Die AVL-Tagung "Motor&Umwelt" lockte Mitte September wieder 300
Autoexperten nach Graz: AVL-Chef Helmut List rief dazu auf, dass das
Auto trotz aller Vorgaben der EU attraktiv bleiben müsse.
Mehr als 2.500 Arbeitsplätze bietet AVL in Graz: Da ist es nicht
verwunderlich, dass Landeshauptmann Franz Voves eigens eine
Regierungssitzung unterbrach, um seine Eröffnungsrede zu halten. Und
Bürgermeister Siegfried Nagl, der am 25. November eine
Gemeinderatswahl zu schlagen hat, gab sich ungewohnt handzahm. Der
VP-Politiker, der im Sommer eine Bürgerbefragung zur Einführung einer
Umweltzone verloren hatte, ging mit keinem Wort auf das einst
dominierende Thema ein, sondern lobte AVL für sein Engagement bei der
Reduktion des Schadstoffausstoßes von Motoren.
"Noch sauberer als bisher"
Da hat der Grazer Bürgermeister zweifellos recht: Denn bei AVL laufen
derzeit zahlreiche Projekte, wie Autos in Zukunft noch sauberer
unterwegs sein werden. Helmut List, Vorsitzender der Geschäftsführung
von AVL und trotz seiner 70 Lenze agil wie ein Junger, rief die EU
auf, bei der Senkung der SchadstoffgrenzwerteAugenmaß zu behalten
und keine Radikallösungen zu initiieren: "Dies wird vom Markt nicht
angenommen."
Das Produkt Auto müsse für die Käufer auf jeden Fall weiterhin
attraktiv bleiben, so List. Die Kunden wären auch nicht bereit, für
ein umweltfreundlicheres Auto deutlich höhere Preise als bisher zu
bezahlen. Daher müssten die Entwickler danach trachten, dass durch
die neuen treibstoffsparenden Elemente im Autokeine deutlich höheren
Entstehungskosten entstünden.
Weitere Ziele der EU nicht ganz klar
Die 300 anwesenden Autoexperten aus 18 Ländern diskutierten zwei Tage
lang Lösungen für die Zukunft: Laut Dipl.-Ing. Axel Eiser, Leiter der
Aggregate-Entwicklung bei Audi in Ingolstadt, hat man den Verbrauch
eines Audi A4 Turbo-Vierzylinder seit dem Jahr 2000 um 31 Prozent
gesenkt. In den kommenden Jahren sind sowohl bei Benzin-als auch bei
Dieselmotoren weitere 20 Prozent möglich. Bei der EU schließt man
allerdings offenbar nicht aus, den Flottenverbrauch später unter die
derzeit akkordierten 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer zu drücken,
die bis zum Jahr 2020 vorgeschrieben sind: "Laut Studien wären
technologisch bei Verbrennungsmotoren auch 60 Gramm möglich", sagte
Ian Hodgson, Policy Officer der Transport and Ozone Unit bei der
Europäischen Kommission in Brüssel. Bei der Tagung stellte AVL auch
ein in einem Mercedes C-Klasse Coupé eingebautes System vor, bei dem
die Leistung eines Elektroautos kurzfristig von140 auf 210 kW
angehoben werden kann. Das Auto könnte in etwa einem Jahr serienreif
sein; Fahrzeughersteller zeigen sich angeblich bereits sehr
interessiert, die neue Technik zu übernehmen. (MUE)