In der Kfz-Branche (Herstellung von Karosserien, Aufbauten und Anhängern, Handel mit Kraftwagen, Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen, Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör, Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern und Vermietung von Kraftwagen) mussten im 1. Quartal 2025 insgesamt 60 Unternehmen Insolvenz anmelden – ein Minus von 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Über 41 Unternehmen wurde Konkurs eröffnet, das entspricht einem Zuwachs von 5 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2024. Deutlich abgenommen haben die mangels kostendeckenden Vermögens nicht eröffneten Insolvenzverfahren mit 19 Fällen – ein Minus von 24 Prozent. „Die Zahl der Insolvenzen ist in der Kfz-Branche im 1. Quartal des Jahres 2025 in Summe zwar zurückgegangen – obwohl die Insolvenzen generell gestiegen sind –, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen Insolvenzen, die eröffnet und jenen die abgewiesen wurden. Bei den eröffneten Insolvenzen gab es Steigerungen von 18 Prozent versus 5 Prozent bei der Zahl der Gesamtinsolvenzen“, sagt MMag. Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz KSV1870. Hingegen sei die Zahl der nichteröffneten Insolvenzen deutlich gesunken. Es sei ersichtlich, dass der Handel mit Kraftwagen unter Druck stehe. Die kommenden Monate würden zeigen, wie weit die omnipräsente Zoll-Diskussion Auswirkungen auf die weitere Entwicklung haben werde. Zölle höherer Dimension könnten die Autowirtschaft in Europa besonderes früh und sehr heftig treffen.   

„Operative Ursachen“ seien der häufigste Faktor, warum Betriebe im Vorjahr in die Insolvenz geschlittert seien. Zu den wesentlichsten Aspekten zählten dabei vor allem Absatzschwächen aufgrund einer vielerorts rückläufigen Auftragslage in Kombination mit einer stagnierenden Umsatzentwicklung, eine schlechte Kostenstruktur durch Mängel innerhalb der Organisation, ein mangelhaftes Controlling sowie anhaltende Liquiditätsprobleme und Schwächen bei der Finanzierung. „Es stellt sich dabei die Frage, wie schnell Unternehmen reagieren und ob sie sich resilient aufstellen. Da habe ich schon das Gefühl, dass im Kfz-Bereich die Reaktion oft konservativ und auch oft träge ist“, meint Götze. „Der Ernst der Lage ist schon bekannt, aber manchmal ist man verwundert, dass die Unternehmen nicht aktiver reagieren und agieren. Aus meiner Sicht ist es ganz wichtig, dass Unternehmen ihre Liquidität im Griff haben – dies hat oberste Priorität. In Zeiten der Unsicherheit ist Liquidität das Um und Auf. Denn sie schafft Bewegungsfreiheit und ermöglicht, auch bei Worst-Case -Szenarien noch etwas in petto zu haben, um reagieren zu können. Erst in einer schwierigen Lage zur Bank gehen zu müssen, könnte fatal enden. Frühzeitige Anpassungen müssen – wenn notwendig – unmittelbar vorgenommen werden, denn in einer schwierigen Situation können Alternativen schnell ausgehen – das ist eine große Gefahr.“ 

Keine Anzeichen, dass sich am bestehenden Insolvenzschub etwas ändert

Größere Chancen hätten jene, die dank unterschiedlicher Geschäftsfelder nicht ausschließlich auf die Autowirtschaft angewiesen seien. Aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung sei in Österreich ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen aus heutiger Sicht kein Thema, weshalb der KSV1870 am Ende dieses Jahres zwischen 6.500 und 7.000 Unternehmensinsolvenzen rechne. „Aktuell sind keine realistischen Anzeichen erkennbar, dass sich am bestehenden Insolvenzschub in absehbarer Zeit signifikante Änderungen ergeben“, so Götze. 

Heimische Unternehmen befinden sich in wirtschaftlichen Turbulenzen

Laut dem vom KSV1870 durchgeführten aktuellen „Austrian Business Check,“ an dem rund 1.100 heimische Unternehmen teilgenommen haben, befinden sich Österreichs Unternehmen weiterhin in wirtschaftlichen Turbulenzen. Demnach bewerteten 43 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“ – das sind um 7 Prozent weniger als im März 2024. Ein schlechteres Ergebnis hat es im Rahmen der Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 nur zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 gegeben. Dabei zeigten sich teils gravierende branchenspezifische und regionale Unterschiede. Der Dienstleistungssektor weist mit 49 Prozent noch das beste Ergebnis auf, der Handel (29 Prozent) befindet sich hingegen anhaltend im Krisenmodus. „Der Handel ist aktuell das größte Sorgenkind der heimischen Wirtschaft. Einem Großteil der Betriebe bleibt kaum Luft zum Atmen. Das belegen auch die hohen Insolvenzzahlen im 1. Quartal 2025“, erklärt Mag. Ricardo-José Vybiral, CEO KSV1870. 

Darüber hinaus zeige die Geschäftslage in der Industrie (32 Prozent) deutlich nach unten – gegenüber dem Vorjahr stehe ein Minus von 24 Prozentpunkten zu Buche. Damit zähle die Industrie zu den großen Verlierern im Jahresvergleich. „Das hohe Maß an Bürokratie setzt der heimischen Industrie ganz besonders zu. In Kombination mit den hohen Kosten, der Inflation und internationalen handelspolitischen Risiken ist das ein Mix, der das Leben der Industriebetriebe massiv erschwert“, so Vybiral. 

 

2024

Das sind laut KSV1870 Holding AG die 5 größten Insolvenzen in der Kfz-Branche im Jahr 2024:

• Syn Trac GmbH/Bad Goisern (14,5 Mio. Passiva)
• Weissensteiner Mario Ing./Graz (5,5 Mio. Passiva) 
• Anaya Reisemobile GmbH/Sulz Röthis (5,0 Mio. Passiva)
• Knecht GmbH/Rankweil (4,3 Mio. Passiva)
• Stefan Tamegger/St. Veit a. d. Glan (3,1 Mio. Passiva)

2025
Das sind lt. KSV1870 Holding AG die 5 größten Insolvenzen in der Kfz-Branche im 1. Quartal 2025:

• Pierer E-Commerce GmbH/Munderfing (4,0 Mio. Passiva)
• Elaris GmbH/Leonding (2,03 Mio. Passiva)
• Fatih Can/Rum (1,44 Mio. Passiva)
• Kramser Fahrzeugtechnik e.U./Ötztaler Höhe (800.000 Passiva)
• Christian Pötzelsberger/Linz (461.000 Passiva)