Carsharing und Co begeistern junge Menschen. Dennoch muss der
Autohandel nicht um die Kunden der Zukunft fürchten - vorausgesetzt,
er stellt sich rechtzeitig auf den Statuswandel ein.
Die Angst, dass aus der Leidenschaft zum Auto eineähnlich
unterkühlte Beziehung wie zwischen Mensch und Küchenmaschine wird,
geht in der Branche um. Wie sonst ist das große Interesse an
alternativer Mobilität zu erklären? Schließlich, bestätigt eine
aktuelle Studie des Marktforschungsinstitutes Puls, hat jeder zweite
Unterdreißigjährige in Städten mit entsprechendem Angebot schon
einmal Carsharing ausprobiert. Fahrgemeinschaften begeistern in Stadt
und Land über 40 Prozent der jungen Menschen.
Überraschende Ergebnisse
Doch andererseits: Der Aussage "Meine Automarke muss auch Ausdruck
meiner Persönlichkeit sein", stimmen unter Dreißigjährige am
stärksten zu. Nur in der Altersgruppe über 48 Jahre überwiegt der
Anteil jener, die im Auto ein reines Verkehrsmittel "von A nach B"
sehen. Sätze wie Autofahren macht Spaß" oder "Autofahren bedeutet
Freiheit" werden ebenfalls von Personen unter 30 am stärksten bejaht.
Kein Widerspruch
Für Dr. Konrad Weßner, Geschäftsführer von Puls, ist dies nur auf den
ersten Blick ein Widerspruch: "Der Status von Autos geht nicht
verloren, sondern ändert sich." Das müsse der Fahrzeughandel bedenken
- etwa, indem er für jüngere Kunden und Frauen (die ebenfalls
überdurchschnittlich an alternativer Mobilität interessiert sind) zum
"Mobilitätsberater" wird. "Individuelle Mobilitätsangebote
ermöglichen den Einstieg und die Profilierung", sagt Weßner - quasi
eine "coole Verpackung", mit der man schlussendlich doch den
Produktverkauf realisieren könne.
"Agieren statt reagieren"
Bislang scheint man dies in der Branche aber noch nicht erkannt zu
haben.Über zwei Drittel der Händler lehnen beispielsweise gezielte
Strategien zum Erreichen junger Kunden ab -oder sie wissen gar nicht,
was sie sich darunter vorstellen sollen. Die Bedeutung anderer
Mobilitätsformen vom (tatsächlich obskuren) "Nachbarschaftsauto" bis
zum Elektroroller wird von Autohändlern durch die Bank deutlich
geringer eingeschätzt als von den Durchschnittsbürgern.
Schade, meint Weßner: "Der Fahrzeughandel sollte agieren und nicht
reagieren." Händler, die mit der Zeit gehen, hätten nämlich auch in
den kommenden Jahren und Jahrzehnten gute Chancen auf gute Geschäfte:
"Der Kunde der Zukunft will Autos und Mobilitätsangebote."