Geschäft mit E-Gebrauchten schwierig
„Das Geschäft mit neuen und gebrauchten E-Fahrzeugen ist schwierig geworden, weil der Markt vor einem guten halben Jahr eingebrochen ist und sowohl der Wertverlust als auch das Purzeln der Restwerte ein Thema sind“, sagt Wolfgang Reiter jun., Geschäftsführer Auto Reiter/Fohnsdorf. Auch Preissenkungen bei Neuwagen übten massiven Preisdruck auf Jungwagen aus. Nach der Überhitzung während der Corona-Krise habe sich der Markt bei Verbrennern wieder beruhigt und stabilisiert, die Preise seien leicht nach unten gegangen, und die Verfügbarkeit der Ware ist deutlich gestiegen. „Am stärksten nachgefragt sind derzeit kleinere und mittlere SUVs in der Preisklasse von 10.000 bis 30.000 Euro, darüber „wird die Luft dünn“.
Wolfgang Reiter jun.

Markt genau beobachten
Die Verfügbarkeit hat sich stabilisiert, und auch die GW-Preise sind wieder gesunken“, wie Mag. Christian Höller, Geschäftsführer Autohaus Hösch/Linz, berichtet. „Wir vermarkten hauptsächlich Fahrzeuge im Premiumbereich, das sind vor allem Jahres- und Halbjahreswagen, und die Preise unserer GW beginnen in der Regel bei rund 25.000 Euro. Der Absatz ist zufriedenstellend, die Nachfrage gut.“ Bei der Vermarktung von E-Pkws könne es schon zu Problemen kommen. „Es gibt Kollegen, die solche Fahrzeuge nicht mehr ankaufen, weil die Preisentwicklung durch Senkung der Preise für NW das Geschäft unberechenbar gemacht hat. Wir vermarkten E-Fahrzeuge, sind aber auf der Hut, und es bedarf auch einer genauen Beobachtung des Marktes.“
Christian Höller

Zielgruppe mittels Kampagnen informieren
„Das Gebrauchtwagengeschäft hat sich wieder geändert, und wir kommen vom reinen Zukaufen weg, mehr zum GW-Management und hin zur Normalität“, sagt Mag. Dieter Unterberger, Geschäftsführer Unterberger Automobile/Kufstein, Spartenobmann Handel der WK-Tirol und Landesgremial-obmann des Tiroler Fahrzeughandels. „Was gebrauchte E-Fahrzeuge betrifft, glaube ich, dass die gesamte Branche auf ein Problem zulaufen könnte.“ In diesem Zusammenhang sei ein Schulterschluss aller Stakeholder wichtig, um die Zielgruppe mittels Kampagnen zu informieren, worauf bei gebrauchten E-Fahrzeugen zu achten sei, und der Kundschaft die Angst – vor allem punkto Batteriezustand – zu nehmen, wenn deren Garantie nach 8 Jahren auslaufe.
Dieter Unterberger

Abnormalitäten sind gegessen
„Wir fahren auf niederem Niveau, aber die Abnormalitäten im GW-Geschäft sind mittlerweile gegessen“, wie Mag. Hubert Aichls-eder, GF Autohof/Klagenfurt und LGO des Kärntner Fahrzeughandels, sagt. Das Geschäft mit gebrauchten E-Autos ist bei uns in einem eher niedrigeren Preissegment angesiedelt. Wir haben kein Problem mit der Vermarktung, weil diese Fahrzeuge oft als Zweit- oder Drittwagen gekauft und nur für kurze Distanzen verwendet werden. Schwieriger wird es jetzt, weil auch gebrauchte E-Fahrzeuge von Premiummarken auf den Markt kommen. Diese Autos haben den Nachteil, dass sie technologisch neueren Modellen unterlegen sind, die zu ähnlichen Preisen oder sogar -mittlerweile preisgesenkt angeboten werden.“
Hubert Aichlseder

Ziele mit Normalware erreichen
„Wir sind mit dem Geschäftsverlauf sehr zufrieden, das Geschäft hat seit vergangenem Oktober angezogen und ist auch zu Jahresbeginn gut angelaufen“, berichtet Thomas Lang, GF Onlinecars/Lieboch. „Sehr gut gehen Fahrzeuge bis zu einem Preis von knapp 27.000 Euro. Auf diese Preisklasse legen wir den Fokus beim Einkauf. Bei Fahrzeugen, die wir über 30.000 Euro ankaufen, agieren wir sehr vorsichtig und überlegen zweimal, weil die Vermarktung höherpreisiger Gebrauchtwagen derzeit schwierig ist.“ Kunden überlegten mittlerweile ganz genau, ob sie ein teureres Auto finanzierten, denn höhere Kosten durch Zinssteigerungen schränkten den finanziellen Spielraum vieler Kunden ein. „Wir überlegen, wo unser Geld aktuell gut -investiert ist, weil wir eine schnelle Drehung brauchen, und mit Normalware können wir dieses Ziel erreichen.“
Thomas Lang

Gestiegene Refinanzierungskosten
„Wir sind sehr zufrieden, denn das Geschäft läuft wieder gut, und auch schon zu Jahresbeginn war bei uns sehr viel los“, meint Mag. Herbert Seidl, Geschäftsführer Auto-haus Herbert Seidl/Gleisdorf. „Man braucht allerdings mehr Kunden, um das vor der Krise erwirtschaftete Ergebnis zu erreichen, weil die Kostensituation schwieriger ist. Die Preise erreichen jetzt bereits wieder ein normales Niveau, von einer Überhitzung kann man nicht mehr sprechen. Wir drehen mittlerweile schneller, weil sonst die Ware zu lange am Hof steht und die Handelspanne dafür nicht ausreicht. Denn durch die Refinanzierungskosten im Lager hat sich die Lage am Markt verschärft. Gebrauchte E-Pkws spielen bei uns noch keine große Rolle, ein bisschen was geht schon.“
Herbert Seidl

Hochpreisige GW schwer zu vermarkten
„Die Preise für Gebrauchtwagen haben sich stabilisiert, allerdings reagieren die Kundinnen und Kunden immer noch verhalten. Übersteigt die Ware einen Preis von mehr als 20.000 Euro, ist diese nur mehr sehr schwer bis gar nicht zu verkaufen“, erklärt Mag. Thomas Schmid, Geschäftsführer Auto Ludwig/Wien. Vor der Krise habe es dieses Problem nicht gegeben, „die Konsumenten sind zum Großteil vorsichtig und warten ab.“ Hochpreisige GW seien schwer zu vermarkten, das gelte auch für gebrauchte E-Pkws.
„Wir haben derzeit einige E-Fahrzeuge am Hof, das Interesse ist gleich Null. Ich rechne damit, dass sich daran in näherer Zukunft nichts ändern wird, und es hängt auch davon ab, ob sich ein Markt bildet.“
Thomas Schmid

Preissenkungen sind ein Problem
„Die Gebraucht-Zulassungszahlen des Jahres 2023 sprechen für sich. Wir sehen, dass sich das Geschäft beruhigt hat“, wie Komm.-Rat Ing. Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels und Geschäftsführer Autohaus Edelsbrunner/Graz, sagt. „Die Nachfrage ist da, es gibt genug Ware, und die Kundinnen und Kunden können wieder aus dem Vollen schöpfen“, so Edelsbrunner. „Auch die Preise beginnen sich wieder zu regulieren.“ Ein Problem seien Preissenkungen, wobei dies sowohl für E-Pkws als auch für Verbrenner gelte. „Wenn die NW-Preise sinken, fallen die Preise auch bei GW, und dementsprechend muss man den Markt als Händler genauestens beobachten und beim Eintausch auch entsprechend kalkulieren.“
Klaus Edelsbrunner

Risiken beim Eintausch abwägen
„Mittlerweile hat sich das Gebrauchtwagengeschäft wieder stabilisiert“, berichtet Ing. Manfred Berger jun., Geschäftsführer Autohaus Berger/Baden. Allerdings sei Vorsicht geboten. „Nach der Überhitzung des Gebrauchtwagenmarktes sind die Bewertungen oft noch zu hoch angesetzt, werden erst mit Zeitverzögerung angepasst und spiegeln die Entwertung leider nicht wider. Es ist sehr wichtig, den Markt genauestes zu beobachten, denn Preissenkungen erhöhen das Risiko beim Eintausch dieser Modelle. Das führt auch zu Diskussionen mit Kunden, die für ihre Eintausch-Fahrzeuge aufgrund hoher Bewertungen nicht mehr marktkonforme Preisvorstellungen haben.“ In diesem Zusammenhang sei es wichtig, die Kunden entsprechend -aufzuklären, um sie nicht zu vergrämen.
Manfred Berger jun.