Alle halben Stunden verbessert sich das Angebot um ein bis zwei Cent,
beobachtet Heinz Haas online gesteuert einen beginnenden Preisverfall
im Reifenhandel.
Den ESKA-Haudegen haut ja nicht so schnell was vom Hocker. Auch in
der jetzigen Flaute verliert er nicht seine Ruhe und empfängt dicht
hinter den Messeständen von Michelin und Apollo-Vredestein in
bescheidener Koje seine Gesprächspartner. Auf der einen Seite
hofieren ihn die Hersteller, auf der anderen Seite seine langjährigen
Absatzpartner. Sein Panel mit den Reifenmarken ist lang und lässt
kaum bekannte Namen aus.Aber auch die Billigware ist dem Mann mit
präziser Österreich-Marktkenntnis nicht fremd. Wären da nicht
Sommerreifenflaute und übervolle Winterreifen-Lager, die Reifenwelt
könnte so schön sein.
Die Realität lässt ihm aber keine Zeit zum Träumen. Die Industrie
passe inzwischen ihre Produktion den Märkten an, was bei
Winterreifen-Ordern bereits zu spüren sei, erläutert Haas.
Unverkaufte Sommerreifen rollen bereits auf die Onlineplattformen zu,
registriert ESKA eine Eskalation des Preisverfalls. "Alle halben
Stunde wird ein online angebotener Reifen um ein bis zwei Cent
günstiger." Nur nützt das wenig "Wo kein Bedarf da ist, ist auch der
beste Preis nichts wert", sind zurzeit viele Ein- und Verkäufer mit
ihrem Vermarktungslatein am Ende.
Selbst für Marktkenner wie Haas heißt es schlicht und ergriffen:
Durchhalten! Wann das ist? Keiner hat eine schlüssige Antwort darauf.
Um den zu erwartenden Preisverfall etwas zu lindern, fordert der
ESKA-Profi ein hartes Durchgreifen der Reifenhersteller bei ihren
Großabnehmern: "Wer seine eingekaufteWare unterpreisig im Sellout
verramscht, gehört gesperrt." Das ist leichter gesagt als getan, denn
nicht wenige Reifengroßhändler suchen bereits bei ihren Lieferanten
um Zahlungsaufschübe bis in den Herbst hinein an, beziehungsweise
brauchen mangels Umsatzes Stützungen.
Das Angebot ist groß und der Markt so klein. Haas fürchtet, dass
viele die Nerven verlieren und zu schleudern beginnen. (LUS)