Mehr als 2.500 Arbeitsplätze bietet AVL in Graz: Da ist es nicht verwunderlich, dass Landeshauptmann Franz Voves eigens eine Regierungssitzung unterbrach, um seine Eröffnungsrede zu halten. Und Bürgermeister Siegfried Nagl, der am 25. November eine Gemeinderatswahl zu schlagen hat, gab sich ungewohnt handzahm. Der VP-Politiker, der im Sommer eine Bürgerbefragung zur Einführung einer Umweltzone verloren hatte, ging mit keinem Wort auf das einst dominierende Thema ein, sondern lobte AVL für sein Engagement bei der Reduktion des Schadstoffausstoßes von Motoren.

"Noch sauberer als bisher"

Da hat der Grazer Bürgermeister zweifellos recht: Denn bei AVL laufen derzeit zahlreiche Projekte, wie Autos in Zukunft noch sauberer unterwegs sein werden. Helmut List, Vorsitzender der Geschäftsführung von AVL und trotz seiner 70 Lenze agil wie ein Junger, rief die EU auf, bei der Senkung der SchadstoffgrenzwerteAugenmaß zu behalten und keine Radikallösungen zu initiieren: "Dies wird vom Markt nicht angenommen."

Das Produkt Auto müsse für die Käufer auf jeden Fall weiterhin attraktiv bleiben, so List. Die Kunden wären auch nicht bereit, für ein umweltfreundlicheres Auto deutlich höhere Preise als bisher zu bezahlen. Daher müssten die Entwickler danach trachten, dass durch die neuen treibstoffsparenden Elemente im Autokeine deutlich höheren Entstehungskosten entstünden.

Weitere Ziele der EU nicht ganz klar

Die 300 anwesenden Autoexperten aus 18 Ländern diskutierten zwei Tage lang Lösungen für die Zukunft: Laut Dipl.-Ing. Axel Eiser, Leiter der Aggregate-Entwicklung bei Audi in Ingolstadt, hat man den Verbrauch eines Audi A4 Turbo-Vierzylinder seit dem Jahr 2000 um 31 Prozent gesenkt. In den kommenden Jahren sind sowohl bei Benzin-als auch bei Dieselmotoren weitere 20 Prozent möglich. Bei der EU schließt man allerdings offenbar nicht aus, den Flottenverbrauch später unter die derzeit akkordierten 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer zu drücken, die bis zum Jahr 2020 vorgeschrieben sind: "Laut Studien wären technologisch bei Verbrennungsmotoren auch 60 Gramm möglich", sagte Ian Hodgson, Policy Officer der Transport and Ozone Unit bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Bei der Tagung stellte AVL auch ein in einem Mercedes C-Klasse Coupé eingebautes System vor, bei dem die Leistung eines Elektroautos kurzfristig von140 auf 210 kW angehoben werden kann. Das Auto könnte in etwa einem Jahr serienreif sein; Fahrzeughersteller zeigen sich angeblich bereits sehr interessiert, die neue Technik zu übernehmen. (MUE)