Es war klar, dass die Chinesische Handelskammer bei der EU (CCCEU) in Brüssel die Entscheidung der Europäischen Union nicht so einfach hinnehmen würde. Durch diese Maßnahme drohe ein negativer Einfluss auf die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und der EU, meinte sie Mitte Juni. Gut 3 Wochen später, als die Zölle (zumindest provisorisch) in Kraft traten, sprach der Verband der chinesischen Autohersteller (CAAM) von einer „absolut inakzeptablen Entscheidung“.
Was war passiert? 10 Prozent Importzoll auf chinesische Fahrzeuge hat es in der Europäischen Union schon bisher gegeben, so viel sei vorausgeschickt. Doch dann klagten die europäischen Produzenten über die Fördermaßnahmen der chinesischen Regierung, durch die BYD & Co die Fahrzeuge günstig anbieten könnten – und die EU startete eine Anti-Subventions-Untersuchung. Diese kam nach mehr als einem halben Jahr zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen, was die einzelnen Marken betrifft.
Unterschiedlich hohe Zölle
Am schärfsten trifft es nach den momentanen Planungen der EU den chinesischen Hersteller SAIC, der mit den Marken MG und Maxus auch in Österreich vertreten ist: Hier sollen künftig 48,1 statt wie bisher 10 Prozent Zoll auf E-Autos fällig werden. Bei BYD soll der Zoll 17,4 Prozent betragen, bei -Geely (dem Mutterkonzern von Volvo mit der Marke Polestar) sind es 20 Prozent. Wie es mit den europäischen Herstellern aussieht, die einige E-Autos in China produzieren, ist noch nicht endgültig klar: Dazu gehören zum Beispiel BMW (iX3, Mini Cooper), Dacia (Spring) und Cupra (Tavascan). Auch bei Tesla, das Fahrzeuge aus Shanghai teilweise auch nach Europa bringt, ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen.
Bis 4. Juli hatten die chinesischen Hersteller und Behörden die Möglichkeit, ihre Stellungnahmen abzugeben: Da sich vorerst keine Lösung fand, wurden die Strafzölle zumindest vorläufig eingeführt.
Doch was bedeutet das für Österreich? Hansjörg Mayr, Vorstandsmitglied der Wolfgang Denzel Auto AG (dem Importeur von MG, Maxus und BYD, Anm.) sagte, dass es noch zu früh sei, um die Folgen der EU-Entscheidung endgültig beurteilen zu können. Der Denzel-Vorstand geht davon aus, dass man sich „am Verhandlungstisch zusammensetzen und die Vernunft siegen“ werde. Denn eine Aktion löse immer eine Gegenreaktion aus: „Ich kenne kein Beispiel, wo das positiv ausgegangen ist.“
Bei BYD seien „aus heutiger Sicht“ keine Preiserhöhungen geplant, sagte Importeurs-Chef Danijel Dzihic Anfang Juli: Die Kunden könnten momentan sehr entspannt sein: „Denn wir haben den großen Vorteil, dass wir genug Ware zum aktuellen Preis eingekauft haben.“ Jeder Händler habe ein großes Kontingent, so Dzihic.
Und bei MG? Da sei schon vor einigen Monaten eine strategische Anpassung erfolgt, indem man heuer in Österreich mehr als die Hälfte der Fahrzeuge mit Benzinmotor, als Hybrid oder als Plug-in-Hybrid verkaufe, heißt es beim Importeur. Diese Autos seien von möglichen neuen Zöllen nicht betroffen; der neue MG3 Hybrid+ ebenfalls nicht.
Über den Sommer ist vermutlich mit keiner Entscheidung zu rechnen, erst im November könnte Klarheit bestehen: Auch die EU-Staaten sind uneinig, wie es weitergehen wird …
Um keine Angriffsfläche mehr zu bieten, werden wohl einige chinesische Hersteller Autos in Europa fertigen: So hat BYD neben dem Werk in Ungarn (Eröffnung bis 2026) eine weitere Produktionsstätte in der Türkei angekündigt.