Ganz in der Nähe von Österreichs wohl bekanntester
Energie-Umwelt-Ruine Zwentendorf befindet sich die
Agrana-Produktionsstätte für Bioethanol. Es ist zu hoffen, dass
diesem Werk das Schicksal des Kernreaktors erspart bleibt.
Mit einer
Produktion von 220 Millionen Litern und einem Exportanteil von 50
Prozentsoll das Überleben angeblich gesichert sein. Unser guter
Landwirtschaftsminister hat ja tapfer für eine zehnprozentige
Beimengung zum Benzin gekämpft, musste sich aber letztlich doch der
geänderten EU-Strategie und dem Druck der Mehrheit beugen.
In der Zeit um 2005 war ganz Europa davonüberzeugt, mit der
Beimengung von Bioethanol zum Sprit zwei Probleme mit einem Schlag
verbessern zu können, nämlich vom Erdöl weniger abhängig zu sein und
eine günstigere CO2-Bilanz zu erzielen. In der Zwischenzeit hat ein
Umdenken stattgefunden, da der Bedarf an Anbauflächen für
Lebensmittel doch recht hoch ist und es moralisch bedenklich ist,
diese Lebensmittel in unseren Autos zu verheizen. Die Sache mit der
CO2-Bilanz stimmt grundsätzlich, denn es kann eine Reduktion von rund
50 Prozent erreicht werden. Die Pflanzen benötigen das CO2 wieder zum
Wachstum minus der Emissionen bei Produktion und Transport. Laut
OECD-Berechnungen wären für eine gesamteuropäische Beimengung von 10
Prozent bis zu einem Drittel der Anbauflächen vonnöten.
Die Möglichkeiten, nachwachsende alternative Treibstoffe zu erzeugen,
sind begrenzt, Wasserstoff einmal ausgenommen. Für dieselbetriebene
Fahrzeuge sind es hauptsächlich Biodiesel aus Raps und Pflanzenölen,
auch dort reichen die heimischen landwirtschaftlichen Flächen nicht
aus. Biogas kann durch Reinigung auf Erdgasqualität gebracht werden,
der Einsatz dürfte aber eher für die lokale Energieproduktion und zur
Beheizung interessant sein. Bei Benzin-Kfz sind Bioethanol und
Biomethanol die wichtigsten alkoholischen Spritvarianten. Die
günstigste Produktionsmöglichkeit ergibt sich aus zucker-und
stärkehaltigen pflanzlichen Rohstoffen, insbesondere Getreide und
Mais (etwa 2,5 kg davon ergeben 1 Liter Bioethanol) sowie Zuckerrohr.
Bei Kartoffeln werden etwa 12,5 kg für 1 Liter Sprit benötigt, bei
Zuckerrüben etwa 9,5 kg, wobei hier der Flächenertrag pro Hektar
recht hoch liegt. Es muss aber nicht unbedingt Bioethanol sein, aus
Holz lässt sich Biomethanol erzeugen. Die chemischen Verfahren sind
allerdings aufwändiger, da Zellulose erst einmal umgewandelt werden
muss. Immerhin sollen aber doch 2 Tonnen Holz 500 Liter Biosprit
ergeben, in Schweden soll das Verfahren großtechnisch zum Einsatz
kommen. Unsere Waldflächen sollen sich angeblich vermehren, also wäre
ein Blick nach Schweden durchaus angebracht.
Schweden ist Vorreiter in Sachen Ethanol, es gibt eine Spritqualität
mit 85 Prozent Alkohol. Zum Betrieb städtischer Busse wird sogar eine
Dieselqualität mit 95 Prozent Anteil eingesetzt. Ethanol hebt den
Verbrauch zwar etwas an, durch die höhere Oktanzahl kann aber die
Leistung um 20 Prozent gesteigert werden. Eine Umprogrammierung der
Motorsteuergeräte istnötig, dann können sich die Fahrzeuge mit dem
Titel Flexifuel schmücken.
Die Aufstellung von bindenden Vorgaben (20 Prozent bis 2020) erinnert
an die Fünfjahrespläne im Kommunismus: Auch diese sind kläglich
gescheitert. Flexiblere Beimischungsquoten können besser auf
Verfügbarkeit und Weltmarktsituation reagieren, der Import von
hochwertigen Rohstoffen wäre nach Möglichkeit zu unterbinden. Die
schwedische Überlegung war es auch, unabhängiger von Erdölimporten zu
werden.
Unserem Landwirtschaftsminister, der auch das Wort Umwelt in seinem
Titel führt, kann man nur raten, Energiekonzepte etwas gründlicher zu
erarbeiten und dabei die tatsächlich vorhandenen österreichischen
Ressourcen stärker zu berücksichtigen. Politische Entscheidungen
sollten weniger auf Zuruf bestimmter Interessengruppen, sondern auf
objektiven Daten beruhen. Auf keinen Fall vergessen werden dürfen die
immer noch ungenutzten Möglichkeiten, die die Fahrzeugtechnik bietet.
Bei Ottomotoren ist da noch einiges drin. Kleinere Hubräume mit
höherem Füllungsgrad, Zylinderabschaltungen, Start-Stopp-Betrieb etc.
lassen größere Verbesserungen erwarten, als wir augenblicklich
beimengen.