Im Gespräch mit Lieferanten und Vermarktern spürt man die allgemeine Verunsicherung, den Markt richtig einschätzen zu können. Gegenüber ihren Headquarters dürfen die Landesrepräsentanten nur Steigerungen formulieren und müssen oftmals die Wandlungs(un)fähigkeit der Reifenbranche auf der Suche nachausreichendem Ertrag ignorieren.
Die einen setzen auf hohes Rädervolumen, andere wiederum vertrauen dem Marktüberangebot. Keiner will den Anschluss verlieren und folgt gern den Frohlockungen des Online- Vertriebs. Was richtig ist und was nicht, entscheidet oft die regionale Händlerkompetenz zum Kunden, und da ist Handlungsspielraum gegeben. Im Spagat zwischen der Lockdown- Situation und dem bedingungslosen Einsatzwillen bei der Kundengewinnung sind die einzelnen Vertriebsinteressen der Global und Continental Player angesiedelt.
Und gerade hier kann sich der lokal positionierte Handel unentbehrlich machen, auch wenn die Konkurrenz bei der Bewältigung der Lockdown-Folgen unbarmherzig ist. In den zahlreichen Gesprächen mit den Protagonisten erleben wir von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt alle Gemütszustände. Die Vermarktungsorganisationen und Betriebe sind durch die anhaltende Pandemie und deren Folgen verunsichert. Der Verkauf stockt, das Neu-und Gebrauchtwagengeschäft ist stark rückläufig, lediglich das Servicegeschäft scheint zu funktionieren. Der Reifenhandel darin hat wahrlich nichts zu verschenken, Marge geht normalerweise vor Masse. Wer kann, ändert das Geschäftsmodell, schafft Wert zum Volumen.
Verbal stößt diese Erkenntnis prinzipiell auf Einverständnis. Dennoch ist nahezu jeder vom Gesamtvolumen abhängig, um während der Saison auch genügend Liquidität schöpfen zu können. Ein Halleluja denen, die im richtigen Marktgebiet operieren können. Ohne ausreichende Kaufkraft wird es in Zukunft noch schwieriger sein, bestehen zu können. Die Absatzpläne der Lieferanten funktionieren weiterhin nach alten Mustern. Das führt zur weiteren Spreizung zwischen betriebswirtschaftlich erfolgreichen und schwächer performenden Betrieben. Schwierige Monate stehen noch bevor.