Keine schlechten Aussichten hegen die Reifenimporteure für die
bevorstehende Wintersaison. Allgemeiner Tenor: Eine Erneuerung der
abgefahrenen "Winter-Patschen" ist überfällig.
Welche Erwartungen haben Sie für das Geschäft in der heurigen
Wintersaison
Andrea Appel: Der Absatz von Neufahrzeugen ist je nach Marke sehr
heterogen. Wir unterscheiden daher ebenso nach Fahrzeugmarken,
Vertriebskanälen und sogar Regionen. Als pauschale Erwartung für
unser Haus gehen wir von einer leichten Steigerung gegenüber dem
Vorjahr aus.
Peter Gulow: Generell im Markt liegt der Winter-Sellin bis jetzt
(Januar bis Juli 2012) zweistellig unter Vorjahr. Bei 4x4 und
Transporter-Reifen lag der Sellin auf hohem Niveau -teilweiseüber
dem letzten Jahr. Der meteorologisch eher bescheidene Winter
2011/2012 hinterließ deutlich höhere Lagerbestände, d. h. die
Bereitschaft zur Bevorratung mit Winterreifen ist geringer als im
letzten Jahr. Die hohe Quote von nochmontierten Winterreifen zum
jetzigen Zeitpunkt gepaart mit früher winterlicher Witterung könnte
ein deutlich besseres Geschäft zum Endverbraucher bedeuten.
Reinhard Münzker: Aus der Sicht von Pirelli kann die Wintersaison
2012 für die Reifenindustrie die Sellin-Ergebnisse des vergangenen
Jahres nicht einbringen. Verantwortlich dafür sind überhöhte
Restlager aus 2011. Die bedachte Prognose zeichnet ein geschätztes
Minus von 8 Prozent zu 2011 im Sellin, Industrie an Handel. Für den
Reifenfachhandel im Retailgeschäft zeichnet die kommende Saison die
Tendenz einer Steigerung in der Menge. Faktoren dafür sind ein hoher
Anteil der Autofahrer, die über die Sommersaison Winterreifen im
Einsatz hatten. Eine positive Aussicht erwartet die Branche in der
Stabilisierung der Winterreifenrestlager.
Frederic Chouquet-Stringer: In den "Winterreifen-Ländern" Österreich,
Deutschland und der Schweiz ist die wirtschaftliche Situation
wesentlich besser als in Südeuropa. Der Sellout-Markt, also das
Geschäft mit dem Endverbraucher, wird in diesen Ländern auf einem
gewohnten hohen Niveau laufen.
Thomas Körpert: Für die Industrie ist mit einem Rückgang um rund 5
bis 8 Prozent zum extrem guten Vorjahr zu rechnen; für den
Reifenfachhandel und das Autohaus erwarten wir ein leichtes Plus.
Tassilo Rodlauer: Nach der wetterbedingt schwierigen Saison 2011
gehen wir von einer erfolgreichen Wintersaison 2012 für den
Reifenhandel aus. Wenn der Winter auch in den Ballungsräumen
stattfindet, erwarten wir aus verschiedensten Gründen ein hohes
Nachfrageniveau und sind überzeugt, unsere Position am
österreichischen Markt zusammen mit unseren Partnern zu verteidigen.
Helmut Wieser: Aufgrund der Tatsache, dass viele Fahrzeuge im Sommer
mit schlechten Winterreifen unterwegs waren, müssen diese im Winter
erneuert werden - es wird von einem guten Wintergeschäft ausgegangen.
Wie sieht die Lieferfähigkeit aus der Sicht Ihres Hauses aus?
Andrea Appel:Überraschungen bzw. unvorhersehbare Marktveränderungen
können wir nicht ausschließen. Allerdings gehen wir nach heutigem
Wissensstand davon aus, dass die Erwartungen unser Geschäftspartner
sich größtenteils erfüllen werden..
Peter Gulow: Zurzeit befinden wir uns in der Phase der
Initial-Bestellungen, die wir zu 100 Prozent bis Ende September
bedienen werden. Aufgrund der zu erwartenden hohen Nachfrage nach
4x4- und Transporter-Reifen empfiehlt sich gerade hier eine
vorzeitige Order.
Reinhard Münzker: Die Verfügbarkeit ist aus unserem Fokus gegeben.
Engpässe auf Segment-und Dimensions-Ebene sind bei Vans und SUVs zu
erwarten.
Frederic Chouquet-Stringer: Die hohe Nachfrage, insbesondere bei den
Premiummarken, wird zwangsläufig dazu führen, dass die eine oder
andere Dimension nicht gut lieferbar sein wird, vor allem bei den
Top-Sellern (z. B. 195/65 R 15).
Thomas Körpert: Wir werden in allen wichtigen Dimensionen und
Ausführungen sehr gut lieferfähig sein! Aufgrund der schwachen
Einlagerung kann es aber in der Auslieferung zu Problemen mit der
Logistik kommen.
Tassilo Rodlauer: Die Liefersituation hat sich gegenüber den
Vorjahren deutlich entspannt, wird aber in einzelnen Segmenten auch
in der kommenden Saison kritisch bleiben.
Helmut Wieser. Unser Lager ist gut sortiert und wir sind bereits sehr
gut auf die Wintersaison vorbereitet.
Mit welchen Produkten und Dienstleistungen will Ihr Haus am Markt
punkten?
Andrea Appel: Einerseits haben wir mit dem neuen ContiWinterContact
TS 850 ein neues Aushängeschild im Premiumsegment, andererseits sehen
wir, dass die Nachfrage nach Semperit-Reifen im mittleren
Preissegment immer stärker wird. Mit einer breiten Produktpalette und
unserem etablierten Verkaufsteam versuchen wir, auf die Bedürfnisse
unserer Kunden bestmöglich einzugehen und sie in der Lösungsfindungen
zu unterstützen.
Peter Gulow: Mit dem bereits 2011 eingeführten Blizzak LM-80, der
aktuell zum Testsieger bei GTÜ (Gesellschaft für Technische
Überwachung) und ACE (Auto Club Europa) gekürt wurde. Der Bridgestone
Blizzak LM-80 erzielte mit der Höchstpunktzahl den Testsieg und die
Bewertung "sehr empfehlenswert". Neu auf dem Markt ist in diesem Jahrder Blizzak LM-32C, der die Winterreifenpalette für Kleintransporter
und Vans mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis zu drei Tonnen
erweitert. Im Vergleich zum Vorgängermodell bietet der neue
Lamellenreifen eine erheblich stärkere Traktion auf Schnee, ein
besseres Bremsverhalten bei Nässe und eine um 10 Prozent höhere
Laufleistung.
Reinhard Münzker: Die Tendenz steht auf Verlagerung der
Kapazitätsspitzen in die Monate Oktober und November. Oktober mehr ab
Mitte des Monats. Pirelli stellt die Ausrichtung auf Gewährleistung
der Verfügbarkeit in diesen Zeiträumen. Ein Zeichen im
Produktmanagement setzt Pirelli mit dem neuen SUV-Winterreifen
Scorpion Winter, der die starke Performance des Scorpion Ice&Snowübertreffen wird.
Frederic Chouquet-Stringer: Mit dem Michelin Pilot Alpin PA4 und dem
Michelin Latitude Alpin führen wir zwei neue Produkte in 71
Dimensionen in Österreich ein. Diese Reifen sind speziell für
Hochleistungsfahrzeuge und SUVs (im Bereich 17 bis 21 Zoll)
entwickelt worden -zum Teil gemeinsam mit Porsche in Stuttgart. Mit
diesen neuen Produkten erweitern wir unsere Dimensionspalette
deutlich -konkret um 46 neue Dimensionen. Auch freuen wir uns, dem
Endverbraucher beim Kauf von 4 Michelin-Reifen einem Tankgutschein im
Wert von 30 Euro (Aktionszeitraum bis 10. November 2012) anbieten zu
können.
Thomas Körpert: Vredestein steht für Top-Qualität und Top-Design für
die höchsten Ansprüche! Und Apollo für optimales
Preis-Leistungs-Verhältnis -nicht billig, aber sehr gut in der
Qualität!
Tassilo Rodlauer: Mit dem neuen UltraGrip 8 Performance hat Goodyear
einen Winterreifen für leistungsstarke Fahrzeuge der Mittel-und
Oberklasse entwickelt. Eine neue Kombination aus 3D-und 2D-Lamellen
in der Außenschulter sorgt beim UltraGrip 8 Performance für eine
ausgewogene Balance von Grip und Traktion auf Schnee und Eis sowie
für die notwendige Fahrstabilität für exzellentesHandling und
überzeugende Bremsleistungen. Der Dunlop SP Winter Sport 4D bietet
sportlichen Fahrern nicht nur auf verschneiten Straßen herausragende
Leistung. Um auch bei Nässe glänzende Performance gewährleisten zu
können, kombinierten die Entwickler ein einzigartiges
laufrichtungsgebundenesProfil mit einer dynamischen
Laufflächenmischung. Beide Profile erhielten im aktuellen
Winterreifentest der AutoZeitung in der Dimension 205/55 R16 H das
Prädikat "sehr empfehlenswert". Die Marke Fulda bietet mit dem
Hochleistungs-Winterreifen Kristall Control HP die passende Antwort
auf die besonderen Ansprüche bei bestechendem
Preis-Leistungs-Verhältnis.
Helmut Wieser: Wir werden mit unseren Produkten KW23 und KW27 in das
Wintergeschäft gehen und mit unserem eingespielten Team die
Kundenwünsche erfüllen.
Welche Empfehlung können Sie dem Reifenhandel zur Optimierung des
Geschäfts geben?
Andrea Appel: Die Servicequalität gegenüber dem Endverbraucher noch
mehr erhöhen. Der Endverbraucher bzw. Kunde wird immer mündiger und
ist immer besser informiert. Dienstleistung, Kompetenz und Beratung
bekommen daher immer mehr Gewichtung und entscheiden über die Wahl
des Kaufortes.
Peter Gulow: Aufgrund der zurückhaltenden Bevorratung mit
Winterreifen könnte es in der Nachorder-Saison durchaus in einigen
Größen zu Engpässen kommen. Es wäre deshalb ratsam zu beobachten, wie
sich der Sellout entwickelt und gegebenenfalls frühzeitig
Entscheidungen zur Nachorder zu treffen.
Reinhard Münzker: Speziell diesen Winter ist Mut zum Risiko gefragt.
Aufgrund der späten und reduzierten Erstorderbestellungen wird sich
der gesamte Geschäftsablauf auf wenige Wochen konzentrieren. Es wird
eine große Herausforderung sein, die logistische Voraussetzung für
einen positiven Geschäftsverlauf zu schaffen. Eine gute Logistik
inklusive mutiger Warenbeschaffung könnte der Schlüssel zum Erfolg
sein
Frederic Chouquet-Stringer: Der Reifenhandel inÖsterreich ist im
Vergleich zu vielen anderen Ländern in einer besonderen Lage. Mit dem
Saisongeschäft hat er die Chance, seine Kunden mindestens zwei Mal im
Jahr beraten zu können. Er soll diese Chance nutzen, um das richtige
Produkt anzubieten und seine volle Leistung zu präsentieren. Zum
Beispiel sind Themen wie Rädereinlagerung oder -wäsche gut für die
Kundenbindung und den Ertrag. Da der Handel einen Großteil seines
Geschäfts innerhalb von acht bis zehn Wochen macht, ist es aufgrund
dieser Saisonalität besonders wichtig, eine solide Marge zu
generieren!
Thomas Körpert: Top Service, Verfügbarkeit und Kompetenz werden für
den Erfolg entscheidend sein! Nicht der Billigste wird erfolgreich
sein, sondern der Beste mit dem besten "Paket".
Tassilo Rodlauer: Goodyear Dunlop und seine Handelspartner sind im
Markt sehr gut positioniert und verfügen über beste Voraussetzungen
für ein erfolgreiches Wintergeschäft 2012. Für diese Saison wird die
neue EU-Reifenkennzeichnung große Relevanz haben. Sie bietet dem
Reifenfachhandel eine gute Gelegenheit, seine fachliche Kompetenz
unter Beweis zu stellen. Sein wertvolles Hintergrundwissen zumReifenlabel wertet die Beratungsleistung des Reifenexperten für den
Konsumenten auf. Innovative Qualitätsprodukte, professioneller
Service und ambitionierte Marketingprogramme gepaart mit der
Beratungsstärke unserer Handelspartner bieten dem Konsumenten
unbestreitbaren Mehrwert
Helmut Wieser: Key Accounts, Flotten- und Depotkunden bereits vor der
hektischen Zeit in den Betrieb bringen und damit Kapazitäten für das
Tagesgeschäft freihalten.