Der Zugang zu in modernen Fahrzeugen generierten Live-Daten bleibt weiter heiß umstritten. Sie reichen von Standortdaten über den technischen Zustand des Fahrzeugs bis hin zu Daten, die Rückschlüsse auf die Fahrweise zulassen. Tausende Datensätze werden so mitprotokolliert, und wer auf diese Zugriff hat, kann dem Fahrzeughalter, aber auch dem Versicherer oder der Werkstatt eine Fülle an Services anbieten -und, so die Befürchtung von Interessensvertretern des Independent Aftermarket: Wer keinen Zugriff hat, bleibt im Servicegeschäft mehr und mehr außen vor.

Die Verbände – darunter die FIGIEFA und der österreichische Verband der freien Kfz-Teile-Fachhändler (VFT) - hoffen auf die EU-Kommission. Diese hat nun in ihrem Arbeitsprogramm für 2021 angekündigt, dass mit einer Entscheidung vor 2022 nicht zu rechnen ist. 2019 hatte die FIGIEFA noch auf ein fertiges Gesetz "in 1 bis 2 Jahren" gehofft (siehe AU-TO&Wirtschaft 6/2019).

Ist die Kommission säumig? Nein, sagt Walter Birner, Obmann des VFT, denn die Facetten der Problematik würden sich laufend verändern und erweitern, etwa um Aspekte der Cybersecurity bei der Vehicle-to-X-Vernetzung. "Ich habe den Eindruck, momentan geht bei der EU viel weiter. Ein bei einer Beratungsfirma in Auftraggegebener Expertenbericht wird gerade finalisiert und dieser Tage veröffentlicht." Birner sieht in der -seit Dezember 2019 im Amt befindlichen -Kommission eine klare Grundtendenz gegen Monopole und dafür, alles zu fördern, was freien Zugang bedeutet. "Ich glaube, dass es eine ausbalancierte Regelung geben wird", ist Birner weiter optimistisch.

Sichere offene Plattform
Im Februar haben einige Verbände unter Federführung der FIGIEFA in einem knapp 70-seitigen Paper erneut das "level playing-field" (= "ebenes Spielfeld") eingefordert, also ein Regelwerk, das Chancengleichheit für die gesamte Branche sicherstellt. In dem Text wird eine sichere Telematikplattform (Secure OTP) in allen Fahrzeugen gefordert, die dazu beitragen soll, dass der Fahrzeughersteller in seiner Rolle als Service-Anbieter keine Vorteile gegenüber "freien" Dienstleistern hat. "Es muss eine klare Trennung geben zwischen der Funktion der OEM als Hersteller und der als Service-Anbieter", fordern die Verbände. Die sichere Plattform soll dem Halter bzw. Fahrer u. a. volle Kontrolle darüber verschaffen, wer auf welche Daten wann Zugriff erhält -auch der Hersteller selbst soll ausgeschlossen werden können.

Die Kommunikation zwischen Fahrzeug und den verschiedenen Datenempfängern – das können Leasinganbieter oder Versicherungen ebenso sein wie Werkstätten – soll nicht überwacht oder gestört werden können. Auch das sogenannte Contract und Consent Management, also die Verwaltung der vertraglichen Zustimmung zu Services durch den Konsumenten, soll unabhängig vom Hersteller erfolgen, wenn es nach den Verbänden geht.