Ob Audi, Volkswagen, BMW oder Mercedes-Benz: Die Deutschen Premiumhersteller beschäftigen sich trotz oder wegen der Absatzkrise mit alternativen Antrieben und werden in den nächsten Jahren unterschiedliche Modelle auf die Straßen bringen. Allen ist gemeinsam, dass die Akkus mittels Energie aus der Steckdose geladen werden und die Hersteller vom "emissionsfreien Fahren" sprechen. Jedoch: Emissionen entstehen bei der Energieerzeugung und es ist ein Unterschied, ob ein kalorisches Kraftwerk, mit schwerem Heizöl betrieben, das Netz speist oder die Spannung vom Windrad, dem Gezeitenkraftwerk oder der Turbine unterhalb eines Stausees kommt. Der Verdacht, dass bei "emissionsfreien Autos" lediglich der Ort des Emissionsausstoßes auf die Kraftwerke verlagert wird, ist berechtigt, und wird um eine schärfere Variante bereichert: Neben Kohlekraftwerken mit entsprechendem CO 2 -Ausstoß kommt der Strom in vielen Ländern Europas überdies aus Kernkraftwerken und so werden pro gefahrenen Kilometer nicht nur Emissionen freigesetzt, sondern auch Atommüll produziert, der zigtausende Jahre strahlt. Ein Ausweg könnte die Produktion von leichteren Autos sein und ein Stop bei der Übermotorisierung. Noch setzt die Industrie teilweise auf das Gegenteil: Audi arbeitet derzeitan einer Hybridvariante des Q5. Allein die derzeit produzierte Benzinvariante bringt 1.740 kg Leergewicht auf die Waage. In Kooperation mit Sanyo werden Lithium-Ionen-Akkus entwickelt, die dem Aggregat des SUV zu einem hohen Drehmoment verhelfen sollen. Der Bolide soll gegen Ende 2010 in den Showrooms der Händler stehen und seine Käufer finden. Details zur Motorisierung wollte Josef Schlossmacher von der Audi-Presseabteilung noch nicht nennen. "Dazu ist es noch viel zu früh, wir stehen noch voll im Entwicklungsprozess", sagt der Medienbetreuer.

Hybrid umgekehrt

Volkswagen wird 2009 in einem Feldversuch eine Flotte "Golf twindrive" auf die Straßen schicken und beauftragte seine Entwicklungsabteilung mit der Vorgabe, einen "umgekehrten Hybrid" zu bauen. Der E-Motor dient nicht als Hilfsantrieb wie bei vielen Hybridautos üblich, sondern ist vorrangiges Aggregat und der Verbrennungsmotor übernimmt die Rolle der Nummer 2. Harthmuth Hoffmann von der Unternehmenskommunikation Volkswagen: "Dieses Projekt arbeitet mit einer völligen Novität: der intelligenten Steckdose." Das bedeutet, dass der Fahrzeugnutzer innerhalb eines Zeitkorridors mithilfe des Energieanbieters Eon aus unterschiedlichen Stromtarifen den günstigsten auswählen kann. Der E-Motor schafft eine Reichweite von 50 Kilometern und benötigt dafür eine Ladezeit von maximal vier Stunden. Die Ingenieure von Volkswagen gehen von der Überlegung aus, dass 80 Prozent aller Fahrten im Bereich zwischen 1 und 20 Kilometern liegen.

Die BMW-Group nähert sich dem Thema Elektrizität über die Konzernmarke Mini. Ab Frühjahr 2009 werden in Berlin 50 Mini E mit reinem Elektroantrieb unterwegs sein. Die Münchner Autobauer arbeiten mit dem Energieanbieter Vattenfall zusammen und der wiederum garantiert "grünen" Strom an die öffentlichen Ladestellen zu bringen. Mit "grünem Strom" ist Energie aus ausschließlich erneuerbaren Quellen gemeint. Die 50 Mini in Berlin sind Teil einer Flotte von 500 Fahrzeugen, deren größerer Part in den USA eingesetzt wird. Alle Fahrzeuge zeichnen sämtliche Bewegungen auf und ein interdisziplinäres Forscherteam wird die Daten auswerten. Mercedes-Benz arbeitet am Konzept "Blue-ZERO": Ab 2009/2010 sollen drei Varianten gebaut werden: Der BlueZERO E-CELL mit batterie-elektrischem Antrieb, rein elektrische Reichweite bis zu 200 Kilometer; der BlueZERO F-CELL schafft mit seiner Brennstoffzelle mehr als 400 Kilometer; der BlueZERO E-CELL PLUS ist als Hybrid konzipiert und hat eine Gesamtreichweite bis 600 Kilometer. In der zugespitzten aktuellen Situation haben die Autobauer den Nachweis nötig, dass sie in der Lage sind, klimaverträglich zu agieren.