Wer denkt schon gern über das Ende nach? Mindestens einmal im Unternehmerleben muss es aber sein, und wenn es nach Experten in Sachen Firmenweitergabe geht, dann sollte man den Gedanken nicht allzu weit nach hinten schieben.
Beim Unternehmertag von Obereder/Castrol drehten sich Vorträge und Diskussionen heuer wieder um diesen wichtigen Einschnitt im Leben von Unternehmerfamilien. Einblicke darin, wie sehr der Generationenwechsel eine krisenhafte Situation darstellt, gaben u. a. Prof. (FH) DDr. Mario Situm und Unternehmensberater Mag. Michael Holub.

Risiko des Scheiterns
Situm lehrt an der FH Kufstein-Tirol und ist wie Michael Holub als selbstständiger Unternehmensberater auf KMUs und Familienbetriebe spezialisiert.
Den wenigsten Unternehmern sei klar, dass das Risiko für ein Scheitern mit der Generation steige, in der sich das Unternehmen schon in Familienbesitz befinde. „Die zweite Generation scheitert bei der Nachfolge schon in 35 bis 50 Prozent der Fälle, wenn die dritte Generation dann von der zweiten übernehmen soll, beträgt die Misserfolgsquote schon 65 Prozent. Die Nachfolge von vierter auf die dritte Generation scheitert schon in 85 Prozent der Fälle“, so Situm. Die Gründe dafür lägen hauptsächlich in komplizierter werdenden Familienstrukturen, und dies wüssten natürlich auch die Banken, welche oft in den Prozess involviert werden müssten.
Weitere Problemlagen rund um die familieninterne Stabsweitergabe: Gerade in patriarchalischen Familienstrukturen ist es oft sehr lange unklar, welche Übergabestrategie verfolgt werden soll. Befragt man die einzelnen Familienmitglieder, treten oft große Meinungsunterschiede darüber zutage, wie es mit der Firma weitergehen soll. „Wir analysieren Kommunikationsmuster von Familien vor einer Übergabe und sehen oft, dass Wissensstand und Wunsch nach Information weit auseinanderklaffen“, so Situm.

Chef und Familienoberhaupt
Gerade die Chefs von Familienunternehmen sind mehr als das, sie schlüpfen automatisch auch in die Rolle des Familienoberhaupts. Potenzielle Übergeber müssen sich fragen, ob sie bereit sind, beide Rollen zu „räumen“, während der Nachfolger sich im Klaren sein sollte, dass er beide einnehmen wird müssen. Denn der Firmenleiter trägt in solchen Unternehmen große Verantwortung für die finanzielle Zukunft der gesamten Familie.
Holubs Fazit deshalb am Ende des Unternehmertags: „Es zeigt sich auch beim Thema Betriebsweitergabe wieder einmal, dass mangelnde Kommunikation ein großes Risikopotenzial darstellt.“ Sein Rat an die anwesenden Chefs und Nachfolger: „Reden Sie darüber, offen und frühzeitig.“