A&W: Wie weit ist Harley-Davidson in Österreich und der Region ausreichend aufgestellt?

Frank Schimossek: In puncto Händlerstandorte auf jeden Fall ausreichend. Wir sehen kein zusätzliches Potenzial. Wir wollen, dass jeder Händler profitabel arbeiten kann, und nicht, dass sich die Händlerstandorte gegenseitig kannibalisieren. Nurein profitabel arbeitender Händler ist ein langfristiger Partner, sowohl für uns als auch in der Beziehung zum Endkunden.

Wo liegen dann in Österreich noch die Potenziale?

Schimossek: Der Großraum Wien ist der wichtigste Bereich in Österreich, ansonsten arbeiten wir weiter an der Qualität unseres Händlernetzes. Ich sehe keine quantitative, sondern lediglich die Möglichkeit zur qualitativen Weiterentwicklung der bestehenden Händlerpartner.

Was ist der Status quo punkto 25 Prozent Strafzoll?

Dr. Christian Arnezeder: Wir sind eines der davon betroffenen Unternehmen. Das belastet das Europageschäft -im Schnitt um 2.200 US-Dollar pro Einheit, die wir als Hersteller derzeit zusätzlich "schlucken" müssen. Harley-Davidson hat entschieden, die Profitabilität unserer Händler, aber auch den Zugang zu unseren Produkten für die Kunden über das Ziel zu stellen, die Steuer wieder "hereinzuspielen". Das ist die Aussage der Motor Company dazu, und das ist eine sehr faire Sache.

Wie lange wird Harley das machen? Wie lange kann das ein Hersteller aushalten?

Arnezeder: Harley-Davidson hat in diesem Zusammenhang kein Ende, also keine Terminierung dazu bekanntgegeben.

Wie steht es um Überlegungen, einen Teil der Produktion ins Ausland zu verlagern?

Arnezeder: Ich kann nicht bestätigen, dass wir einen Teil der Produktion nach Europa verlegen oder das angekündigt haben. Harley-Davidson hat immer schon international produziert. Außerhalb Amerikas haben wir eine Produktion in Indien, eine in Brasilien, wo wir Motorräder für den brasilianischen Raum fertigen, und es wurdebekanntgegeben, dass wir in Kürze auch eine Produktion in Thailand einrichten werden. Richtig ist, dass wir ein Werk in Kansas City geschlossen haben. Diese Schließung hatte nichts mit der Zollproblematik zu tun, wurde aber eine zeitlang in den Medien damit vermischt. Tatsächlich haben wir nämlich unseren Produktionshauptstandort in York weiter ausgebaut.

Welche Fertigungstiefe erreicht Harley-Davidson bei den Komponenten in den USA?

Arnezeder: Wir sind in puncto Sourcing (bedeutet: die Herkunft) der Teile international aufgestellt und kaufen sie dort zu, wo wir sie in der Qualität für unsere Motorräder finden.

2018 hat H.-D. die Zulassungen gesteigert. Wie weit stimmt das mit dem Verkauf überein?

Arnezeder: Harley-Davidson konnte inÖsterreich die Zahl der Zulassungen von 975 (2017) im letzten Jahr auf 1.083 Zulassungen steigern, das ist ein nettes Plus. Wir freuen uns darüber.

Schimossek: Die öffentlich zugänglichen Zulassungszahlen spiegeln tatsächlich auch die Verkaufssituation wider, von da her sind wir in Österreich sehr zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr. Da sind für die Zukunft allerdings sicher auch noch Steigerungsmöglichkeiten "drin".

Worauf legt der österreichische Harley-Kunde Wert und wohin geht hierzulande der Trend?

Schimossek: Österreich ist im Vergleich zu Deutschland beispielsweise ein sehr starkes Touring-Land: Wir haben also einen wesentlich höheren Touring-Anteil in Österreich als in Deutschland, dafür vielleicht ein bisschen weniger Softtails. Aufgrund der Preisstruktur und der NoVA erfreuen sich natürlich die kleinvolumigeren auch etwas höherer Nachfrage als in Deutschland  -also Sportsters gehen in Österreich auch etwas besser als in Deutschland. High Premium ist ganz stark, ebenso Touring und eben Sportsters. Wir sehen auch keinen Grund dafür, dass sich dieser Trend verändern sollte, zumal der auchschon über einige Jahre stabil ist.

Welche umsatzmäßige Bedeutung haben Aftersales-und Teilegeschäft bei Harley? Wie weit ist der Harley-Fahrer Schrauber oder vertraut er bei Umbauten primär auf die Werkstatt?

Arnezeder: Das Thema Parts, Accessoires&General Merchandise - was wir gemeinhin als Zubehör betrachten, ist ein wichtiges Geschäft für uns und unsere Händler. Ich möchte hier keine Prozentzahlen nennen, weil das von Region zu Region variiert. Eine große Gruppe lässt Services oder Verschönerungen nur beim Händler durchführen, aber es gibt sicherlich auch Kunden mit viel Geschick.

Schimossek: Es gibt sicher beides, vor allem für die älteren Modellfamilien und Motorengenerationen gibt es durchaus versierte Schrauber als Fahrer. Bei den neueren Maschinen mit der ganzen Elektrik bzw. Elektronikkomponenten wird das schwieriger. Beim klassischen Customizing gibt es beides, aber dieser Bereich trägt sicherlich zur Profitabilität unserer Händler bei.

Welche Bedeutung hat der Online-Verkauf für Harley-Davidson in der D-A-CH-Region?

Arnezeder: Wir als Motor Company haben im Gegensatz zu den USA hier derzeit keinen E-Commerce, einige unserer Händler betreiben Online-Shops. E-Commerce wird aber sicher europaweit diskutiert. Die Umsetzung ist derzeit noch nicht angedacht.

Wie lautet Ihre Position als Hersteller, für dessen Fahrzeuge auch Geräusch typisch ist?

Arnezeder: Unsere Produkte stehen für Look, Sound and Feeling: Ein Teil der Emotionalität ist das Geräusch. Was der eine als "die schönste Musik der Welt" bezeichnet, ist für den anderen eine Belästigung. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Wir als Hersteller halten uns an die Gesetze.