Mit Kundenbefragungen nach dem Autokauf setzen Importeure und
Hersteller Händler zuweilen unter Druck. Wir fragten nach, welchen
Einfluss die Ergebnisse sogenannter
"Customer-Satisfaction-Index"(CSI)-Umfragen auf den Ertrag in
österreichischen Autohäusern haben.
Uns wird ein Spiegel vorgehalten
"Kundenbefragungen können einen erheblichen Einfluss auf den Ertrag
haben", sagt Elisabeth Frey, Chefin von Autofrey Salzburg. Dies
betreffe zwar nicht die Margen, aber Boni. "Diese können dem Händler
bei schlechten Bewertungen gestrichen werden, dabei handelt es sich
um nicht unerhebliche Beträge." Grundsätzlichhält Frey Befragungen
aber für ein taugliches Mittel, um mehr Kundenzufriedenheit zu
erreichen. "Uns wird ein Spiegel vorgehalten, wir können reagieren
und uns verbessern."
Messinstrument, um sich zu verbessern
"Ich halte CSI-Umfragen für ein positives Instrument, um von Kunden
Feedback zu erhalten", sagt Mag. Ernst Ellensohn, Autohaus Ellensohn
Rankweil. "Sie dienen als wichtiges Messinstrument und bieten uns
Händlern aufgrund vergleichbarer Werte auch die Chance,
Verbesserungen vorzunehmen." Wichtig sei aber, Kunden nicht zu
überfordern. Das betreffe sowohl die Frequenz als auch die Länge
derartiger Erhebungen. "Einerseits sollten Befragungen nicht
inflationär, anderseits kurz und knackig durchgeführt werden", so
Ellensohn.
Befragungen ja, Kürzungen nein
Grundsätzlich sind Befragungen über die Kundenzufriedenheit etwas
Positives, weil wir alle davon profitieren können", sagt Ing.
Wolfgang Rötzer, Gremialobmann Fahrzeughandel Tirol. Darum sollten
von diesen Umfragen alle Beteiligten profitieren. Wenn etwa ein
Mitglied bei diesen Erhebungen durch gute Leistungen hervorsteche,
wären Bonifikations-Systeme wünschenswert, das sporne entsprechend
an. Margenkürzungen aufgrund schlechter Umfragewerte seien abzulehen,
weil diese manchmal gar nicht nachvollziehbar seien und alle
Betroffenen nur verärgern würden.
Maßstab für Leistung
"Grundsätzlich sind solche Kundenbefragungen wertvoll für uns und
auch den Vertragspartner, sind sie doch ein Maßstab für die
Kundendienst-Leistung eines Händlers", sagt Opel-Händlersprecher Ing.
Helmut Günther. "Das Problem liegt im Prozentsatz der tatsächlichen
Antworten durch den Kunden, das heißt, je weniger Reaktionen kommen
und die fallen auch noch etwas negativ aus, dann erhöht sich der
Prozentanteil einer negativen Bewertung, die dann, zusammen mit
anderen Kriterien auch margenrelevant wird", so Günther.
Umfragen sollen repräsentativ sein
"CSI-Befragungen stellen kein Problem für uns dar", sagt
Renault-Händlersprecherin Mag. Marina Aichlseder. "Die
Kundenzufriedenheit liegt bei uns auf sehr hohem Niveau, weshalb auch
Margenkürzungen derzeit kein Thema sind. Wichtig ist, dass derartige
Umfragen auch repräsentativ sind. Das werden sie aber erst, wenn auch
eine entsprechende Anzahl von Kunden befragt wurde." Problematisch
sieht Aichlseder die Tatsache, dass Kundenkritik aufgrund geltender
Datenschutzbestimmungen anonym bleibt. "Damit ist für uns schwer
nachvollziehbar, was die Ursache für eine negative Beurteilung war
und wo wir die Hebel für Verbesserungen ansetzen könnten."
Befragungen mit Händlern abstimmen
"Ergebnisse der CSI-Befragungen haben Einfluss auf die
Ersatzteilmargen", sagt Fiat-Händlerverbandssprecher Mag. Franz
Schönthaler. "Wir stehen auf dem Standpunkt, dass ein derartiges
Vorgehen rechtlich nicht abgesichert ist und führen diesbezüglich
Gespräche mit dem Importeur. Grundsätzlich habe man gegen
Kundenbefragungen, sofern sie die Margen nicht beeinflussen und der
Hersteller Art und Umfang der Befragungen mit den Händlern abstimmt,
nichts einzuwenden. Allerdings müssen aus datenschutzrechtlichen
Gründen die Voraussetzungen geschaffen werden, etwa umfassende
Information der Kunden, wofür ihre Daten konkret verwendet werden.
Hier besteht Handlungsbedarf, da eskeine eindeutige Regelung gibt."
Stoßen auf taube Ohren
"Bei Peugeot können sich CSI-Befragungen der Kunden vor allem im
Bereich der Neufahrzeuge für uns negativ auswirken", sagt
Peugeot-Händlersprecher Bernhard Kalcher. "Wenn es auch nur über
einen sehr geringen Anteil der ausgelieferten Fahrzeuge Beschwerden
gibt, die wir nicht im Detail nachvollziehen können,weil wir nur
dann über Daten verfügen, wenn der Kunde diese freiwillig
bekanntgibt, kann es schon zu einer Margen-Kürzung bis zu 1 Prozent
pro Monat kommen. Seit zwei Jahren führen wir Gespräche mit dem
Importeur, um Verbesserungen zu erreichen, stoßen dabei aber auf
taube Ohren."
Wir können profitieren
"Von Kundenbefragungen nach dem Kauf von Neuwagen können wir
profitieren", sagt VW-Händlersprecher Stefan J. Hutschinski. Für gute
Umfrageergebnisse würden Boni ausgeschüttet, Margenabzüge seien nicht
Usus. "Mit guten Werten lässt sich also dazugewinnen", so
Hutschinski. Problematisch sieht er anonymisierte Umfragen. "In
dieser Sache hat sichaber nach langen Gesprächen mit dem Importeur
etwas getan. In Zukunft werden wir unter Wahrung und Schutz
sämtlicher Daten, die nur intern verwendet werden, besser auf unsere
Kunden eingehen und so leichter Verbesserungen vornehmen können."
Kundenbefragungen sind ein wichtiger Gradmesser
"Ich halte Kundenbefragungen für ein wichtiges Instrument, um
entsprechendes Feedback zu erhalten und dadurch in Bereichen, wo
Probleme auftreten, Verbesserungen vornehmen zu können", sagt Josef
Wiener, Chef des Autohauses Wiener in Eltendorf "Wir haben damit
positive Erfahrungen gemacht und auch noch nie Probleme gehabt."
Kritisch sieht Wiener Kundenbefragungen, die auch das verkaufte
Produkt einschließen: "Die Antworten darauf betreffen nicht Händler,
sondern die Hersteller und haben nichts mit der Bewertung der
Fahrzeughändler und ihrer Leistung zu tun."