Ich gebe zu, dass ich den Namen Adolfo Urso zuvor erst einmal wahrgenommen habe: Als der „Minister für Unternehmen und Made in Italy“ im Vorjahr eine Krisensitzung einberief, weil die Preise für Pasta so stark gestiegen waren.
Doch dann kam der Montag: Da musste Stellantis den Namen seines kleinen SUVs – das erst 5 Tage zuvor seine Weltpremiere gefeiert hatte – ändern. Weil laut einem Gesetz aus dem Jahr 2003 keine Produkte italienische Namen tragen dürfen, die nicht in Italien hergestellt wurden.
So ein Stiefel, könnte man jetzt sagen. Doch der Herr Urso von der Partei „Fratelli d‘Italia“ kennt keinen Pardon. Und so heißt der Alfa Romeo Milano nun eben Alfa Romeo Junior.
Bei Stellantis, der Mama von Alfa, reagierte man durchaus humorvoll: CEO Jean-Philippe Imparato bedankte sich bei der Regierung für die „kostenlose Werbung, die diese Debatte hervorgebracht hat“. Mit der Umbenennung wolle man „ein Klima der Entspannung fördern“.
Doch ist es wirklich so entspannt? Was folgt als nächstes? Muss der Kia Sorento nun auf Kia Hwasung umbenannt werden, weil er ja nicht in Sorrento, sondern in Hwasung gefertigt wird? Oder reicht das eine fehlende r in Sorento, um Adolfo Urso diesmal zu besänftigen?
Und was passiert mit den anderen Fahrzeugen, die – wie der Alfa Romeo Junior – in der Stellantis-Fabrik im polnischen Tychy produziert wurden und werden? Bekommen all die Fiat Cinquecento und Seicento früherer Jahre nun einen Aufkleber, der sie fortan als Fiat Pięćset und Fiat Sześćset (so die polnischen Bezeichnungen für 500 und 600) ausweist?
Darf der Ford Cortina, das seinerzeitige Auto meiner Nachbarn, nun auch nicht mehr so heißen, weil er ja auch nicht in Italien zusammengeschraubt wurde und Hunderttausende Kunden ganz offensichtlich in die Irre geführt wurden? Oder gibt es eine Ausnahme, weil das Gesetz damals ja noch nicht galt?
Wir erwarten Aufklärung, Herr Urso! Immerhin waren Sie seinerzeit ja Journalist…
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