Wen man auch immer antraf, in Essen drehte sich alles um die
Absatzkrise, die sowieso jeder vorausgeahnt hatte. Jetzt ist sie aber
wirklich angekommen.
Auch wenn es angesichts der vielen negativen Ergebnisse vielen schwer
gefallen sein mag: Das Lachen ist niemandem vergangen. Irgendwie geht
es immer weiter und wenn man bei der einen oder anderen
Come-together-Party nach Messeschluss die Leute beisammen sah, hatte
nahezu jeder sein optimistisches Gesicht aufgesetzt. Auf dem
Apollo-Vredestein-Areal ging die Post ab und CEO Rob Oudshoorn reimte
es zufrieden auf den Satz: "Weinen nützt nichts. Irgendwie geht es
immer weiter."
So hielt es auch Gettygo-Geschäftsführer Steffen Fritz, der im
lockeren Outfit für stete Warenverfügbarkeit warb und in Österreich
mit einem eigenen Außendienstposten seine Kunden wie Ruhdorfer, John
oder Bruckmüller noch intensiver als Problemlöser in ihren
Vermarktungsabsichten unterstützen will.
Österreich hat auch Aron Krumm nach Jahren der Konsolidierung des
japanischen Reifenherstellers wieder im Visier: "Hollerweger im
point-S-Komplex und AutoPlus mit Michael Gänsthaler als
Vermarktungsgenie haben noch genug Potenzial, Toyo im Markt zu
stärken." Er hält die Augen offen nach weitererVerstärkung. "Im Mai
2014 werden wir wieder gute Marktvoraussetzungen haben", denkt Peter
Hülzer als BRV-Vorsitzender und ideeller Träger der "Reifenmesse"
längst schon wieder positiv. Bis dahin will er mit zukunftsbezogenen
Branchenthemen die Mitglieder, in Österreich über den VRÖ
angeschlossen, mit sachdienlichen Informationen bedienen und auch
hart die Interessen des Reifenhandels fördern und verteidigen. Dazu
zählt Hülzer Tendenzen der Reifenindustrie, zum Nachteil des
Reifenhandels dem Drängen ihrer Erstausrüsterkunden nach mehr
Wertschätzung (landläufig auch Marktschutz genannt) nachzugeben.
Für manche scheint sich nichts zu ändern. Bei Nexen liefen wieder
"außerirdische" Wesen Sackerl verteilend und als Fotomotiv taugend
zwischen den Besuchern herum. Reifen Göggel zeigte sich in voller
Mannschaftsstärke und der Blick nach Österreich ist Programm. "Jeder
Markt, und wenn er noch soklein ist, wird von uns bedient." Das
merkt auch der Reifenhandel. Franz Doblhofer aus Ried im Innkreis
kann sich der Überangebote derzeit kaum erwehren. "Leider fehlt
zurzeit dafür ausreichend Kundschaft."
Kleinere Brötchen backen
Obiger Zwischentitel passt derzeit recht gut zum Marktumfeld.
Augenblicklich ist das Sommerreifengeschäft öd. Selbst um 50 Prozent
vom Einkaufspreis verminderte Angebote finden derzeit kaum einen
Wiederverkäufer, weil dieser keinen Kunden hat beziehungsweise selbst
auf einem Überlager sitzt. Diese Einsicht ist dem jahrelangen
zwanghaften Marktwachstum geschuldet. Anti-Autostimmung, geringer
verfügbares Haushaltsgeld, andere Käuferinteressen: Man kann es
drehen und wenden wie man will, der Markt muss kleinere Brötchen
backen. Darauf gilt es sich einzustellen und es betrifft sowohl die
Industrie als auch alle beteiligten Handelslinien. Von der Chimäre,
jeder Marktteilnehmer kann noch wachsen, wird man sich auf breiter
Basis und jeder in seiner Größenordnung auf längere Zeit
verabschieden.
Mit einem Zitat von Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück bewahren
wir uns den Humor: "Keiner hat wirklich Ahnung, was passiert mit
unserer Wirtschaft, aber keiner will die Klappe halten." Das ist das
Wesen einer Messe. (LUS)