Arbeitslosenraten im deutlich zweistelligen Bereich, Kaufkrafteinbußen und Rezession: Davon kann in Österreich keine Rede sein, doch in weiten Teilen Süd- und Westeuropas prägen diese Rahmenbedingungen die Autobranche. Der schon 2011 rückläufige EU-Neuwagenmarkt ist daher von Jänner bis August 2012 um weitere 7 Prozent gesunken. Im Gegensatz dazu blieb das Werkstattgeschäft bemerkenswert stabil. Das bewies auch die diesjährige Auflage der Automechanika, die vom 11. bis 16. September abgehalten wurde:

Rückkehr zur Regionalität

"Die Automechanika hat sich wieder einmal als die verlässliche Größe behauptet, und das in dem momentan turbulenten Umfeld", resümierte Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt. Mit rund 148.000 Besuchern aus 174 Ländern konnte die Leitmesse zwar nicht ganz an 2010 (153.837 Personen) anschließen, dafür gab es mit 4.593 Firmen einen neuen Ausstellerrekord.

Die ausstellenden Firmen kamen aus 74 Staaten, was die lieferantenseitige Internationalisierung der Branche beweist. Andererseits ist in den regionalen Märkten ein interessanter Gegentrend zu bemerken: Es scheint, dass gerade in Zeiten der Verunsicherung der langjährige Lieferant wieder mehr geschätzt wird als der Preisbrecher mit seinen günstigen (Fernost-)Produkten.

Dienstleistung zur Differenzierung

Mehr oder weniger offensichtlich "inspirierte" (oder doch kopierte?) Billigprodukte werden achselzuckend zur Kenntnis genommen. Für die etablierten Anbieter ist dagegen Dienstleistung der aktuelle Trend: Schulung, Weiterbildung und Vermarktungsunterstützung werden propagiert, um am quantitativ gleichbleibenden Reparaturmarkt Anteile zu gewinnen.

Für die Kfz-Betriebe ist dieser Trend durchaus positiv. Sie müssen aber die mancherorts vorhandene Lethargie überwinden, um die ihnen gebotenen Chancen tatsächlich nützen zu können. Außerdem liegt es an ihnen, zwischen echter Unterstützung und allzu abgedroschenen Konzepten zu unterscheiden:Das gefühlt siebenundneunzigste Werkstattsystem ist sicher nicht der Vermarktungsweisheit letzter Schluss.

Viele Fragen offen

Wird die Service-GVO tatsächlich den Independent Aftermarket befeuern? Oder werden die Hersteller mithilfe von Digitalisierung, Telematik und einer vernünftigeren Preispolitik (die Hochpreisreparatur im Glaspalast wird zunehmend als Irrweg betrachtet) Terrain zurückerobern? Und vor allem: Hält der vergleichsweise stabile Servicemarkt weiterhin den externen Einflüssen Stand? Bis zur nächsten Automechanika, die vom 16. bis 20. September 2014 stattfindet, wird es auf diese Fragen erste Antworten geben.