Mit dem Lancia Ypsilon und dem Opel Astra GTC kommen demnächst zwei
interessante neue Modelle aus polnischen Autowerken auf den Markt.
Im polnischen GM-Werk in Gleiwitz herrscht gute Stimmung. Produziert
wird in drei Schichten und auch an einigen Samstagen. Das
Hauptprodukt ist die fünftürige Fließheckausführung des Astra IV,
daneben gibt es noch die Stufenheckversion des alten Astra. "Im
Vorjahr haben wir rund 158.000 Autos produziert, für 2011 planen wir
mehr als 170.000 Einheiten", erklärt Andrzej Korpak, Generaldirektor
von General Motors Manufacturing Poland. "Wenn sich etwas ändert,
dann in Richtung höherer Stückzahlen."
Aktuell läuft bereits die Pilotproduktion des dreitürigen Astra GTC.
Der Serienanlauf ist für Mitte Oktober, drei Monate früher als
geplant, vorgesehen. Im April 2012 folgt der Astra IV mit Stufenheck,
ein Cabrio auf Astra-Basis kommt 2013. "Es ist die wahrscheinlich
beste Situation für einen Werksdirektor, jedes Jahr den Anlauf eines
neuen Modells zu haben", freut sich Korpak.
Heimat des Astra
Mit dem Astra IV hat das Werk den Status der "Home Plant" für die
Astra-Baureihe erhalten. "Für die Fabrik bedeutet das natürlich
Prestige, aber auch zusätzliche Verpflichtungen", erklärt Korpak.
"Alle Prozesse, nach welchen der Astra produziert wird, müssen von
uns validiert sein". Damit ist Gleiwitz etwa bei der Analyse der
Garantiefälle auch fürdie in anderen Ländern produzierten Astra
zuständig. Doch Korpak denkt bereits an die Zukunft und ist
überzeugt, das auch der Astra V in Gleiwitz gebaut wird: "Das ist
unser strategisches Ziel."
Polnischer Italiener
Mit dem Lancia Ypsilon, dessen Serienproduktion Anfang Mai im
Fiat-Werk Tychy startete, kommt gerade ein weiteres neues Auto "made
in Poland" auf den Markt. Nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit der
Polen mit Fiat werden erstmals Lancia-Autos im Land gebaut. In Polen
sieht man den Ypsilon mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Auf der einen Seite ist man nicht begeistert, dass Fiat den
Panda-Nachfolger in Italien produzieren wird und Polen dafür den
Ypsilon baut. Auf der anderen Seite sieht man dank des Neustarts von
Lancia die Möglichkeit, sich mit dem wichtigsten Modell der Marke zu
behaupten.
Obwohl Fiat seit langer Zeit in der Region etabliert ist, gibt es
neue Konstellationen in den Lieferbeziehungen. Dies bestätigt der
Lokalaugenschein bei dem Zulieferer Aures in Sosnowiec: Diese Firma
hat zwar bereits bisher einige Teile für Fiat geliefert, doch nun
produziert man in Zusammenarbeit mit dem italienischen Lieferanten
Sapa 56 Kunststoffteile für das Interieur des Ypsilon. Die dafür
benötigten Maschinen kommen übrigens aus Österreich.
Motorenland Polen
Polen ist auch die Heimat mehrerer Motorenwerke. So ist Toyota Motor
Manufacturing Poland (TMMP) in Walbrzych mit der jährlichen Kapazität
von mehr als 370.000 Motoren und 720.000 Getrieben das größte
Motoren-und Getriebewerk von Toyota außerhalb Japans. Mehr als 70
Prozent der Produktion gehen an die Toyota-PSA-Fabrik in Tschechien.
"Da wir vor allem Produkte für Kleinwagen liefern, haben wir die
Krise nichtso stark wie andere Werke in Europa gespürt", freut sich
TMMP-Vizepräsident Dariusz Mikolajczak.
Toyota betreibt außerdem ein Werk für Dieselmotoren in
Jelcz-Laskowice. Auch bei VW in Polkowice, Fiat in Bielsko-Biala und
Isuzu in Tychy entstehen Dieseltriebwerke. Seit 2010 baut Fiat in
Polen auch den revolutionären TwinAir-Zweizylinder-Benziner. Während
im Vorjahr die ersten rund 14.000 Einheiten gebaut wurden, sollen es
heuer 100.000 und 2012 gar 250.000 Zweizylindertriebwerke werden.