Das Reifengeschäft wird komplexer: Kundenanforderungen, Kundenrouting, Logistik-Herausforderungen, Reifenvielfalt, Fachkräftemangel …Bei so vielen Baustellen müssen die Systeme im Betrieb passen und die Zahnräder ineinandergreifen. Ganz zentral ist in diesem Bereich das Reifenlager: In einem modernen, zukunftsgerichteten Betrieb kann das Lager die Erfolgsbasis, das Herzstück eines Betriebes sein, das sowohl für Neureifen als auch für Kundenpneus perfekt ausgerichtet ist.
Dabei haben sich die Anforderungen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, und sie tun es weiter. Die deutliche Steigerung der Reifengrößen und die laufend wachsende Vielfalt (lesen Sie dazu auch den Artikel in REIFEN & Wirtschaft 3/2022) haben die Erfordernisse des Reifenlagers stark verändert. Es sind nun also deutlich mehr unterschiedliche Reifen auf Lager, als das noch vor wenigen Jahren der Fall war.
Für Gottfried Scholz, Geschäftsführer von Scholz Regalsysteme GmbH, kommt diese Entwicklung nicht überraschend: „Schon vor Jahren haben Professoren begonnen, sich darüber Gedanken zu machen, wie der Abrollwiderstand von Reifen verringert werden kann. Die Antwort waren größere Reifenumfänge. Deshalb haben wir uns schon damals auf diese Entwicklung eingestellt.“ So biete das Scholz-System eine deutliche Reduzierung der Arbeitszeit und leichte Arbeit mit den heute sehr großen und schweren Rädern. Gerade diese Einsparung der Arbeitszeit mache das Reifengeschäft für das Autohaus wirtschaftlich. Mit der Cover-Halle von Scholz sei es außerdem erstmals möglich, jedes benötigte Rädervolumen in unmittelbarer Nähe der Werkstatt zu lagern. Sollte dafür kein Platz vorhanden sein, könne es eine Option sein, Pkw-Parkplätze umzufunktionieren. So biete beispielsweise die Fläche von vier Parkplätzen genug Platz für eine Cover-Halle, in der man 1.600 Räder lagern kann. „Wir haben kürzlich eine Kundenbefragung durchgeführt, auf die uns ein Drittel der Befragten geantwortet hat. Die waren alle zufrieden“, zeigt sich Scholz erfreut.
Wachsende Dimensionen als Chance
Dass die immer größer werdenden Reifen auch eine Chance darstellen, davon ist Scholz überzeugt: „Wenn die Räder immer größer werden, kann man auch höhere Preise erzielen. Außerdem möchte der Autofahrer die schweren Reifen nicht mehr nach Hause nehmen.“ Teilweise ist es auch bei bestem Willen gar nicht möglich, weil 4 moderne Räder gar nicht in den Kofferraum passen. Abgesehen davon, dass auch bei den Kunden zu Hause der Platz fehlt, ist das Handling mit den 18- oder 19-Zoll-Rädern durchaus mühsam. Die aktuelle Entwicklung bietet also auch ein Potenzial und einen Bedarf für das Reifendepot.
Hier ändert sich mittlerweile die Relation. Der Reifen-Hotel-Bedarf steigt, das Neureifen-Lager sinkt. „Beim Neureifen-Lager ist der Einlagerungswille rückläufig“, berichtet Michael Peschek-Tomasi, MiB, Geschäftsführer von point-S. „Die Produkte werden teurer, da gibt es verstärkt Hemmungen bei der Einlagerung, weil immer mehr Kapital gebunden ist.“ Gute Planung und effiziente Bedarfsermittlung und vor allem starke Partnerschaften im Bereich der Logistik sind hier erforderlich. (Lesen Sie dazu auch den Artikel "Depotkunden bevorzugt").
Depot als Standard-Leistung
Anders die Situation beim Depot, das von der Zusatzleistung zum unerlässlichen Standardangebot geworden ist. „Die Bindung über das Reifendepot ist die engste Bindung, die es gibt, dabei haben wir in Österreich zu wenig Platz für die Räder, die wir einlagern sollten“, gibt Peschek-Tomasi zu bedenken. Für den Reifenfachbetrieb ist das Depot die Basis für kontinuierliches und stabiles Geschäft. „Der Händler kennt damit den Kunden genau, weiß, welches Geschäft er in der nächsten Saison realisieren wird, welcher Ersatzbedarf besteht und welche Ware er dafür brauchen wird“, so Peschek-Tomasi.
Ein modernes Lager ist also die Voraussetzung für einen effizienten Ablauf. Hinsichtlich der Lösung kommt es laut Peschek-Tomasi natürlich sehr stark auf die Gegebenheiten an, ob die Lagerlösung in die Höhe oder in die Breite muss, wie es mit Traglast und Statik im bestehenden Gebäude aussieht. „Der Regalbauer soll von Beginn an in die Planung mit eingebunden sein“, empfiehlt Peschek-Tomasi.