Mehr als drei Viertel der Betriebsinhaber klagenüber "mäßige" oder "schwere finanzielle Nachteile", die sie aufgrund der von vielen Versicherungen forcierten Wrackverwertung über die Restwertplattformen im Internet erleiden. Auch die Schwarzarbeit wird kritisiert, in Sachen "Service-GVO" dürfte dagegen noch Aufklärungsarbeit zu leisten sein: Dass so wenige Werkstätten laut eigenen Angaben davon profitieren, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass weder Betriebsinhaber noch Konsumenten ausreichend über die neuen Freiheiten in Sachen Garantiearbeiten und Teilebezug Bescheid wissen.

Engagement für den Nachwuchs

In Sachen Lehrlingsausbildung dürfen die österreichischen Betriebe zu Recht zufrieden sein: Immerhin 76 Prozent bilden Nachwuchstechniker aus, ein überraschend hoher Prozentsatz nennt sogar "sechs oder mehr" aktuell ausgebildete Lehrlinge. Auch das modulare Lehrsystem, das bekanntlich eine gemeinsame Grundausbildung mit anschließenden Spezialisierungen für Lkw- und Zweiradtechniker, vorsieht sowie die Dualität zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung verankert, wird einhellig gelobt.

Einsatz gefordert

Wie sieht es mit der Innung aus? Vergleicht man die Umfragedaten mit den katastrophalen Beliebtheitswerten von Politikern, könnten die Funktionäre durchaus zufrieden sein. Dass immerhin 42 Prozent der (Zwangs-)Mitglieder wenig oder keinen Sinn in ihrer Interessensvertretung sehen, sollte aber zu denken geben. Nötig ist harte, praxisnahe, schlussendlich erfolgreiche Arbeit: Mit ihrer Konzentration auf die Brennpunkte "Pfusch" und "Wrackbörse" hat die Innung zumindest die richtigen Schwerpunkte gewählt.

Friedrich Nagl, Bundes- und niederösterreichischer Landesinnungs meister der Kfz-Techniker

"Unsere Kfz-Betriebe leisten Tag für Tag ganze Arbeit im Dienst von Konsumenten und Gesellschaft. Ihr Einsatz bei der Lehrlingsausbildung ist vorbildlich, ihr technischer Stand bewundernswert. Die Politik ist aufgefordert, dies zu honorieren, anstatt der Branche im Besonderen und der individuellen Mobilität im Allgemeinen immer neue Steine in den Weg zu legen. Gefordert sind aber auch unsere Partner in der Versicherungswirtschaft: Wrackbörsen sind einer fairen Kooperation ebenso unwürdig wie die gelegentlichen Versuche zur Schadenssteuerung oder die Auslagerung immer neuer bürokratischer Aufgaben.

Wie kann man guten Gewissens von Partnerschaft sprechen, wenn eine Seiteübervorteilt wird? Wir wissen um die Anliegen unserer Mitgliedsbetriebe. Mit ganzer Kraft setzen wir uns dafür ein, hier Verbesserungen zu erzielen: Ich bin zuversichtlich, dass die Mitglieder dies honorieren werden."

Niklas Haupt, Partner von Puls Marktforschung

"Das Stimmungsbild imösterreichischen Reparaturgewerbe ist durchaus positiv. Auch unsere monatliche Konjunkturumfrage auf der folgenden Seite beweist, dass die Werkstätten ihrer Rolle als zentrale Ertragsbringer gerecht werden. Dennoch gibt es Alarmzeichen: Dass knapp ein Viertel der Betriebe von steigender Schwarzarbeit berichtet, und das in Zeiten guter Konjunktur und trotz der zunehmenden technischen Komplexität der Fahrzeuge, sollte auch der Politik zu denken geben. Immerhin entgehen ihr Steuereinnahmen in vielfacher Millionenhöhe. Der Dauerbrenner "Wrackbörse" muss gelöst werden, wie generell die Versicherungszusammenarbeit möglichst konfliktfrei gestaltet werden sollte. Diesbezüglich ist die Situation in Österreich vielleicht aber besser, als die Österreicherinnen und Österreicher selbst glauben: Bei uns in Deutschland sind kontroversielle Praktiken, beispielsweise die Schadenssteuerung in "Partnerwerkstätten", viel stärker ausgeprägt als bei unseren südlichen Nachbarn."