der Markt bleibt ebenso volatil wie die Performance der meisten Autohersteller. Kooperationen und Zusammenschlüsse werden erwartet. Schluss-und Höhepunkt der Veranstaltung war neben der Amtseinführung von John P. McEleney als NADA-Vorsitzenden 2009 der gemeinsame Auftritt von Bush und Clinton. Sie bemühten sich, dem gebeutelten amerikanischen Autohandel Mut zu machen und erzählten Anekdoten nach dem Motto: "Was uns nicht umhaut, macht uns stärker!" Ein schwacher Trost -vor allem für Mitglieder einer Nation, die auf dem Kongress als die größte unter allen anderen dargestellt wurde. Seltsam in einem Land, das mit der Idee der Gleichheit und Freiheit in die Weltgeschichte eingetreten ist. Was bleibt vom Kongress aus österreichischer Sicht? Burkhard Ernst zieht ein Fazit, das durchaus zum Wirtschaftsklima in der Heimat passt: Er spricht von 60 Prozent weniger Besuchern, 50 Prozent weniger Ausstellern und einer "Händlerstimmung im orange-roten Bereich".