Die Corona-Situation hat zwar sehr unterschiedliche, aber doch spürbare Auswirkungen auf die Auslastung der Lack-und Karosseriebetriebe. Das Hauptthema ist dabei der Rückgang der Fahrleistung: Weniger gefahrene Kilometer, weniger Autos auf der Straße ergibt: weniger Unfälle, weniger Schäden. Dabei hat sich das Nutzungsverhalten sehr unterschiedlich entwickelt. Bei den Firmen-Pkws ist der Rückgang kräftiger ausgefallen: Außendienstmitarbeiter, Manager und andere Firmenwagennutzer sind verstärkt im Homeoffice, wenig beim Kunden und im Büro. Anders ist es im Bereich jener Arbeitskräfte, die physisch an ihrem Arbeitsplatz sein müssen: vor allem Arbeiter, aber auch Angestellte im Handel. Hier wird deutlich mehr mit dem Auto gefahren und auf die Öffis verzichtet.
Allerdings sind das einkommensbedingt eher ältere Fahrzeuge. Die Kasko-Deckung ist hier deutlich geringer, die Kaufkraft bei Selbstzahlern ebenso, insgesamt ist das Geschäft also rückläufig, wenn auch sehr unterschiedlich. Sowohl regionale Unterschiede als auch differenzierte Auswirkungen bei den einzelnen Betrieben kennzeichnen die Situation.
"Rückmeldungen von unseren Kunden zeigen, dass die Werkstattauslastung extremen Schwankungen unterliegt und sich wöchentlich ändert. Es fehlt jedenfalls eine kontinuierliche Auslastung, was die Planbarkeit negativ beeinflusst", berichtet Werner Lanzerstorfer von PPG. Die stärksten Rückgänge haben die Karosserieabteilungen der Markenbetriebe zu verzeichnen, die vor allem Firmenfahrzeuge betreuen. Bei freien Karosseriebetrieben, die auch ältere Fahrzeuge instandsetzen, ist teilweise die Auftragslage in Ordnung. Teilweise werden die Fahrzeuge -anstatt des Wechsels auf ein neues oder jüngeres gebrauchtes Modell -weitergefahren und noch einmal "hergerichtet".
Natürlich hängt die Auslastung auch von der jeweiligen Positionierung ab. So haben beispielsweise Karosseriebetriebe, die sich schon seit Längerem mit Oldtimern beschäftigen, endlich Zeit, um sich mit den früheren Lückenbüßern zu beschäftigen.
Bestehende Trends beschleunigt
Dabei kämpft die Branche mit vielen Entwicklungen, die bereits vor der Pandemie absehbar waren. (Lesen Sie dazu auch den Artikel "Viele Herausforderungen -einige Chancen" in LACK&Wirtschaft November 2020.) Doch Corona hat vieles beschleunigt.
Für die aktuelle Situation sieht Manfred Kubik, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter der Karosseriebautechniker und Berufsgruppenobmann der Karosseriebautechniker, unterschiedliche Entwicklungen: "Unternehmen, die immer schon auf Qualität gesetzt haben, sind nicht so schlecht aufgestellt. Dabei meine ich nicht nur die Technik und die Qualität der Arbeit, sondern auch die Betreuung und Beratung der Kunden über das normale Maß hinaus." Wichtig sei es, den Kunden ordentlich zu beraten und ihm auch in schwierigen Zeiten weiterzuhelfen, beispielsweise mit einer Zeitwertreparatur. "Für jene, die darauf weniger Wert gelegt haben und eher auf den Preis gesetzt haben, wird es schwieriger."
Zumal (zu) viele Betriebe in dieser Situation sind. Sinkt hier die Auslastung, beginnt oft der Preiskampf. So berichten bereits einige Karosseriebetriebe von Konkurrenzangeboten bei Großauftraggebern. Schließlich sind auch die Flottenbetreiber aufgrund der wirtschaftlichen Situation unter Druck und auf der Suche nach Einsparungspotenzial.
Nervosität in der Schadenabwicklung
Darüber hinaus herrscht in der Schadenabwicklung mit den Versicherungen Unruhe: Sehr viele Begutachtungen laufen digital ab, die Sachverständigen sind generell weniger im Einsatz. "Speziell wenn die Auslastung nicht optimal ist, wird mehr auf die Details der Versicherungsabwicklung geschaut. Die Betriebe sind kritischer, weil mehr Zeit zur Verfügung steht und weniger Ertrag herauskommt", weiß Franz Ofer, Leiter des Kompetenz Centers Lack und Karosserie in der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik. Umgekehrt sollte man meinen, dass die Versicherungen entspannt sind, weil die Schadenquote ja deutlich geringer ist. Dabei sind diese Konzerne ebenfalls sehr unter Druck, weil andere Bereiche wie Gesundheit oder Haushaltsunfälle deutlich zugenommen haben. "Die Situation ist naturgemäß etwas angespannt, alle sind ein wenig nervös", weiß Ofer.
Verstärkte Schadensteuerung?
Wo führt die Entwicklung hin? Schauen die Fuhrparks nur mehr auf den Preis und beauftragen nur mehr Partnerbetriebe, wollen die Versicherungen nur digitale Abwicklungen zu vergünstigten Preisen mit Partnerwerkstätten? Folgt eine Welle von Partnerverträgen und Schadensteuerung? Offiziell, so erklären Versicherungen und Branchenvertreter seit Jahren, gibt es keine Schadensteuerung in Österreich. Faktum ist: Die Zahl der Partnerverträge mit Versicherungen nimmt zu, Leasingunternehmen und Fuhrparks steuern ihre Schäden längst und immer massiver, das notwendige "Entgegenkommen" reicht vom Rabatt bis zum Gratisleihwagen. Der Trend zum "operating leasing", also einer All-in-One-Finanzierungsrate, beschleunigt diese Entwicklung. Ob sich die Mobilität der Firmenfahrzeuge nach der Corona-Entspannung wieder auf Vorkrisenniveau einpendelt, ist ungewiss. Ein deutlicher Aufwind, eine Verbesserung des Geschäfts ist -trotz beschriebener Trends -aber auf jeden Fall zu erwarten. Margengefährdende Verträge und Dumpingpreise wird man hingegen nicht so leicht los.