Die Automobilwirtschaft im Allgemeinen und die Reifenbranche im
Besonderen strahlt zumindest nach außen weiter großen Optimismus aus.
Das kann gut fürs Geschäft sein, weil fröhliche Gesichter zweifellos
mehr zum Kauf animieren als das bei Leichenbittermienen der Fall ist.
Allerdings ist der Optimismus der Branche auf nicht sehr sattelfesten
Argumenten gebaut.Über den Daumen wird gerechnet, dass die schwachen
Ergebnisse im Sommer-Sellout zwangsläufig zu einer Trendumkehr in der
Wintersaison führen werden. Das kann, muss aber nicht der Fall sein.
-Vor allem dann, wenn die mittlerweile lang anhaltende krisenhafte
Bewölkung des Wirtschaftshorizonts unddie noch länger andauernde
Schwächung der Masseneinkommen sich in eine entsprechende
Kaufzurückhaltung der Endverbraucher in allen Lebensbereichen
niederschlägt.
Gewisse Hoffnungen ruhen nun darauf, dass die Qualitätsorientierung
der Endverbraucher durch die Einführung des Reifen-Labelings
beflügelt werden kann. Das setzt allerdings voraus, dass im
Fachhandel gerade in der Stoßzeit des Reifentausches ausreichend
personelle Kapazitäten vorhanden sind, um tatsächlich ausführliche
Kundengespräche führenzu können. Ein Pferdefuß besteht freilich
darin, dass ausgerechnet zur Einführung dieses potenziellen Mittels
für den Qualitätsvorrang kein Winterreifenmodell eine
Spitzenbewertung mit der Kategorie A oder B erzielt hat. Insofern ist
es schwierig, das Label als Motor für die Steigerung des Verkaufs von
Reifen höchster Qualität einzusetzen. Vielmehr empfiehlt es sich,
erst recht wieder vor allem die Ergebnisse des
ÖAMTC-Winterreifentests ins Treffen zu führen.
Entscheidend für den Erfolg im Reifengeschäft bleibt sicherlich die
fachmännische Beratung kombiniert mit einem auf den jeweiligen
individuellen Bedarf des Kunden abgestimmten Angebot, das darüber
hinaus ein passendes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist. Was die
Möglichkeit zur Differenzierung angeht, lässt an sich das breite
Angebot einer Vielzahl von Reifenherstellern keine Wünsche offen. Im
Fachhandel kommt es darauf an, diese Möglichkeiten zu nutzen. Bleibt
nur zu hoffen, dass das Geschäft sich so entwickelt, wie die
Optimisten der Branche sich das für die nun startende Wintersaison
wünschen.