In Österreich ist die Welt noch in Ordnung. In den allermeisten Betrieben heißt der Chef noch so wie das Unternehmen und selbiger begrüßt auch seine Kunden. Er kennt sie fast alle persönlich. Diese Unternehmen sind quer durch alle Branchen noch immer das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und speziell in der Kfz- und Karosseriebranche machen sie den mit Abstand größten Anteil aller Betriebe aus. Vieles ist aus Tradition entstanden, nicht selten war der Großvater oder der Urgroßvater Schlosser oder Wagner.

Die Erfahrung und der Mut der früheren Generation haben die Basis gebildet für die aktuelle Generation, die mit guter Ausbildung und unternehmerischem Geschick die goldenen Jahre der Branche genutzt hat, um tolle, hochqualitative Betriebe zu entwickeln, wo die Qualität und die persönliche Betreuung den Erfolg ausmachen. Die Frage, die sich stellt: Kann das so bleiben? In manchen anderen Ländern hat sich der Trend zu großen Lackierzentren längst durchgesetzt. Nur durch das Volumen, die hohe Zahl an Durchgängen sind die Preise zu realisieren, die in diesen Ländern von den Versicherungen ­„vorgeschrieben“ werden.

Auch in Österreich bringen die Lackhersteller ihre besten Produkte zu den Händlern, präsentieren und optimieren. Und diese Prozessoptimierung, die seit Jahren eng mit Karosserie und Lackiererei ­verbunden ist, wird auch umgesetzt – im Rahmen des Möglichen. Denn die optimale Effizienz braucht natürlich auch eine gewisse Größe und ein ­gewisses Volumen.

Große Herausforderungen für kleine Betriebe

Sind die heimischen Betriebe überhaupt groß genug für die Herausforderungen der Zukunft: Fahrzeug-Elektronik, Digitalisierung, Farbkomplexität, Prozess-Optimierung? Können die verhältnismäßig kleinen, österreichischen Karosserie-Fachbetriebe mit der rasanten Entwicklung Schritt halten? Es wird mit Sicherheit Defizite im Vergleich zu den riesigen Playern beispielsweise in England geben (müssen). Dennoch wird Karosseriereparatur in Österreich ein regionales Geschäft bleiben, das Auto soll in unmittelbarer Nähe zu Wohnort oder Arbeitsplatz repariert werden. Damit ermöglicht die österreichische Topografie nur eine begrenzte Konzentration und nur eine begrenzte Größe der ländlichen Betriebe.

Kein angestellter Geschäftsführer oder Standortleiter leistet so viel wie der Inhaber, das mussten Konzerne, Ketten und Filialisten schon oft spüren. Solange der Kunde vor Ort, also der Fahrer des Fahrzeuges noch entscheidet, wird die Struktur so bleiben. Und im internationalen Vergleich darf es dann in Österreich im Sinne der Kunden auch ein bissl teurer sein.