Wer mich kennt, weiß: Ich bin kein eingefleischter Oldtimer-Fan. Niemals lenkte ich einen betagten Boliden stoppuhr-getrieben über pittoresk-legendäre Verkehrswege, und wenn Kollege Roland Scharf in der FLOTTE seine Helden auf Rädern vorstellt, handelt es sich für mich meist um Neuheiten, keine Erinnerungen an die gute, alte Zeit.

Aber ich war doch ein wenig überrascht, als ich heute beim Googeln zum Thema feststellte: Die Ennstal Classic, DER österreichische Event rund um das schöne alte Blech, mitunter gelenkt von ebensolchen menschlichen Legenden, hat heuer bereits stattgefunden - ohne dass sie in meiner Wahrnehmung auch nur in einem Schnipsel aufgetaucht wäre. Kein Radiobeitrag, kein Zeitungsbericht, keine Online-Werbung, kein Social-Media-Posting. The News didn’t find me, wie besorgniserregend.

Kurzzeitig hatte ich schon befürchtet, die pessimistischen Auguren der Automotive-Szene hätten Recht behalten, als sie der E-Mobilität zur Last legten, sie würde der historisch-nostalgischen Beschäftigung mit den vier Rädern, die die Welt bedeuten, endgültig den Garaus machen – sterile, emotionslose, roboeske Fortbewegungsart, um welche es sich nun einmal handelt beim Lithium-Ionen-Antrieb.

Das ist natürlich Bullshit. Eventuell lag es am Fehlen jener bereits erwähnten humanen Legenden an den Volants ihrer automobilen Gegenstücke, doch nein: Klar ist ein Aksel Lund Svindal kein Patrick „McDreamy“ Dempsey, der in früheren Jahren als Porsche-Markenbotschafter den 356 Speedster sicheren Schlafzimmerblicks durch die steirischen Berge zirkelte, aber insgesamt konnte ich keine Prominenz-Flaute konstatieren.

Warum mich die (hoffentlich nur eingebildete) Flaute beim Interesse an den Oldies besorgt? Weil ich mir fest vorgenommen habe, in meiner – bedauerlicherweise recht gemessenen Schrittes sich nähernden – Alterspension mit E-Fahrzeugen der Neuzeit an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, und bis dahin müssen die Veranstalter durchhalten.

Ich stelle mich mir in einem 2008er Tesla Roadster vor, wie ich den Stoderzinken erstürme, oder in den Kurven des Österreichrings dem „2CV des Elektrozeitalters“, dem 2010er Nissan Leaf, die Sporen gebe - freilich altersmilde, freilich um das Wohlergehen des alten Bleches und der bis dahin noch seltener gewordenen Erden stets besorgt.

Vielleicht nimmt auch McDreamy wieder teil, er darf natürlich weiterhin einen Verbrennerporsche lenken und seine ebenfalls in Würde gealterten Groupies in die Steiermark locken - ob die dann der Klimper-Wimper wegen in Ohnmacht fallen oder ob der 45 Grad Außentemperatur, bis dahin vermutlich das neue Normal, wir werden sehen.

An die Hubkolbenfraktion wird eigens aus dem fernen Chile herangeschipperter synthetischer Treibstoff ausgeschenkt, zielgruppengerecht bepreist versteht sich, vermutlich von würdigen älteren Herren in den grauen Tankwart-Overalls der von ihnen idolisierten Ära, die Häupter vor der Sonne geschützt mit Kapperln, welche das Logo eines der unsterblichen Ölriesen ziert.

Die werden abseits von Oldtimer-Rallyes dann halt Schnelladenetze betreiben, die passende Preispolitik dafür schlummert ja quasi in den Konzerngenen.

Das könnte schön werden. Also bitte durchhalten! Der Leaf und ich, wir kommen!