Neben dem Rückblick auf ein erfolgreiches 2018 hat die Einkaufsorganisation point S unter Mag.Michael Peschek-Tomasi einen Blick in die Zukunft des heimischen Reifenhandels geworfen und dabei Herbert Varga in den Ruhestand verabschiedet. Philipp Ostbomk von Michelin Österreich (und B2B-Verantwortlicher fürZentraleuropa) warf neue Perspektiven der Reifenhersteller auf: ein spannender Ausblick auf die zu erwartende Infrastruktur und Individualmobilität in Städten, aber auch eine nüchterne Analyse der Veränderung des Kaufverhaltens. Weiters wurde aufgezeigt, mit welchen Anforderungen und (Logistik-)Konzepten der Handel künftig konfrontiert sein wird.

Herbert Varga reminiszierteüber die Entwicklung des Reifenfachhandels, der sich aus den Vulkanisations-und Reifenservicebetrieben entwickelt hat. Diese Händler haben den Bedarf an Reifen dem Verbraucher verkauft und auf das Fahrzeug montiert. Außerdem haben sich auch etliche Reifenhändler mit dem Weiterverkauf von Reifenan Tankstellen und Kfz-Werkstätten beschäftigt. Die Veränderungen begannen in den Siebzigerjahren, als die Reifenindustrien Reifenbetriebe übernahmen -im folgenden Jahrzehnt auch noch damit begannen, Autohäuser und Fastfitter direkt zu bedienen. Dies hat etliche Reifenbetriebe veranlasst, selbst mit dem Autoservice zu beginnen.

Ganzjahresreifen schmälert Serviceeinnahmen

Nun steht der Reifenfachhandel wieder vor neuen größeren Veränderungen bzw. Herausforderungen. Es ist der Ganzjahresreifen, der den Verlust von Serviceeinahmen verursacht. Speziell im urbanen Bereich ist dies sehr wahrscheinlich.

Varga hofft für die Branche, dass die Lobby der Reifenindustrie keine gesetzliche Änderung der Profiltiefe bei winterlichen Fahrverhältnissen erreicht.

Weiters fürchtet er die Überlegung der Reifenproduzenten, die Ware selbst an der Verbraucher zu vermarkten. Derzeit müsste die Ware noch von einem Lager der Industrie zum Verbraucher verschickt werden. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehntes könnten bereits Reifen aus einem 3D-Drucker kommen undso keine weiten Versandwege mehr notwendig sein. Schöne Aussichten.

Ohne Reifenfachhandel geht es dennoch nicht

Aber damit die Reifen auf das Fahrzeug kommen, braucht es Reifenservicestationen, die diese Arbeit durchführen können. Ebenfalls ein Thema wird der Antrieb der zukünftigen Fahrzeuge sein, auf das sich die Reifenservicestationen einstellen müssen.

Größere Organisationen bzw. Kooperationen sind in erster Linie die Ansprechpartner der Reifenproduzenten, damit die Fahrzeuge dorthin geroutet werden können. Auch das notwendige Equipment wird gröbere Investitionen bei den einzelnen Stationen verursachen.

Ein Einzelkämpfer wird es schwieriger haben, in das Servicenetz eingebunden zu werden.

Wenn diese Herausforderungen von den Reifenspezialisten angenommen werden, haben auch in Zukunft die Reifenservicestationen ihren Platz im Markt, bewertet Varga nach 23 Jahren als Vorsitzender des Gesellschafterrates die Lage.

Abschied ohne Wehmut

Gemeinsam mit zahlreichen Wegbegleitern wurde auch auf Vargas Karriere mit "109 Reifen-Saisonen" zurückgeblickt. Unter seiner gestalterischen Führung ist es gelungen, ein österreichweites Netz an Händlern zu vereinen und eine gemeinsame Organisation so auszurichten, dass von Ost bis West für jeden etwas dabei ist, das den (diversen und vielfältigen) Unternehmen dient, resümierte Peschek-Tomasi.

Prägende Manager der Branche, von Klaus Hochedlinger über Friedrich Stehle bis hin zu Heinz-Werner Knörnschild brachten ihre Anerkennung zu Vargas Lebenswerk zum Ausdruck. Als Berater wird er point S weiter zur Verfügung verstehen -eine wertvolle Personalaktie im streitbaren Reifengeschäft.