Ein "Musterprozess" hätte es sein sollen, ein "Verfahren mit Beispielwirkung": Kurz vor Weihnachten 2006 brachte der Nissan-Händlerverband eine Klage gegen seinen Importeur ein. Der Grund: Garantie-und Gewährleistungsvergütungen waren aus Sicht der Betriebe alles andere als ausreichend. Hinzu kam der Unmut über neue Auditierungen. "Es geht um das Eingemachte", brachte Obmann Walter Platteter die Stimmung der Händler auf den Punkt.

Zwei Jahre später ist bei Nissan wieder der Weihnachtsfrieden eingekehrt. Der Konflikt um höhere Standards wurde bereits vor einigen Monaten gelöst. Nun einigten sich Importeurschef Max A. Weißensteiner und Werner Schirak, Nachfolger von Platteter an der Spitze des Händlerverbands, auch bei der Garantie. Die Klage wurde ruhend gestellt. "Ich bin sehr zufrieden, dass der intensive Dialog zu einem tragfähigen Resultat geführt hat", sagt Weißensteiner. Der Sohn einer Autohändlerfamilie hatte bei seinen internationalen Vorgesetzten um eine Lösung gekämpft. Der Respekt der Betriebe ist dem allseits für Offenheit und Zugänglichkeit gelobten Manager sicher. Auch Schirak erntet bei seinen Mitgliedern viel Lob. Er spricht von einem "Kompromiss, der die wirtschaftliche Situation der Handels verbessert." Das kommt freilich auch dem Hersteller zugute: Zu welchen Problemen ein daniederliegendes Händlernetz führt, muss Nissan in Deutschland derzeit am eigenen Leib erfahren.

Dauerbrenner in der Branche Dennoch: Die Einigung hat einen gravierenden Schönheitsfehler. Die eigentlich zugrunde liegende Garantieproblematik bleibt ungelöst. Stattdessen wurde generell die Teilemarge erhöht. "Uns ist bewusst, dass die von Händlern anderer Marken erwünschte Musterentscheidung vom Tisch ist", sagt Schirak. "Aber unsere Aufgabe ist es nun einmal, fürdie Nissan-Partner da zu sein."

Für die Interessenvertreter sind Garantie und Gewährleistung wahre Dauerbrenner. Bisher sind alle Versuche, die Vollkostenvergütung rechtlich zu verankern, gescheitert. Künftig könnten die Chancen auf eine verbindliche Regelung noch schlechter stehen: Die EU überlegt nämlich, ihre Verbraucherrichtlinie zu verschärfen. Dass der Plan von Bundesgremialobmann Dr. Gustav Oberwallner, dies in Österreich in eine händlerfreundliche Neuregelung umzumünzen, aufgeht, erscheint angesichts der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren zweifelhaft.

Neue Herausforderungen Bei Nissan herrscht unterdessen Zufriedenheit: Als eine von ganz wenigen Marken konnten die Japaner ihre Verkäufe 2008 um rund 15 Prozent steigern. Der Qashqai erweist sich nach wie vor als Cashcow. Auf ihn entfielen über 3.500 von insgesamt 5.650 Pkw-Neuzulassungen.

Doch was, wenn das bisher beinahe einzigartige Crossover-Modell seine Strahlkraft verliert? Wie wird es bei einem Wegfall der GVO mit dem Vertriebs-und Servicenetz weitergehen? Was geschieht mit derüberbordenden Bürokratie im Geschäftsalltag? All das sind Fragen, die die neue Freundschaft zwischen Händlern und Importeur in den kommenden Jahren auf eine harte Probe stellen werden.