Bosch-Software findet sich schon heute unter anderem in Fertigungslinien großer Industrieunternehmen, in zahlreichen Autowerkstätten und medizinischen Geräten. Insgesamt 48.000 Mitarbeitende programmieren bei Bosch Software-Code, 42.000 davon allein für den Geschäftssektor Mobility. „Der Siegeszug der Software wird die Autobranche umfassend umwälzen“, wie Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, anlässlich des Bosch Tech Day 2024 in Renningen betonte.

Autos altern langsamer

„Autos werden künftig nahtlos in die digitale Welt integriert und dadurch vor allem eins sein: updatefähig“, so Dr. Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des Geschäftssektors Mobility. „Mit Bosch-Technik altern Autos langsamer.“ Nicht nur diese: Auch Lastwagen, Motorräder oder E-Bikes erhalten neue Sicherheits- oder Komfortfunktionen per Update. In der Automobilindustrie steht der Begriff des softwaredefinierten Fahrzeugs für den neuen Trend. Neue Modelle werden immer stärker von der Software her gedacht und entwickelt. Der globale Markt für Automobilsoftware und -elektronik soll laut einer aktuellen McKinsey-Studie 2030 voraussichtlich 462 Milliarden US-Dollar erreichen. Der Software-Anteil im Auto wird sich ab 2023 verdreifachen. „Für Bosch ist das eine gute Nachricht, denn wir können beides: Hard- und Software. Wir sind eines der wenigen Unternehmen, welches das Zusammenspiel von Automobilelektronik und Cloud umfassend beherrscht“, so Heyn.
Mit der softwaredefinierten Mobilität gehe auch eine sich verändernde Fahrzeugarchitektur einher: weg von einer domänenspezifischen, hin zu einer zentralisierten, domänenübergreifenden IT- und Elektronik--Architektur mit wenigen, dafür jedoch sehr leistungsfähigen Fahrzeugcomputern und Sensoren. Derzeit arbeiten rund 100 Steuergeräte verschiedener Hersteller in einem Auto. In einem softwaredefinierten Fahrzeug werden künftig weniger als ein Dutzend Fahrzeugcomputer die Steuerung übernehmen. Hierfür ist es notwendig, domänenspezifische Funktionen in modernen Fahrzeugcomputern zu vereinen. Bosch hat gemeinsam mit Qualcomm Anfang des Jahres einen neuen Fahrzeugcomputer vorgestellt, der Infotainment- und Fahrerassistenzfunktionen erstmals vereint. 

30 Prozent Kostenersparnis

Für Autobauer bedeutet das nicht nur weniger Bauraum, Kabel und Gewicht, sondern auch weniger Kosten: Die Ersparnis bei Steuergeräten allein durch die Fusion von Infotainment und Fahrerassistenz beträgt laut Bosch bis zu 30 Prozent. Mit modernen Fahrzeugcomputern hat das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren bereits knapp vier Milliarden Euro umgesetzt. 
Den Markt der Fahrzeugbewegung mit ganzheitlichen Fahrwerkslösungen zu gestalten, um dabei das Autofahren sicherer, dynamischer und komfortabler zu machen – das seien die Ziele des Bosch-Geschäftsbereichs Vehicle Motion. Dafür bündelt die neue Einheit seit Jahresbeginn die Kompetenzen aus den Bereichen Bremse, Lenkung, Fahrzeugbewegungssoftware, Insassenschutzsystemen sowie Fahrdynamiksensoren unter einem Dach. Das Produktportfolio umfasst sowohl Hardware-Komponenten und sogenannte Embedded Software als auch eigenständige Software-Lösungen. Damit ermögliche Vehicle Motion Automobilherstellern neben innovativen domänenübergreifenden Funktionalitäten und vereinfachten Fahrzeugarchitekturen auch völlig neue Innenraumdesigns. Beim Bosch Tech Day 2024 zeigte Vehicle Motion aktuelle Lösungen aus seinem Produktportfolio zum weltweit ersten Mal – unter anderem die „eBrake to Zero“-Funktion, mit der sich Autos ohne jeden Ruck abbremsen lassen.