Dass die Kfz-GVO am 31. Mai 2013 auslaufen wird, ist fix. Dass die Machtverhältnisse in der Autobranche damit noch mehr zugunsten der Hersteller verschoben werden, steht ebenfalls außer Zweifel. Dabei fühlen sich schon jetzt 87 Prozent der Autohändler nicht ausreichend gegen "unfaire Praktiken" der Konzerne geschützt, wie eine EU-Umfrage im vergangenen Sommer ergeben hat. Für die CECRA, Dachvereinigung der europäischen Branchen-und Händlerverbände, gibt es nach dem verlorenen Kampf um eine Verlängerung der Kfz-GVO nur einen sinnvollen Ausweg: "Die Adaptierung der Handelsvertreterrichtlinie wäre wirksam und sehr simpel", sagt Generalsekretär Bernard Lycke.Ihm und seinem Präsidenten Jean-Paul Bailly ist die Rechtsverbindlichkeit wichtig: "Wir wissen genau, dass ein unverbindlicher Verhaltenskodex nicht ausreicht."

Wenig Verständnis bei EU-Kommission

Die Idee, die vorüber 20 Jahren für selbstständige Handelsagenten geschaffene Richtlinie auf Markenhändler auszudehnen, kommt von altgedienten deutschen Experten wie Robert Rademacher und Dr. Jürgen Creutzig. Doch die Verantwortlichen in der EU zeigen sich davon wenig begeistert. Das unterstrich der Auftritt von François Arbault, Mitglied der EU-Binnenmarktkommission, bei der Mitte September in Brüssel abgehaltenen CECRA-Generalversammlung. "Ich denke nicht, dass es eine Chance gibt, das in der Gesetzgebung durchzusetzen", tat er die Handelsvertreterrichtlinie als juristisches Relikt aus vergangenen Tagen ab. Ohnehin sei eine derartige Erweiterung "auf keinen Fall kurzfristig möglich". Aufgrund der vielen Klagen über die "unfairen Praktiken" stellt Arbault aber eine eigene Regelung für alle vertikalen Vertragsbeziehungen in Aussicht. Diese könnte branchenübergreifend "grundlegende Prinzipien"enthalten.

Harte Fakten gegen Lobbyingmilliarden

Ob sich solche hehren Gedanken zeitnah umsetzen lassen? Bei der CECRA ist man skeptisch -wohl zurecht, wenn man sich vor Augen hält, wie langsam die juristischen Mühlen in Brüssel mahlen. Hinzu kommen die Lobbyingmilliarden der Autohersteller, während sich bei der CECRA ein gerade einmal dreiköpfiges Vollzeit-Team für den Autohandel abmüht.

Aufgeben wollen die Händlervertreter deshalb aber noch lange nicht. Vor allem ein Vorstoß des stellvertretenden österreichischen Bundesgremialobmanns Mag. Dr. Gustav Oberwallner klingt vielversprechend: Er will nach US-Vorbild die wirtschaftliche Lage aller europäischen Autohändler statistisch erfassen, um gegenüber der EU mit harten Fakten argumentieren zu können. Ein "Dealer Satisfaction Index" soll zudem Aufschluss über die (Un-)Zufriedenheit der Händler mit ihren Herstellern geben.