Wir haben aus meiner Sicht ein generelles Pro-blem, weil das System nicht stimmt: Die Relation passt nicht, wenn die Menschen für Nichtarbeit viel oder zu viel Geld bekommen und die freie Zeit nutzen, um, vorsichtig formuliert, ihr Einkommen aufzubessern“, berichtet Hermann Hladky, Vorstand beim Verband der Reifenspezialisten Österreichs (VRÖ). Dazu kommt das Thema Work-Life-Balance, das sich laut Hladky in der Pandemie aufgebaut hat. „Wir haben bei langjährigen Mitarbeitern plötzlich ein Thema, das nie eines war, weil Bewerber und potenzielle Mitarbeiter auf der Suche nach den besten Zuckerln sind. Die Erwartungen sind in diesem Bereich sehr hoch“, so Hladky.
Keine Mitarbeiter trotz Freistellungen der Industrie
Überrascht zeigt sich Hladky, dass die Arbeitskräfte, die derzeit die Industrie freistellt, etwa in seinem Bundesland Steiermark, im Gewerbe nicht auftauchen: „Wo sind diese Menschen?“ Dabei müsse man auch erklären, dass die Industrie ein anderes Gehaltslevel bietet. „Wir sind offenbar weit davon entfernt, dass sich das Mitarbeiterthema durch die steigende Arbeitslosigkeit entspannt.“
Zudem beklagt Hladky die Qualität der verfügbaren Mitarbeiter: „Die Ansprüche des Arbeitgebers sind schon deutlich gesunken. Dabei stellt sich die Frage, ob man seinen bestehenden Mitarbeitern die Einschulung zutrauen oder auch zumuten kann. Fachkraft bedeutet ja, dass man den Menschen selbstständige Arbeit zutrauen kann.“
In den Betrieben der Firma Kreisel, für die Hladky verantwortlich ist, habe man das Glück, gut Deutsch sprechende Mitarbeiter aus Ungarn gewinnen zu können. „Die nehmen 50 Minuten Wegstrecke in Kauf, um sich Wohlstand zu erarbeiten.“
Dienstleistungen nicht mehr haltbar
Als Hauptproblem sieht Hladky, „dass wir Dienstleistungen anbieten, die wir nun nicht mehr halten können“. Denn man muss auf die Belastung der bestehenden Mitarbeiter achten, „damit wir die nicht auch noch verlieren. Vielleicht müssen wir uns stärker auf unsere Kernkompetenz konzentrieren“, sagt Hladky, „denn die Prüfung von Dienstleistungen gilt auch, wenn wieder mehr Mitarbeiter verfügbar wären. Denn mit dem neuen Lohnniveau sind Personalkosten mittlerweile extrem hoch.“ Dazu kommt das Wachstum in der Reifengröße, das einen höheren Zeitaufwand benötigt und auf die Erträge drückt. „Entscheidend ist, dass wir wieder Erträge generieren, nicht nur Umsätze“, so Hladky.
VRÖ-Tag auf der AutoZum im Jänner
Im Rahmen der AutoZum (vom 22. bis 25. Jänner 2025) findet wieder der VRÖ-Reifentag statt. Als Termin wurde Freitag, 24. Jänner 2025, ab 11.00 Uhr, fixiert, interessante Vorträge und spannende Diskussionen sind garantiert. Eines der Highlights wird der Vortrag von Sanjay Sauldie zum Thema Künstliche Intelligenz. Der Experte wird Einblicke in die neuesten Entwicklungen und zukünftigen Trends mit entsprechendem Branchenbezug geben.